Profifußballer: Der lange Weg beginnt im Kindergarten

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Profifußballer zu werden, ist der Traum vieler Jungs weltweit. Märchenhafte Karrieren wie die der Stars Ronaldo, Messi oder auch Schweinsteiger sind jedoch das Resultat einer Kombination aus Talent, Disziplin, Glück und harter Arbeit, die schon im Kindergarten beginnt.

Welche Voraussetzungen müssen Profifußballer erfüllen?

Wer sich die Mannschaftsbilder der Profi-Vereine anschaut, stellt fest, dass Fußball-Profis eine ganz unterschiedliche Statur haben. Während in vielen Sportarten ein bestimmter Körperbau Voraussetzung dafür ist, es bis an die Spitze zu schaffen, ist das im Fußball nicht der Fall. Auffällig ist jedoch, dass in dieser Sportart auch viele eher klein gewachsene Athleten außergewöhnliche Erfolge erringen.

Prominente Beispiele dafür sind Lionel Messi, Diego Maradona oder Franck Ribéry, die alle drei maximal 1,70 Meter groß sind. Anders als in anderen Sportarten ist somit eine eher geringe Körpergröße kein Hindernis. Im Gegenteil: Diese Sportler fallen durch besondere Wendigkeit auf.

Profifußballer sind Athleten und ein entsprechend muskulöser Körperbau ist deshalb unverzichtbare Voraussetzung, um erfolgreich zu sein. Aber auch in dieser Hinsicht gibt es Unterschiede. Thomas Müller ist ein hochgewachsener, schlanker Typ, wohingegen Bastian Schweinsteiger über eine wesentlich kräftigere Muskulatur verfügt. Der Vorteil eines Mannschaftssports besteht darin, dass unterschiedliche Typen gefragt sind. Ein erfolgreiches Team braucht kräftige, zweikampfstarke Verteidiger und schnelle, wendige Angreifer.

Körpergröße oder Muskelmasse sind also nicht entscheidend dafür, ob ein junges Talent den Sprung in den Profifußball schafft. Was macht dann den Unterschied aus? Warum hat der junge brasilianische Stürmer-Star Gabriel Jesus erreicht, wovon Tausende anderer junger Männer in Brasilien vergeblich träumen? Bei der WM 2014 war er noch bettelarmer Straßenmaler und vier Jahre später steht er in der Start-Elf der brasilianischen Nationalmannschaft.

Die meisten jungen Talente beginnen ihre Laufbahn im Heimatverein und kicken dort bereits mit sechs oder sieben Jahren zwei- bis dreimal pro Woche. (#01)

Die meisten jungen Talente beginnen ihre Laufbahn im Heimatverein und kicken dort bereits mit sechs oder sieben Jahren zwei- bis dreimal pro Woche. (#01)

Wichtiger als Talent: Jahrelanges Training

So märchenhaft der Aufstieg junger Fußballtalente auch manchmal erscheint, dahinter steckt immer harte Arbeit. Bereits im Kindergartenalter ist Fußball für diese Kinder weit mehr als ein Hobby. Ähnlich wie in jedem anderen Leistungssport beginnt der Drill mit spätestens vier oder fünf Jahren, oft sogar früher. Für die Karriere als Profifußballer ist neben Begeisterung auch ein hohes Maß an Opferbereitschaft erforderlich. Der Verzicht auf Freizeit fällt sehr jungen Talenten dabei weniger schwer als Teenagern. Deshalb hören viele Nachwuchs-Kicker in diesem Alter auf.

Die meisten jungen Talente beginnen ihre Laufbahn im Heimatverein und kicken dort bereits mit sechs oder sieben Jahren zwei- bis dreimal pro Woche. Am Wochenende kommen die Punktspiele hinzu und manchmal mehrtägige Turniere. Schafft es ein Junge oder Mädchen, Talent-Scouts des DFB oder eines Bundesliga-Vereins auf sich aufmerksam zu machen, kommen zusätzliche Trainingseinheiten dazu. DFB und Deutsche Liga betreiben 54 Nachwuchsleistungszentren. Von den Talenten werden außerdem gute Schulnoten verlangt. Ehrgeizige Jungen und Mädchen müssen also lernen, bereits als Kinder mit hohem Leistungsdruck und wenig Freizeit zu leben.

 In der U12 beginnt das große Aussortieren. Die DFB-Talentförderung wählt jährlich ungefähr 6.000 U12 Nachwuchsspieler aus. (#02)

In der U12 beginnt das große Aussortieren. Die DFB-Talentförderung wählt jährlich ungefähr 6.000 U12 Nachwuchsspieler aus. (#02)

Weichenstellung nach der Grundschule

Während für die meisten Kinder das Ende der Grundschulzeit nur mit der Entscheidung darüber verknüpft ist, welche Schulform gewählt wird, tritt die „Karriere“ des jungen Fußballers spätestens jetzt in eine entscheidende Phase. In der U12 beginnt das große Aussortieren. Die DFB-Talentförderung wählt jährlich ungefähr 6.000 U12 Nachwuchsspieler aus.

