Sommelier: Eine Karriere mit Perspektive?

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Der Sommelier ist ein seltener Beruf nur für richtige Weinenthusiasten. Wie sieht es mit der Ausbildung aus und gibt es echten Bedarf? Ideal für alle, die sich beruflich mit Wein beschäftigen möchten.

Sommelier: Eine Karriere starten und ein Star der Branche werden

Ein wirklich ungewöhnlicher Job. Gerade einmal 120 Menschen sind aktuell in Deutschland als Sommelier beschäftigt. Die Weinkellner arbeiten in der Luxusgastronomie oder in Hotels mit internationalem Anspruch. Der Weinexperte berät dort anspruchsvolle Gäste hinsichtlich der passenden Weinauswahl. Die Kunden erwarten viel und sind häufig selbst kleine Weinkenner. Sie kennen auch ihren eigenen Geschmack, erwarten vom Sommelier aber immer auch kreative Lösungen.

Freundliches Auftreten, engagiertes Diskutieren

Kurzum: Die Tätigkeit ist sehr fordernd, kann aber für Freunde des Rebensaftes die Erfüllung ihres Lebens sein. Das Diskutieren mit dem gehobenen Publikum kann nämlich auch richtig Spaß machen. Wichtig ist aber immer eine diskrete, höfliche Konversation. Ein kultiviertes Auftreten ist natürlich ebenfalls erwünscht. Und das Äußere sollte auch stimmen, im „Penner“-Look sich den Gästen zu präsentieren, ist ein No-Go.

Kann ich sofort starten?, mag sich einer fragen. Nein, zuerst muss man einen Fuß in der Gastronomie haben. Es reicht nicht, Riesling von Chardonnay zu unterscheiden oder zu wissen, dass am Rhein Wein wächst. Detailwissen zu Weinen und zu den gekelterten Rebsorten ist gefragt. Und zwar erst nach einer abgeschlossenen Ausbildung etwa als Koch oder Restaurantfachkraft.

Sommelier: Alternative Studium der Önologie

Manchmal passt aber auch ein Studium. Einige nennen sich Diplom-Ingenieur Weinbau und haben die sogenannte Önologie studiert. Das klingt erstmal wenig spannend, aber die Tätigkeit beinhaltet das komplette Wissen rund um den Wein. Wissenschaftlich, um technisches Verständnis zu entwickeln, etwa in der Herstellung des Weines.

Aber auch Praxisbezug wird erwartet: Das ganz normale Arbeiten auf einem Weingut. Das Begleiten der Trauben von der Lese zur Pressung und schließlich zur Reife hin bis zum fertigen Wein. Auch eine solche Herangehensweise kann unheimlich positiv für den späteren Weinkellner sein. Denn er lernt das Handwerk von der Pike auf und kann sich seinen Gästen, meist verwöhnten Gourmets, als kompetenter Ansprechpartner präsentieren.

Der Beruf als Sommelier erfordert eine lange Ausbildung. (#1)

Der Beruf als Sommelier erfordert eine lange Ausbildung. (#1)

Prozess der Kelterung und Gärung erläutern

Und zwar eben nicht nur bei der Frage, welcher Rotwein am besten zum Menü passt. Sondern er kann immer noch eine kleine Story in die Präsentation der Weine verpacken. In diesem Fall berichtet er zum Beispiel vom Prozess der Kelterung und Gärung des Rebensaftes. Einmal eingebunden in diese Erzählung, schmeckt vielen Gästen der Wein wirklich besser. Und das sollte immer das gemeinsame Ziel sein.

Wer Önologie studiert und als Sommelier später arbeitet, hat sicher ein gutes Grundgerüst und betrachtet den Wein aus kulturellen, gesellschaftlichen, ökonomischen wie ökologischen Kriterien. Insgesamt gab es laut Wikipedia im Jahre 2014 gerade einmal 63 abgeschlossene Ausbildungsverträge für Önologen. Aber der Ausbildungszweig ist natürlich wie die Branche klein. Das gilt auch für den Weinkellner, der in vielen Fällen heute noch ein Nischendasein fristet.

