Für Personaldienstleistungen gibt es landläufig viele Bezeichnungen: Ob Zeitarbeit, Leiharbeit oder sogar moderne Sklaverei – die Branche der Personaldienstleistung trägt viele Namen, die nichts Positives verheißen. Obwohl sich die Arbeitnehmerüberlassung in Deutschland längst etabliert hat, ist sie immer noch stark negativ konnotiert und hat große Probleme, das schlechte Image abzulegen. Erfahren Sie hier mehr über die Stärken und Schwächen der Leiharbeit.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Vor- und Nachteile von Zeitarbeit
Trotz des negativen Images greifen viele Betriebe unter anderem aufgrund von Mangel an geeignetem Personal auf Zeitarbeiter zurück. Laut der Zahlen der Bundesagentur für Arbeit wurden im Jahr 2015 961.162 Beschäftigte auf Basis der Leiharbeit an andere Betriebe vermittelt. Diese Zahl ist um 3,3 Prozent höher als noch im Vorjahr 2014.
Die Tendenz ist demnach steigend und das nicht ohne Grund: Immer mehr seriöse Personaldienstleister vermitteln qualifizierte Kräfte in einem zeitlich begrenzten Rahmen an Unternehmen. Dass es in diesem Dreiecksverhältnis zwischen Arbeitnehmer, Zeitarbeitsfirma und Kunden auch schwarze Schafe gibt, ist leider nicht immer auszuschließen.
Basics zum Thema Zeitarbeit und Personaldienstleistung
Anders als im regulären Arbeitnehmer-Arbeitgeber Verhältnis gibt es beim Prinzip der Leiharbeit drei Parteien, die am Beschäftigungsverhältnis beteiligt sind. Der Arbeitnehmer ist auf Basis eines Tarifvertrags bei einer Zeitarbeitsfirma sozialversicherungspflichtig angestellt. Im Falle von Krankheit erhält der Arbeitnehmer vom Zeitarbeitsunternehmen eine Lohnfortzahlung.
Ebenso stehen ihm bezahlte Urlaubstage von Seiten der Zeitarbeitsfirma zu, welche dafür sorgt, dass der Arbeitnehmer mit passenden Einsätzen versorgt ist. Der Kunde der Leiharbeitsfirma hat in der Regel die Möglichkeit, potentielle Mitarbeiter auf Zeit aus dem Pool des Zeitarbeitsunternehmens auszuwählen. Kunde und Zeitarbeitsfirma schließen letztendlich einen Vertrag über Arbeitszeitraum und Stundensatz des Arbeitnehmers.
Die rechtlichen Grundlagen der Zeitarbeit sind in Deutschland im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) geregelt, welches die Rahmenbedingungen für eine Arbeitnehmerüberlassung festsetzt. Das ‚Verleihen‘ von Personal, also die Arbeitnehmerüberlassung, ist in Deutschland erlaubnispflichtig. Diese Erlaubnis nach § 1 AÜG darf alleinig die Bundesagentur für Arbeit erteilen.
Interessant ist zudem, dass sich Zeitarbeit nicht nur im gewerblichen Bereich etabliert hat, sondern auch vermehrt bei Fachkräften an Beliebtheit zunimmt. Sowohl für den Arbeitnehmer als auch für den Entleiher kann sich ein Arbeitsverhältnis auf Zeit auszahlen –einzige Bedingung hierbei ist Transparenz und Fairness.
Mehr personelle Flexibilität durch Zeitarbeitsfirmen
Für ein Unternehmen steht bei der Überlegung, ob Personal über eine Zeitarbeitsfirma bezogen werden soll, oftmals der Aspekt der Flexibilität im Vordergrund. Über Personalleasing können personelle Engpässe oder krankheitsbedingte, längere Ausfälle der eigenen Mitarbeiter schnell und unkompliziert ausgeglichen werden.
Insbesondere Unternehmen, die saisonbedingten Schwankungen der Auftragslage ausgesetzt sind, können von dem System der Zeitarbeit profitieren. Ein zeitlich begrenztes Beschäftigungsverhältnis ist einerseits nicht langfristig bindend und andererseits gut planbar. Diese Planbarkeit bezieht sich sowohl auf den Zeitraum der Personaldienstleistung als auch auf die Kosten.
