Brillen gehören zum Alltag und werden teils aus medizinischen, teils aus modischen Gründen getragen. Liegt eine wirkliche Sehschwäche zugrunde, kann diese zum beruflichen Handicap werden.
Sehschwäche erklärt: Verschiedene Formen von Fehlsichtigkeiten
Nicht alle Menschen tragen modische Brillen zum Ausgleich der Sehschwäche, viele lieben einfach den Look. Doch wer beim Sehtest eine wirkliche Schwäche bescheinigt bekommen hat, sieht die modischen Aspekte sicherlich eher als untergeordnet. Vor allem jüngere Menschen, die sich noch in der Berufsfindung befinden, sind unsicher: Können sie den erwünschten Beruf ausüben oder nicht? Immerhin stellen Polizei und Bundeswehr hohe Anforderungen an die körperliche Fitness und auch an die Sehleistung der Bewerber.
Erst einmal gilt es aber zu klären, wovon der Einzelne betroffen ist. Generell wird als Sehschwäche die Tatsache bezeichnet, bei der das Auge nicht mehr in der Lage ist, die erfassten Gegenstände richtig auf der Netzhaut abzubilden. Diese Gegenstände werden von den Betroffenen anders wahrgenommen als von Menschen mit gesunden Augen.
Möglich ist zum Beispiel die Rot-Grün-Blindheit, bei der beide Farben nicht voneinander zu unterscheiden sind. Auch das Doppeltsehen oder eine Nachtblindheit kann vorliegen. Dazu kommen die Weit- und die Kurzsichtigkeit als häufigste Formen einer Sehschwäche. Bei beiden Varianten ist ein fehlerhafter Augapfel die Ursache für eine Einschränkung der Sehfähigkeit. Die Lichtstrahlen, die auf dem Auge auftreffen, werden fehlerhaft gebündelt, der Brennpunkt ist nicht auf der Netzhaut. Er kann davor oder dahinter liegen.
- Informationen zur Kurzsichtigkeit
Die Kurzsichtigkeit wird als Myopie bezeichnet. Bei ihr können die Betroffenen die Dinge, die direkt vor ihnen liegen, scharf und deutlich sehen. Alles, was weiter entfernt ist, wird unscharf oder verschwommen wahrgenommen. Sollen Kurzsichtige etwas in der Ferne gut erkennen, kneifen sie meist die Augen zusammen. Der Augenarzt oder Optiker gibt den Grad der Kurzsichtigkeit mit negativen Dioptrien an. - Informationen zur Weitsichtigkeit
Die Hyperopie, wie die Weitsichtigkeit auch genannt wird, lässt den Menschen Dinge in der Ferne klar und scharf sehen. Gegenstände, die sich nahe vor ihm befinden, werden unscharf und verschwommen. Der Grund: Der Augapfel ist zu kurz. Die Weitsichtigkeit zeigt sich zuerst beim Lesen, das schon bald schwerer fällt. Gerade auch bei der Bildschirmarbeit bekommen es Menschen, die von der Weitsichtigkeit betroffen sind, mit neuen Herausforderungen zu tun. Das Blicken auf den Monitor wird als anstrengend empfunden, nicht selten zeigen sich Kopfschmerzen. Die Augen werden überanstrengt. Leichte Formen der Weitsichtigkeit werden meist nicht ausgeglichen, ansonsten helfen Kontaktlinsen oder eine Brille dabei, wieder besser lesen und in die Ferne blicken zu können.
Wichtig ist, dass eine regelmäßige Kontrolle beim Optiker oder Augenarzt erfolgt, was auch für bisher nicht in der Sehleistung eingeschränkte Personen gilt. Wer häufig am Computer arbeitet oder älter als 40 Jahre ist, sollte mindestens alle zwei Jahre die Augen untersuchen lassen, sodass Fehlsichtigkeiten und Augenerkrankungen so zeitig wie möglich festgestellt werden können. Nun sind sie noch behandelbar und werden in ihrem Ausmaß eingedämmt.
Neben der bereits genannten Brille und den Kontaktlinsen kann auch eine Laserbehandlung helfen, das Problem mit den Augen zu beheben. Die generelle Empfehlung lautet ohnehin, bestenfalls die Ursachen zu behandeln und sich nicht nur auf eine Behandlung der Symptome zu beschränken.
Dies wird auch im folgenden Video erklärt, bei dem es um das Behandeln der Sehschwäche geht. Allerdings lassen sich diese Ursachen nicht immer vollständig beheben und es kann auch mit einer Laseroperation der Fall sein, dass weiterhin eine Brille getragen werden muss. Ein verlängerter Augapfel kann damit nicht gekürzt werden.