Sommelier: Gute Adressen zum Arbeiten

Weinfreunde haben inzwischen die Qual der Wahl und finden im ganzen Land bestimmte Hotels oder Restaurants, wo man als Weinkellner tätig sein kann.

Hier einige der bekanntesten Orte:

  • Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski München: Münchens Top-Adresse. Ein 1858 erbautes Luxushotel im Zentrum der bayerischen Landeshauptstadt. Marienplatz oder Rathaus sind jeweils bequem in ein paar Minuten zu erreichen. Zum Verköstigen der Weine ist man also schnell wieder vor Ort.
  • Louis C. Jacob Hamburg: Ein 2-Sternerestaurant und ein Top-Restaurant. Neben den Gaumenfreuden ein Höhepunkt ist der atemberaubende Blick über den mächtigen Elbstrom. Eine erstklassige Adresse in der Hansestadt.
  • Das Stue Berlin: Der Vorteil dieser Design-Herberge: Man wohnt im Grünen nahe des Tiergartens und ist doch nah an der Berliner City. Das Hotel befindet sich auch in Zoo-Nähe. Also ist es problemlos möglich, erst die Tiere zu bestaunen und dann herrliche Weine zu genießen.
  • Excelsior Hotel Ernst Köln: Kölns Grand Hotel ganz nah beim Dom. Eine der besten Adressen der Region. Inklusive Weinkellner für einen entspannten Absacker im Gourmet-Restaurant oder der Bar.
  • Le Flair Düsseldorf: Der Stadtbezirk 1 ist eine Trendlage Düsseldorfs. Hier befindet sich eine der besten Orte für gehobenen Weingenuss. Ein kleines, aber elegantes Haus mit einem Sommelier als gute Weinberatung.

Sommelier: Die ideale Kombination für beruflichen Erfolg

Der Aspekt, dass es ein studierter Önologe zum besten Weinkellner geschafft hat, ist interessant. Weil Studierte häufig etwas Hemmungen haben, ihr Produkt zu verkaufen. Echte Vertriebsprofis sind da offensiver und preisen ihre Produkte lautstark an. Diese Fähigkeit kann dann auch in der späteren Beratung von Gästen ein Vorteil sein.

Das Erfolgsgeheimnis ist aber wohl die Kombination: Das technische Verständnis für die Herstellung des Weines, das Wissen, was es bedeutet als Winzer jeden Tag im Weingut zu arbeiten, die nötige Kenntnis aller möglichen Weinsorten inklusive der wichtigsten Anbaugebiete und der seriöse Auftritt vor kultivierten Gästen in einem Restaurant der Spitzenklasse. Die Teilnehmer eines Gourmetmenüs versuchen oft, sehr detaillierte Fragen zu stellen. Wer sich jetzt nicht blamieren will, benötigt die vorher beschriebenen Kenntnisse und Erfahrungen.

Bei allem Know-how: Am Ende sollte der Mensch zählen. Auch bei einer hochwertigen Beratung teurer Weine. Bringt man seine Weinberatung charmant und gewitzt rüber, hat man einige Sympathien sicher. Ein flapsiger Spruch ist sicher mal drin, wenn ansonsten Kompetenz überwiegt und echtes Verständnis für die präsentierten Weine überwiegt. Jeder ist nur Mensch und das sollte auch in diesem verrückt-einzigartigen Beruf gelten.

Ein ideales Ende hat eine Weinverköstigung gefunden, wenn man etwas geschmunzelt hat und trotzdem einen herrlichen Weinabend voll positiver Geschmackserlebnisse mitgenommen hat. Und am Ende ist es dann auch völlig egal, ob man es vom Studium der Önologie geschafft hat oder klassisch über eine Ausbildung in der Gastronomie reingekommen ist. Denn jeder muss sich in der Praxis bewähren und wird am Ende akzeptiert oder für ungeeignet befunden.

