Redox-Potential, Trübungsmessung, Leitfähigkeitsmessung, Polymere, Synthese und noch eine ganze Reihe anderer recht technisch und vor allem chemisch anmutende Dinge gehören zum beruflichen Alltag von Chemielaborant und Chemikant. Wer schon in der Schule vor chemischen Formeln keinen Bammel hatte und Elan und Forschungsdrang besitzt, der wird sich als Chemikant und Chemielaborant sicher wohlfühlen. Womöglich ist vielen unter uns noch gar nicht bewusst, wie sehr die Chemie in unserem täglichen Leben verbreitet ist – und für uns als gewohnt dazugehört. Da müssen wir gar nicht zu Kosmetik und Reinigungsmitteln schauen. Die Trübungsmessung ist etwas weniger bekannt. Doch unsere Smartphones wären ohne die Erfindungen auf dem Gebiet der Chemie undenkbar. Als Chemielaborant kann man an der technologischen Entwicklung teilhaben und diese auch mitbestimmen.
Die Trübungsmessung und der Käse: zwei Aufgabenfelder aus der Chemie
Die pharmazeutische und die chemische Industrie wird man als den häufigsten Arbeitsplatz für Chemikanten und Chemielaboranten annehmen. Die Tätigkeitsfelder und die Einsatzgebiete des Chemie-Wissens reichen jedoch noch weiter. Wenn wir einmal beim Beispiel der Trübungsmessung bleiben, stehen wir plötzlich mitten in Themen der Umwelt und der Nachhaltigkeit. Die Trübungsmessung wird beispielsweise in der DIN EN ISO 7027 geregelt. Die Trübungsmessung gilt gemeinhin als ein effizientes und weitverbreitetes Messverfahren im Bereich der Qualitätskontrolle und der Gütebestimmung. Insbesondere Wässer mit geringer bis mittlerer Trübung werden regelmäßig der Trübungsmessung unterzogen.
Trübungsmessung von Wasser
Eine Trübung im Wasser ist zunächst einmal eine sehr subjektive Wahrnehmung. Anders als elektrochemische oder physikalische Parameter basieren die Effekte auf Partikeln, die in einer sogenannten Lösung dispergiert, auch unterschiedlich groß und unterschiedlich geformt und teils sehr beweglich sind. Mit der Trübungsmessung werden in vielen Applikationen Qualitäts- und Indikatorparameter ermittelt.
Ein alltägliches Anwendungsgebiet der Trübungsmessung ist das Trinkwasser. Hier dienen die Partikel im Trinkwasser als Indikator für ein eventuell vorhandenes Bakterienwachstum oder im Falle der Grundwasserentnahme für ein Überfahren der Quelle. Später dann setzt man die Trübungsmessung im Umfeld der Klärananlagen ein. Die Qualität der Reinigungsleistung und die mögliche Restbelastung mit ungelösten Stoffen werden hier durch die Trübungsmessung überwacht. In den Herstellungsprozessen der Industrie für Lebensmittel, Getränke aber auch bei Motoren dient die Trübung als ein Kriterium für Qualität.
Die Trübungsmessung wird teilweise nephelometrisch vorgenommen, wie beim Trinkwasser. Das Verfahren – festgelegt durch die DIN EN ISO 7027 – wird mittels IR-Licht ausgeführt und in der Einheit FNU (Formazine Nephelometric Unit) gemessen. Die US-Methode EPA 180.1 erfordert das Einsetzen einer Tungsten-Lichtquelle und misst das Ergebnis in der Einheit NTU (Nephelometric Turbidity Unit). Dabei entspricht 1 NTU = 1 FNU. Was sich hier sehr kompliziert anhört, kann vom Chemielaborant recht einfach umgesetzt werden. Die Trübungsmessung wird mit Online-, Labor- und Taschenmessgeräten oder auch mit Trübungssensoren ausgeführt.
pH-Wert-Messung in der Käseherstellung
Was die wenigsten ahnen werden, das ist die Tatsache, dass man als Chemielaborant auch Aufgaben in der Lebensmittelproduktion gestellt bekommen kann. Der pH-Wert beispielsweise ist ein Parameter, den man aus dem Chemie-Unterricht kennt. Der pH-Wert ist ein Parameter, dem man in der Lebensmittelherstellung mehr als einmal begegnet. Ein Produkt, bei dem man es womöglich am allerwenigsten vermuten würde, ist der Käse.
