Eine repräsentative Umfrage macht es deutlich: Über 1.000 Befragte wünschen sich eine bessere Work-Life-Balance. Vor allem die Arbeitszeit steht in der Umfrage im Fokus. Flexible Arbeitszeiten, Ausgleichsmöglichkeiten und die Vermeidung von Überstunden – das ist, wonach Arbeitnehmer im Jahr 2016 verlangen. Doch warum ist das so? Und was genau hat es mit dem Begriff Work-Life-Balance eigentlich auf sich? Der folgende Artikel ermöglicht einen Überblick zur thematik.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Work-Life-Balance – was bedeutet das?
Work-Life-Balance (übersetzt das „Arbeits-Lebens-Gleichgewicht“) ist ein Begriff, der alles andere als neu ist. Mit Eintritt und Vormarsch der Generation Y auf dem Arbeitsmarkt und zunehmender Vernetzung von Privatleben und Berufsalltag, was stark durch das rasante Wachstum digitaler Medien geprägt ist, wurde allerdings der Ruf nach einer Work-Life-Balance stärker. Berufsalltag und Privatleben sollen im Einklang sein.
„Work-Life-Balance bedeutet eine neue, intelligente Verzahnung von Arbeits- und Privatleben vor dem Hintergrund veränderter und sich dynamisch wandelnder Rahmenbedingungen. Die Vereinbarkeit von Anforderungen und Interessen des Arbeits- und Privatlebens hängt sowohl von den organisatorischen Bedingungen als auch von der persönlichen Wahrnehmung und dem individuellen Verhalten ab.
Ein ausgeglichenes Verhältnis von Arbeits- und Privatleben fördert ganzheitlich erfolgreiche Berufsbiografien unter Rücksichtnahme auf soziale, familiäre, kulturelle, gesundheitliche, ehrenamtliche und sonstige private Erfordernisse bzw. Interessen. Eine gelungene Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben wirkt sich positiv auf die Person, die Organisation und die Gesellschaft aus.“
Video: Work-Life-Balance erreichen
Der Begriff Work-Life-Balance wird allerdings noch getoppt: Eine strikte Trennung zwischen Privatem und Beruf ist heute nur noch selten möglich. Während Arbeitnehmer häufig Arbeit mit nach Hause nehmen und diese abends vom heimischen Sofa aus bearbeiten, können sie im Gegenzug auch während der Arbeitszeit private Dinge erledigen.
Hier kommt die Steigerungsform der Work-Life-Balance: Das Work-Life-Blending. Konkret heißt das, dass es kein ausgewogenes Verhältnis zwischen zwei getrennten Bereichen (dem Beruf und dem Privatleben) geben soll, sondern eine bessere Vereinbarkeit beider Lebensbereiche als ein Ganzes.
Eine weitere Steigerungsform, die Unternehmen bereits teilweise erkannt haben, ist die Life-Life-Balance. Life-Life deshalb, weil genau diese Trennung zwischen Arbeit und Privatleben kaum noch möglich ist. Beides ist gleichermaßen Lebensmittelpunkt für Arbeitnehmer. Und beides sollte in Ausgewogenheit stehen. Übersteigen Stress, Unzufriedenheit und Frustration den Alltag, können Gefahren wie Burnout lauern.
Burnout: Eine stetig lauernde Gefahr
„Emotionaler, geistiger und körperlicher ‚Erschöpfungszustand nach einem vorangegangenen Prozess hoher Arbeitsbelastung, Stress und/oder Selbstüberforderung.‘“ (Quelle: Großes Wörterbuch Psychologie; Compact, Jahr:2007).
Burnout gilt als Krankheit, die eine körperliche und psychische vollkommene Erschöpfung beschreibt. Burnout – „Ausgebrannt“. Kurz erklärt zeichnet sich das Krankheitsbild durch die vollkommene körperliche und geistige Erschöpfung aus. Der Patient fühlt sich „ausgebrannt“. Die Symptome sind oft nur schwer zu erkennen und können einer Depression ähneln.
Im Gegensatz zur Depression baut sich das Burnout schleichend auf. Die Symptome häufen sich und der Patient kommt in die sogenannte Burnout-Spirale. Hier erst einmal angelangt ist es kaum noch möglich, aus eigener Kraft der Spirale zu entkommen. Daher ist es sehr wichtig, frühzeitig auf Signale und Symptome zu achten – und rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Bezüglich des Geisteszustands und der Psyche können diese drei Merkmale Hinweise auf Burnout sein:
- Innere Leere: Burnout Patienten spüren häufig eine sogenannte innere Leere. Sie empfinden keine Freude mehr, sind ständig unzufrieden oder können sich für nichts begeistern. Im Gegenzug plagen sie sich mit Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.