Video: Sommelier verkostet die neuen Aldi-Weine für FOCUS Online

Sommelier: So starten Absolventen im Job durch

Erst dann kann man als Weinexperte in den besten Hotels und Restaurants Deutschlands durchstarten. Nötig ist vorher eine einjährige Zusatzausbildung mit nachfolgendem IHK-Abschluss. Einige Institute legen bewusst Wert darauf, Wissen nicht nur zum Wein zu stellen, sondern die tausendjährige Geschichte der Weinpressung und Kelterung zu erwähnen. Solchen Instituten ist also wichtig, die kulturelle und geographische Dimension stärker zu betonen.

Ein Vorteil: Kennt ein Sommelier auch diese Aspekte, wächst sein Selbstbewusstsein und die Kompetenz im Job insgesamt.Damit erweitern sie den Horizont der Auszubildenden und verbessern deren Jobchancen. Denn es zählt längst mehr, die hochwertigen Gäste möchten zu jedem Wein informiert werden. Dazu gehört immer eine spannende Story. Oder wenigstens ein paar Detailinfos zum Winzer und seinem Anbaugebiet. Die Antwort „dieser Wein ist trocken“ reicht eben heutzutage nicht mehr.

Ein wirklich ungewöhnlicher Job. Gerade einmal 120 Menschen sind aktuell in Deutschland als Sommelier beschäftigt. (#2)

Ein wirklich ungewöhnlicher Job. Gerade einmal 120 Menschen sind aktuell in Deutschland als Sommelier beschäftigt. (#2)

Erwünscht: Fanatiker mit Biss

Echte Weinliebhaber stört das nicht. Diese büffeln gerne bis zum Abschluss alles zum Thema Wein durch und freuen sich auf den Praxisstart. Denn wenn die Leidenschaft für Wein und der häufige Kundenkontakt weiter genau das Richtige ist, beginnt das Abenteuer Sommelier. Das Beste: Zeigt man wirkliches Engagement, kann man es weit bringen.

Erst im Juli wurde der beste Sommelier der Welt erkoren. Und er arbeitet nicht in den Weltmetropolen von New York oder London, sondern in der Südtiroler Provinz. Er ist Mitarbeiter in einem abgelegenen Alpental, die Weinabteilung ist aber einer Metropole würdig. Beharrlichkeit und Einsatz zahlen sich offenbar aus. Und sein Arbeitgeber freut sich doppelt, weil jetzt nach der Auszeichnung wohl viele neue Weinfreunde den Weg in die Berge finden.

Sommelier: Ein Beruf mit Nachfrage

Die Auszeichnung beweist: Es lohnt sich, am Traumberuf Sommelier festzuhalten. Sowohl in der ländlichen Alpenregion wie in den Großstädten. Denn es gibt bei immer mehr Menschen den wachsenden Wunsch nach gehobenem Luxus, zum Beispiel auch in Form edler Menüs und feiner Weine. Dieser Personenkreis sucht gezielt die Schlemmertempel auf und hat hohe Ansprüche. Die Nachfrage ist definitiv da und sie kann durch neue Weinkellner befriedigt werden.

Schulungen und Weiterbildungen bleiben dabei unersetzlich. Obwohl es eine wichtige Entwicklung hin zu mehr Konsum gibt, ist dieser Markt sehr fragil. Wenn halt irgendwo gespart werden muss, dann eben beim Besuch eines (zu) teuren Restaurants. Aber genau dort sind viele Mitarbeiter als Weinkellner beschäftigt. Beweist man hingegen den nötigen Biss und die ständige Bereitschaft, Neues zu erlernen, honoriert das auch der Arbeitgeber, also der Geschäftsführer oder Besitzer einer Lokalität.

Im besten Fall gewinnt man als Konsequenz aus der harten Arbeit sogar Preise wie der junge Mann aus Südtirol. Dieser hat es in seinem Beruf wohl geschafft und muss sich in den nächsten Jahren keine Sorgen um sein Auskommen machen. Für die meisten anderen Weinkellner ist es ratsam, nicht nur im Gastronomiesektor nach zusätzlichen Möglichkeiten des Geldverdienens zu suchen.