Bei der Herstellung von Käse muss der pH-Wert im gesamten Herstellungsprozess permanent überwacht werden. Der pH-Wert entscheidet nicht nur über die Qualität des Käses, er ermöglicht auch erst die Herstellung bestimmter Käsesorten von Weichkäse bis Hartkäse. Im Reifeprozess sorgt ein besonderer pH-Wert für die Löcher im Emmentaler und für das Herausbilden von typischen Geschmacksrichtungen oder auch ganz simpel für die weiße Rinde am Camembert.
Stoffmengen und Maschinen
Der Chemikant ist vorzugsweise in der chemisch-industriellen Produktion tätig. Seine Aufgaben umfassen hier beispielsweise
- Versorgen der Produktionsprozessen mit Rohstoffen
- Bedienen der Maschinen
- Warten der Maschinen in den Produktionsprozessen
- Das Protokollieren von Produktionsabläufen
- Organisieren der Herstellung von Farben, Waschmitteln oder anderen Produkten
- Überwachen des Fertigungsprozesses
- Stichproben entnehmen
- Beheben von auftretenden Störungen
Die Tätigkeitsfelder des Chemielaboranten haben mehr untersuchenden Charakter.
- Das Analysieren von Stoffen wie etwa bei der Trübungsmessung oder dem Prüfen des pH-Werts eines Stoffes
- Das Herstellen von Stoffgemischen
- Durchführen von Versuchen
- Das Dokumentieren von Analysebefunden
- Das Auswerten von Versuchsergebnissen
- Verbesserung chemischer Verfahren
- Entwickeln von chemischen Verfahren
Beide sind vor allem tätig in der Industrie, nicht nur in der chemischen. Chemielaboranten findet man aber auch in wissenschaftlichen Instituten oder in den Umweltämtern. Eben die Trübungsmessung ist da ein oft gesehener Job. Beiden gemein ist auch die akribische Arbeitsplanung bis hin zur Reinigung der von ihnen verwendeten Geräte.
Ausbildung zum Chemielaborant / Chemikant
Klare Voraussetzungen für Chemielaborant / Chemikant sind sehr gute Chemiekenntnisse. Weiter wichtig ist ein ausgeprägtes Wissen im Bereich der Biologie Physik. Dies hilft bei biochemischen Prozessen und dem Verständnis der genutzten Geräte. Mathematik ist ebenfalls sehr wichtig, da man stets mit Zahlen jongliert. Rechenfehler bei der Mengenberechnung haben hier Konsequenzen im gesamten Produktionsprozess.
Das Berufsbildungsgesetz (BBiG)
Chemielaborant und Chemikant sind nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) anerkannte, bundesweit einheitlich geregelte Ausbildungsberufe. Beide Ausbildungsgänge werden meist in der Industrie angeboten und dauern dreieinhalb Jahre. Man absolviert sie entweder dual – das heißt, im Betrieb und in der Berufsschule – oder schulisch. Aufgrund der hohen Fachkräfte-Nachfrage bieten sich gute Übernahme- und Karrierechancen.
Chemie-Tarifvertrag: Vergütung für Auszubildende (Azubi)
Was verdient man als Chemielaborant und Chemikant in der Ausbildung? Im Jahr 2018 stiegen die Löhne. Die Ausbildungsvergütung der Auszubildenden (Azubi) der Chemie stiegen ebenfalls deutlich Die Vergütung der Auszubildenden in den ersten beiden Lehrjahren erhöhte sich um neun Prozent, was eine ganze Menge ist. Die beiden folgenden Lehrjahre (nämlich das 3. und 4. Lehrjahr) wurde ebenfalls aufgebessert. Hier stieg die Ausbildungsvergütung um sechs Prozent an. Auch Urlaubsgeld bekommen Chemie-Azubis. Das Urlaubsgeld verdoppelte sich zuletzt auf 700 Euro pro Jahr. Diese Beträge sind übrigens Bruttobeträge.
Tabelle: Vergütung für Chemie-Azubis (Auszubildende)
Ausbildungsjahr | Vergütung (brutto) | Urlaubsgeld |
---|---|---|
1. Jahr | 980 Euro bis 1.020 Euro | 700 Euro |
2. Jahr | 1.050 Euro bis 1.100 Euro | 700 Euro |
3. Jahr | 1.100 Euro bis 1.150 Euro | 700 Euro |
4. Jahr | 1.050 Euro bis 1.250 Euro | 700 Euro |
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