Während dieses harten Auswahlprozesses wird das alles bewertet:

  • Sprintfähigkeit
  • Dribbelstärke
  • Jonglieren mit dem Ball
  • Spielsituationen
  • körperliche Fitness
  • mentale Fähigkeiten

Psychologische Betreuung schützt die Talente

Damit der Fußballnachwuchs dem Stress und Druck standhält und dabei nicht das Wichtigste, die Freude am Fußballspielen, verliert, wird er auch psychologisch betreut.

Eine Studie der Universität Tübingen hat ergeben, dass drei psychische Einflussfaktoren neben den körperlichen Aspekten wichtig sind, um den Sprung in die Bundesliga und vielleicht sogar einmal in die Nationalmannschaft zu schaffen:

  • Motivation
  • Willensstärke
  • Angstfreiheit
Die Talente, die es bis ganz an die Spitze schaffen, können Spielsituationen blitzschnell einschätzen und treffen auf dem Platz unter Druck die richtigen Entscheidungen. (#03)

Die Talente, die es bis ganz an die Spitze schaffen, können Spielsituationen blitzschnell einschätzen und treffen auf dem Platz unter Druck die richtigen Entscheidungen. (#03)

Weichenstellung: Entscheidungen beeinflussen die Karriere

Die Fähigkeit, optimale Entscheidungen zu treffen ist in zweierlei Hinsicht wichtig. Zum einen muss ein Fußballer während des Spiels blitzschnell Entscheidungen treffen. Anders als bei der Leichtathletik kommt es nicht nur darauf an, eingeübte Bewegungsabläufe im Wettkampf optimal auszuführen.

Fußball ist ein komplexes Spiel und deshalb auch nur bis zu einem gewissen Grad erlernbar. Die Talente, die es bis ganz an die Spitze schaffen, können Spielsituationen blitzschnell einschätzen und treffen auf dem Platz unter Druck die richtigen Entscheidungen. Welcher Mitspieler wird angespielt, wie kann man Angreifer abschütteln und welches ist die beste Position, um einen Torschuss zu riskieren?

Aber nicht nur im Spiel ist Entscheidungsstärke gefragt und unterscheidet erfolgreiche von weniger erfolgreichen Spielern. Auch im Hinblick auf die Gestaltung der Karriere müssen immer wieder wegweisende Entscheidungen getroffen werden. Die Wahl des Vereins und vorher die Wahl der Spielposition sind Meilensteine, die über die künftige Karriere entscheiden.

Auch Verletzungen sind ein häufiger Grund dafür, dass der Traum vom Profifußball zerplatzt. (#04)

Auch Verletzungen sind ein häufiger Grund dafür, dass der Traum vom Profifußball zerplatzt. (#04)

Ausbildung ohne Erfolgsgarantie

Wenn ein Junge oder Mädchen im zarten Alter von vier bis fünf Jahren im Heimatverein außerordentliches Talent zeigt, sind nicht nur die Kinder selbst, sondern oft auch die Eltern begeistert. Das ist nicht verwunderlich, denn Fußball-Profis sind heutzutage Mega-Stars, die nicht nur märchenhaften Ruhm, sondern auch die entsprechenden Gehälter ernten. Deshalb werden die jungen Talente konsequent gefördert und ohne diese Förderung ist die Chance, es bis ganz nach oben zu schaffen, gleich Null.

Neben Talent ist jedoch auch eine große Portion Glück notwendig, damit sich dieser bereits im Kindergartenalter begonnene Weg auszahlt. Die Hindernisse auf dem Weg sind vielfältig und hoch. In jeder Altersklasse werden Talente „aussortiert“. Es kann bereits ausreichen, dass es auf der Position zu viel Konkurrenz gibt und schon ist der Traum von der Fußball-Karriere vorbei.

Manchmal entscheiden Nuancen darüber, ob ein Vertrag bei einem Erstligisten winkt oder nur in der dritten Liga gespielt wird. Auch Verletzungen sind ein häufiger Grund dafür, dass der Traum vom Profifußball zerplatzt. Aus diesem Grund wird heutzutage darauf geachtet, dass die jungen Spieler und Spielerinnen Schule und Ausbildung nicht vernachlässigen.

Der Druck, vernünftige Leistungen in der Schule zu bringen, erhöht den Stress für die Kinder natürlich immens. Dennoch sollte parallel zum Fußballsport darauf geachtet werden, auch die Fähigkeiten in anderen Bereichen zu fördern. Besonders tragisch sind die Schicksale, bei denen eine schwere Verletzung die bis dahin steile Karriere kurz vor dem Durchbruch abrupt beendet. Während außerordentlicher Einsatz gepaart mit dem nötigen Talent in anderen Berufen den Erfolg sehr wahrscheinlich machen, ist dies beim Fußball nicht der Fall.

Für wie viele Nachwuchskicker wird der Traum Realität?

Mehr als 80 Prozent aller jungen Spieler, die es bis in den Kader der A-Jugend eines Bundesliga-Vereins geschafft haben, scheitern kurz vor dem Ziel am Sprung in die Bundesliga-Mannschaft. Talent allein reicht nicht aus. Profifußballer benötigen ein Höchstmaß an Disziplin, mentale Fähigkeiten und das Glück, sich nicht vor dem sportlichen Durchbruch schwer zu verletzen.


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