Bildung als Grund für die Sehschwäche?
Forscher gehen davon aus, dass der zunehmende Grad an Bildung eine Ursache für die fortschreitende Anzahl an Menschen mit Sehproblemen ist. Dass die Bildschirmarbeit ein Grund dafür ist, dürfte inzwischen jedermann klar sein. Das menschliche Auge ist nur dafür gemacht, reflektiertes Licht aufzunehmen, bei der Arbeit am Monitor jedoch muss es in eine Lichtquelle schauen. Das überanstrengt das Auge auf Dauer, es ermüdet rascher. Es wird mehr Rhodopsin (als Sehpurpur bekannt) verbraucht, das Auge wird geschädigt.
Nun hat es Untersuchungen in den USA gegeben, bei denen ab ca. 1960 bis 1970 eine enorme Zunahme an Fehlsichtigkeiten vor allem bei Farbigen festgestellt wurde. Als Grund dafür wird angenommen, dass etwa zu dieser Zeit die Bildungsmaßnahmen für eben diese Bevölkerungsgruppen massiv verbessert wurden.
Vereinfacht gesagt: Bildung gilt als Ursache der Sehschwäche. Dieser Satz muss natürlich differenziert betrachtet werden, denn es ist nicht allein das Lesen, das das Auge so stark fordert, sondern der sture Blick auf einen Gegenstand in unmittelbarer Nähe zum Auge, die Konzentration auf diesen und der fehlende Ausgleich durch das Blicken in die Ferne.
Karriereprobleme mit einer Sehschwäche?
Logisch: Wer in seinem Beruf auf die Augen angewiesen ist, kann hier Probleme bekommen. Die moderne Medizin sowie die Augenoptik hält allerdings zahlreiche Lösungen parat, um zum Beispiel einem Büroangestellten weiterhin seinen Job zu ermöglichen. Eine Sehschwäche wird mit den entsprechenden Hilfsmitteln so gut ausgeglichen, dass es im Alltag nicht zu Beeinträchtigungen kommt.
Augenerkrankungen müssen allerdings rechtzeitig erkannt werden, um sie beheben zu können, ehe sie weitere Schädigungen am Auge verursachen. Der regelmäßige Sehtest ist daher Pflicht!
Problematischer wird es eher für die diejenigen, die sich zum Beispiel bei der Polizei, bei der Feuerwehr oder bei der Bundeswehr bewerben wollen und wo es auf die Sehfähigkeit in besonderem Maße ankommt. Ein Sehtest im Rahmen der Eignungsprüfung soll zeigen, ob der Bewerber für den Dienst geeignet ist oder ob eine eventuelle Sehschwäche den Einsatz verhindern kann.
- Info: Sehfähigkeit bei der Bundespolizei
Die Sehfähigkeit stellt bei der Bundespolizei ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung der Eignung für den Dienst dar. Liegt eine bekannte Sehschwäche vor, muss im Rahmen des Auswahlverfahrens ein Befundbericht eines Augenarztes eingereicht werden, der das vorliegende Sehvermögen attestiert.
Die Anforderungen in Bezug auf die Sehleistung, die von einem Bewerber für die Bundespolizei gefordert werden, sehen wie folgt aus:
- unkorrigierte Sehleistung muss auf einem oder beiden Augen bis zum 20. Lebensjahr mindestens 50 Prozent betragen, ab dem 20. Lebensjahr mindestens 30 Prozent
- Sehschärfe muss nach einer Korrektur mehr als 80 Prozent auf einem oder beiden Augen betragen
- Unterschied zwischen beiden Augen darf +/- 2,5 Dioptrien nicht überschreiten
- Astigmatismus (Stabsichtigkeit) darf +/- 2,5 Dioptrien nicht überschreiten
- räumliches Sehen muss intakt sein
- kein Schielen
- keine Verwendung orthokeratologischer Hilfsmittel
- keine Farben- oder Nachtblindheit
Im Gegensatz zur allgemeinen Annahme ist bei den Piloten der Bundeswehr das Tragen einer Brille erlaubt. Hier wird die normale Variante gegen eine spezielle Fliegerbrille getauscht. Dennoch gelten für die Erstuntersuchung folgende Grenzwerte: Wehrflieger bis maximal – 3 Dioptrien, Jet-Piloten bis maximal – 1,5 Dioptrien bei der Kurzsichtigkeit.