- Sinkende Leistungsfähigkeit:
Wer an Burnout erkrankt, leidet häufig unter stark nachlassender Leistungsfähigkeit. Die Konzentration fehlt, Nervosität macht sich als ständiger Begleiter breit und Betroffene fühlen sich oft nicht mehr in der Lage, Entscheidungen zu treffen. Dazu kommt eine ständige Angst, die die Burnout Patienten umgibt und dazu beiträgt, dass sie kaum noch emotional belastbar sind. - Erschöpfung:
Der Teil der Erschöpfung ist der prägnante Teil im Burnout. Patienten fühlen sich ausgebrannt und haben ihre Grenze, körperlich und psychisch, längst überschritten. Sie sehen sich der vollkommenen Erschöpfung gegenüber, sind müde und egal was sie machen, ihr Körper kann sich keine Erholung mehr holen.
Doch nicht nur psychische Anzeichen geben Hinweise auf die Burnout-Erkrankung. Auch körperliche Merkmale können Indizien für eine Erkrankung sein.
Dazu zählen zum Beispiel:
- Schlafstörungen
- Permanente Müdigkeit
- Rückenschmerzen
- Kopfschmerzen
Natürlich steht nicht jedes Merkmal für einen konkreten Verdacht auf Burnout. Wer jedoch diese oder ähnliche Anzeichen bei Körper und Geist bemerkt, sollte einen Arzt aufsuchen. Hier kann zunächst geklärt werden, ob andere Erkrankungen ausscheiden.
Beispielsweise können die körperlichen Anzeichen auch auf eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Mangelerscheinung hinweisen. Sobald andere Erkrankungen ausgeschlossen sind, können weitere Untersuchungen und Gespräche mit dem Arzt klären, ob sich der Patient auf dem Weg in die Burnout Spirale befindet.
Wie lässt sich eine gute Work-Life-Balance erreichen?
Wer sich nach einer guten Work-Life-Balance sehnt, sollte sich eine passende Strategie zurechtlegen. Bedingt durch das gesamte Umfeld können die eigenen Vorsätze nämlich schnell über Bord geworfen werden. Regeln aufstellen und sich selbst daran halten, kann also die Lösung für die Erfüllung der Work-Life-Balance sein.
- Striktes Einhalten der Arbeitszeit kann der erste Baustein zur Work-Life-Balance sein. Wer sich also vornimmt, um 17:00 Uhr Feierabend zu machen, sollte nicht erst um 18:00 oder 19:00 Uhr gehen. Ausnahmen bestätigen zwar immer die Regel, aber es sollten Ausnahmen bleiben!
- Klare Regelungen zur Erreichbarkeit für Chef und Kollegen sind ein weiterer Punkt, der zur Work-Life-Balance beitragen kann. Im Urlaub, am Wochenende oder im Feierabend sollten ausschließlich die Vertreter kontaktiert werden. Falls das grundsätzlich nicht möglich ist, sollten klare Regeln zu Uhrzeiten der Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit vereinbart werden. Halten sich Chef und Kollegen nicht an die Vereinbarung, kann man das Handy, Smartphone oder Blackberry übrigens auch auf „stumm“ schalten.
- Im Urlaub sollte grundsätzlich auf die Erreichbarkeit verzichtet werden. Urlaub ist zur Erholung da – wer arbeitet findet diese allerdings nicht.
- Mit dem eigenen Verhalten sollten Betroffene jederzeit beginnen und den Respekt seinen Kollegen und Vorgesetzten entgegenbringen, den sie sich bezüglich der eigenen Situation wünscht. Hier lässt sich klar formulieren, was man selbst erwartet und wie die Zusammenarbeit laufen sollte– und sich selbst strikt daran halten, Kollegen nicht im Feierabend oder Urlaub anzurufen.
- Wer sich nach der Work-Life-Balance sehnt, sollte nach Feierabend keine E-Mails checken und keine Telefonate führen. Feierabend bedeutet, Zeit für Freunde und Familie. Der Job kommt erst morgen früh wieder an erster Stelle.
- Neben der Strukturierung vom Berufsalltag sollte auch im Privatleben an der Work-Life-Balance gearbeitet werden. Self-Management ist hierbei das Zauberwort. Eine hohe Lebensqualität macht sich schließlich nicht alleine durch Job, Chef und Kollegen aus. Sport treiben oder andere Freizeitaktivitäten mit Familie und Freunden unternehmen, sorgt schnell für Ausgeglichenheit und führt zur besseren Work-Life-Balance.
Burnout vorbeugen und Work-Life-Balance verbessern
Die Burnout-Spirale ist heimtückisch. Einmal in ihr Netz gegangen, kommt man aus eigener Kraft kaum wieder aus ihr heraus. Dass es so weit kommt, ist häufig einem unverhältnismäßig großen Stress geschuldet, dem man sich im Alltag stellt.
Beruf- und Privatleben fordern teilweise gleichermaßen Kräfte und der Körper beginnt bei dauerhafter Überlastung und enormen Stresssituationen, seine Kraftreserven auszuschöpfen.
Wer sich rechtzeitig um Ausgewogenheit und Ausgeglichenheit kümmert – und seine Work-Life-Balance (wieder) herstellt, kann Burnout noch im Keim ersticken, bevor es die Oberhand gewinnt.
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