Planbarkeit der Personalkosten
Neben der Festlegung der Einsatzdauer ist auch die genaue Planbarkeit der Personalkosten eine weitere Stärke der Zeitarbeit. Während ein Unternehmen für Festangestellte Lohnfortzahlungen bei Krankheit garantiert, zahlt bei einem Krankheitsfall des Leiharbeiters die Zeitarbeitsfirma. Zusätzlich zu diesen Ausfallkosten übernimmt das Zeitarbeitsunternehmen auch die Lohnnebenkosten für ihre Angestellten. Der Entleiher zahlt somit nur einen fest vereinbarten Stunden- oder Tagessatz, der im Personalbudget exakt eingeplant werden kann.
Wenig administrativer Aufwand
Neben der Flexibilität und der finanziellen Kalkulierbarkeit der Leiharbeit, zeichnet sich das Entleihen von Arbeitskräften zudem durch wenig administrativen Aufwand aus. Ein reguläres Bewerbungsverfahren ist ein aufwendiger Prozess, der viel Zeit kostet. Vom Schalten der Stellenanzeige bis hin zur Sichtung der Bewerbungen dauert es oftmals mehrere Wochen, die im seltensten Fall nur eine Arbeitskraft der eigenen Personalabteilung in Anspruch nimmt.
Der Personaldisponent eines Zeitarbeitsunternehmens hingegen übernimmt nach Anfrage die Vorauswahl und stellt bereits einen Pool an geeigneten Bewerbern bereit. Dies erleichtert die Personalsuche hinsichtlich des Aufwands enorm.
Wer passt langfristig ins Team?
Neue Mitarbeiter bringen häufig frischen Wind ins Team und neue Ideen in ein Unternehmen. Oftmals kann das eigene Unternehmen von den neuen Impulsen durch die Zeitarbeiter profitieren. Wer sich als Leiharbeiter profiliert und gute Arbeit leistet, dem stehen häufig Türen offen, längerfristig als feste Arbeitskraft in ein Unternehmen zu kommen.
Für die Firmen hat dies den Vorteil, dass sie den potentiellen Mitarbeiter und seine Arbeitsweise bereits kennen lernen durften. Somit kann vor einer festen Einstellung ausgelotet werden, wer langfristig ins Team passt und seine Arbeit gewissenhaft und sorgfältig erledigt.
Wenig Motivation durch Zeitarbeit?
Neben den genannten Stärken hat das System der Zeitarbeit aber auch einige Schwächen zu verzeichnen. Insbesondere die zeitliche Befristung einer Tätigkeit wird von den Arbeitskräften als wenig motivierend angesehen, was wiederum Auswirkungen auf die Leistungen haben kann.
Es gilt deshalb, Mitarbeiter auf Zeit nicht wie Arbeitskräfte zweiter Klasse zu behandeln. Ebenso sollte man sich vor Augen halten, dass vielen Leiharbeitern aufgrund ihrer kurzfristigen Tätigkeit relevantes Wissen fehlt, welches sich langjährige Mitarbeiter über die Zeit aneignen konnten.
Leiharbeitsfirmen: Aber bitte seriös
Das Prinzip der Leiharbeit bietet neben einigen Nachteilen auch viele Vorteile. Vor allem aus betriebswirtschaftlicher Sicht lohnt es sich, diese näher zu betrachten. Damit die zeitlich begrenzte Tätigkeit aber für alle Beteiligten fair verläuft, sollte darauf gesetzt werden, ein seriöses Zeitarbeitsunternehmen zu finden.
Nur so können motivierte Mitarbeiter auf Zeit gefunden werden, die gerne zur Arbeitsstelle kommen und einen wertvollen Beitrag für Ihr Unternehmen leisten. Wenn Zeitarbeiter und Unternehmen gut harmonieren kann sich im besten Falle eine längerfristige Zusammenarbeit für beide Parteien lohnen.
Video: Randstad erklärt „Zeitarbeit“
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