Kann man auch im Jahre 2030 und darüber hinaus noch vom Job eines Weinkellners leben? Wie in vielen anderen Berufen bleibt auch hier der beliebte Tipp an Arbeitnehmer: Dranbleiben und niemals den Anschluss verlieren. (#03

Kann man auch im Jahre 2030 und darüber hinaus noch vom Job eines Weinkellners leben? Wie in vielen anderen Berufen bleibt auch hier der beliebte Tipp an Arbeitnehmer: Dranbleiben und niemals den Anschluss verlieren. (#3)

Empfehlung: Spezialisierung auf ein Nischenthema

In der Fokussierung liegt eine weitere Chance. Ein Sommelier, der seine Fühler ausstreckt und in weiteren Branchen sucht, kann sich ein wertvolles Zusatzeinkommen und damit auch seine Karriere sichern. Das können zum Beispiel Auftritte auf größeren Betriebsfeiern sein oder ganz klassisch Hochzeitsfeiern. Dort sitzt häufig das Geld lockerer und bei beiden Veranstaltungen können Weinexperten ihre Erfahrung einbringen.

Die persönliche Anwesenheit kann von großem Vorteil sein. Und selbst wenn man wieder eine Art Kellner spielt, dafür sollte sich kein Weinspezialist zu schade sein. Ganz davon ab, dass die meisten Vertreter aus dieser Branche kommen. Es bringt in der Regel auch finanziell etwas ein. Die Firmenfeier oder Hochzeiten wirken einfach noch gehobener, wenn ernste und souverän dreinblickende Mitarbeiter den edlen Tropfen Wein ausschenken.

Auch immer mehr Frauen üben den Beruf eines Weinkellners aus. (#4)

Auch immer mehr Frauen üben den Beruf eines Weinkellners aus. (#4)

Sommelier: Win-Win-Situation durch Folgeaufträge

Weiterer Vorteil: Oft ergeben sich Aufträge durch Aufträge. Führt man seine Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit durch, engagiert der Hausherr den Weinkellner auch bei der Hochzeit des nächsten Kindes. Genauso verhält es sich bei Unternehmen. Manchmal ist man überrascht, wie viel Potential noch vorhanden ist. Um dauerhaft in der Branche Sommelier Karriere zu machen oder aufzusteigen, bedarf es in jedem Fall eigener Anstrengungen.

Dazu zählen eben auch die freiberuflichen Engagements bei Feiern aller Art. Und es ist die schönste Situation, wenn man nach dem Auftritt bei der einen Firma gleich den nächsten Vertrag für ein anderes Unternehmen unterschreibt. Diese Einnahmen und die stetige Weiterbildung und Beschäftigung mit dem Thema „Wein“ gewährleisten das berufliche Fortkommen.

Es ist eben wie in jedem Job. Nur, dass es sich hier um eine extrem kleine Gruppe von Menschen handelt. Das kann auf der einen Seite positiv sein. Denn wenn man einen guten Namen hat, spricht sich das schnell herum. Der negative Aspekt ist, dass sich auch schlechte Leistungen wie eine nachlassende Weinkompetenz den potentiellen Arbeitgeber eines Weinkellners schnell erreichen.

Wie sieht es in 15 Jahren aus?

Kann man auch im Jahre 2030 und darüber hinaus noch vom Job eines Weinkellners leben? Wie in vielen anderen Berufen bleibt auch hier der beliebte Tipp an Arbeitnehmer: Dranbleiben und niemals den Anschluss verlieren. Auch in der Weinbranche ist vieles im Fluss und nichts endgültig gesichert. Technologien verändern sich, die Arten der Weinherstellung unterliegen einem Wandel.

Neue Winzergenossenschaften entstehen und Ansprechpartner wechseln. Hier gilt es up to date zu bleiben und sich seinen Gästen wie Vorgesetzten als unentbehrlicher Mitarbeiter zu beweisen. Eines gibt es übrigens auch noch in 15 Jahren und das bleibt: Der persönliche Kontakt zum Gast. Diesen Vorteil sollte jeder Sommelier ausspielen.


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