In Bezug auf die Weitsichtigkeit gelten + 3 Dioptrien für Wehrflieger und +2 Dioptrien für Jet-Piloten als Grenzwerte. Bei einer Hornhautverkrümmung dürfen höchstens 2 Dioptrien für Wehrflieger und 0,5 Dioptrien für Jet-Piloten vorliegen. Mit der Brille muss jedes Auge zu 100 Prozent sehen können!
Hier gilt tatsächlich, dass eine Fehlsichtigkeit bzw. eine Sehschwäche dazu führen kann, dass die geplante Karriere frühzeitig beendet ist oder gar nicht erst beginnen kann, weil die Auswahluntersuchung nicht bestanden wird. Sehhilfen sind möglich, können im Einsatz aber behindern, daher werden häufig Sehkorrekturen per Operation angestrebt.
Ärzte bei Polizei und Bundeswehr raten aber dazu, diese Eingriffe nicht vor der Auswahluntersuchung vornehmen zu lassen, denn nicht immer gelingen diese und unter Umständen ist eine noch stärkere Sehhilfe erforderlich. Wurde eine Operation durchgeführt, müssen die entsprechenden Unterlagen und der Abschlussbericht des behandelnden Arztes zur Auswahluntersuchung mitgebracht werden.
Wichtig: Bundespolizei und Landespolizei nennen in ihren Dienstvorschriften einige Anforderungen in Bezug auf das Augenlasern:
- kein Lasern in den letzten zwölf Monaten vor der Bewerbung für den Polizeidienst
- keine Implantation von Intraokularlinsen
Auch die Feuerwehr richtet sich in ihren Dienstvorschriften nach den Vorschriften der Polizei. Eine optimale Korrektur soll hier +/- 3 Dioptrien nicht überschreiten, die Augen müssen ohne Korrektur noch eine Mindestsehschärfe von 30 Prozent aufweisen.
Tipps zur Entspannung: Vorsorgemaßnahmen für gesunde Augen
Nicht nur die regelmäßige Untersuchung beim Augenarzt von Kind an ist wichtig, denn die meisten Sehschwächen zeigen sich schon bei Kindern. Außerdem sollten die Menschen ihren Augen mehr Erholung gönnen.
Einfach mal Tablet, PC und Smartphone abschalten und die folgenden Übungen in den Alltag einbauen:
- Handflächen reiben, bis sie warm sind und wie Deckel auf die Augen legen, langsam vom Gesicht lösen
- Augenknochen massieren, um die Durchblutung anzuregen
- kreisende Bewegungen über die Akupressurpunkte an den Augen (Augeninnenwinkel bis zur Augenbraue sowie mittig unterhalb des Auges)
- bewusst häufig blinzeln
- Blicke zwischen Nähe und Ferne abwechseln
- für feuchte Raumluft sorgen
- mit der Hand eine Acht in die Luft malen, mit den Augen den Handbewegungen folgen
- Augen bewusst bewegen: nach oben und unten, von links nach rechts
- Blicke springen lassen: Gegenstände in der Ferne fixieren, danach zu einem Gegenstand direkt vor sich schauen, Blick so lange halten, bis die Augen zur Ruhe gekommen sind
- Fernglas mit den Händen formen und hindurch schauen
Wie allgemein bei den Empfehlungen zu einer gesunden Lebensweise muss auch für die Augen und zur möglichen Vermeidung einer Sehschwäche mehr Sport und Bewegung im Alltag empfohlen werden. Denn: Während der Mensch Sport treibt, kann er nicht auf sein Smartphone schauen, die Augen haben Zeit, sich zu erholen. Besonders gut ist es dann, wenn der Sport im Freien stattfindet. Alle Outdoorsportarten sind eine Erholung für die Augen, denn beim Joggen, Radfahren, Schwimmen oder Walken verändert sich der Blick von der Nähe zur Ferne und umgekehrt ganz kontinuierlich.
Die Luft draußen ist frischer und feuchter als die oft viel zu trockene Raumluft, das bringt Erholung für die Schleimhäute. Beim Schwimmen im Freibad oder in der Halle kann es bei empfindlichen Augen nötig sein, sie mit einer Schwimmbrille zu schützen, da das enthaltene Chlor die Augen zusätzlich reizen kann. Gerade Augen, die häufig zu trocken sind, weil der Betreffende bei der Bildschirmarbeit das nötige Blinzeln vergisst bzw. viel zu selten blinzelt und damit die Augen
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