Beim Begriff Personal Recruting denken viele an Großunternehmen, die ganze Abteilungen zur Personalauswahl abstellen, um die geeignetsten Bewerber zu finden. Doch auch die Bewerber haben sich neuen Herausforderungen zu stellen.
Beim Personal Recruiting wird das Internet immer wichtiger
Die Personalauswahl ist seit jeher ein wichtiger Faktor für Unternehmen. Denn nur geeignete Mitarbeiter garantieren hohe Produktivität und Zuverlässigkeit. Umgekehrt ist ein zufriedener Mitarbeiter engagierter und setzt sich für die Belange der Firma eher ein als jemand, der sich nur als Arbeitssklave versteht. Gerade in einer Zeit, in der ein ausgeprägter Fachkräftemangel herrscht, müssen sich Firmen immer öfter um Arbeitskräfte bewerben – und nicht mehr umgekehrt.
Die richtigen Trends beim Personal Recruiting zu verfolgen und das Personalmarketing professionell zu gestalten, ist aber gar nicht so einfach. Schon eine falsch platzierte Stellenbeschreibung kann die Erfolgsaussichten schmälern. Immer wichtiger werden die Jobbörsen im Internet. Damit überhaupt eine Einladung zum Bewerbungsgespräch ergeht und vom Interessent angenommen wird, müssen auf dem modernen Arbeitsmarkt beide Seiten ihre Hausaufgaben machen.
Das Online-Recruiting, also die Personalgewinnung im Internet hat inzwischen die klassischen Wege in der Beliebtheit abgelöst. Kein Wunder, dass das durchschnittliche Budget für die Personalsuche heute nicht mehr in Zeitungsannoncen investiert wird, sondern in die Schaltung von Online-Anzeigen.
Die aktive Suche nach geeigneten Kandidaten findet dabei längst auch in den sozialen Netzwerken statt. In Deutschland sind hierbei vor allem Anbieter wie Xing oder LinkedIn gefragt, weniger die privaten Netzwerke wie Facebook oder Twitter. Aber auch dort wird auf den Social-Media-Auftritten der Unternehmen nach geeigneten Bewerbern gesucht. Umgekehrt informieren sich zahlreiche Interessenten über diverse Online-Kanäle über die Unternehmen, in denen sie vielleicht demnächst arbeiten werden.
Ein paar Zahlen über die aktuellen Trends für das Personal Recruiting im Überblick:
- 63%: Anteil der deutschen Unternehmen, die Stellenausschreibungen in sozialen Medien vornehmen
- 72%: Anteil der deutschen Arbeitgeber, die Jobbörsen im Internet für ihre Stellenanzeigen nutzen
- 79%: Anteil deutscher Unternehmen, die über eigene Karrierewebseiten Personal rekrutieren
- 33,9%: Anteil von Online-Jobbörsen an Neueinstellungen
Personal Recruiting ist mehr als Stellenanzeigen schalten
Der Begriff des Personal Recruiting bezeichnet mehr als nur die externe Rekrutierung von Mitarbeitern über verschiedene Kanäle, sei es online oder offline. Zu diesem Feld zählt nämlich auch die Versetzung oder Beförderung von Mitarbeitern innerhalb von Unternehmen. Sind bestimmte Stellen neu zu besetzen, werden sie zunächst intern ausgeschrieben, um geeignete Bewerber zu finden, die man bereits kennt.
Für die Verantwortlichen im Personalmarketing steht also nicht nur die Gestaltung von Stellenanzeigen oder die Einladung zum Bewerbungsgespräch im Vordergrund, sondern auch die gesamte Personalplanung, eine zielführende Stellenbeschreibung und mehr. Ziel des Ganzen ist es, den Personalbedarf zu ermitteln und zu erkennen, wie viele neue Mitarbeiter benötigt werden. Gleichzeitig sollen Veränderungen im eigenen Unternehmen aufgrund von internen Versetzungen und Beförderungen geplant werden.
Viele Gründer vernachlässigen diese Überlegungen, weil ihre Unternehmen noch nicht sonderlich groß sind und alles mehr oder weniger familiär gehandhabt wird. Doch je früher man ein professionelles Personal Recruitment betreibt, umso besser wird der Mitarbeiterpool letztlich ausgefüllt.
Wichtige Faktoren, die man zu Beginn klären sollte:
- Ermittlung des Personalbedarfs
- Anforderungsprofil
- Stellenbeschreibung
- ggf. interne Ausschreibung
- interne Beförderungen und Versetzungen bedenken
- geeignete Kanäle für die Personalsuche nutzen
Welcher Personalbedarf besteht aktuell und zukünftig?
Gute Unternehmer haben nicht nur die unmittelbare Zukunft vor Augen, sondern planen nach Möglichkeit bereits langfristig. Der Mangel an solcher Weitsicht in vielen Unternehmen wird von Experten für den aktuellen Fachkräftemangel verantwortlich gemacht. Besonders die Gewinnung von Nachwuchs durch betriebsinterne Weiterbildung oder Ausbildung wird in manchen Branchen seit vielen Jahren vernachlässigt. Für Gründer ist das in der Regel kein großes Thema, doch auch dort sollte man sich frühzeitig mit dem zu erwartenden Personalbedarf für die nähere Zukunft befassen.
Folgende Bezugsgrößen sind dafür wichtig:
- momentan vorhandene Kapazität
- aktueller Bedarf an Kapazitäten
- zukünftiger Bedarf an Kapazitäten
Immer dann, wenn der Bedarf für Kapazitäten die aktuell vorhandenen übersteigt, muss ein Unternehmen Mitarbeiter einstellen, um keine Aufträge zu verlieren. Denn jeder Auftrag, der aufgrund fehlender Kapazitäten abgelehnt werden muss, ist verlorenes Geld. Schwierig wird es manchmal, den Bedarf rechtzeitig zu erkennen und entsprechend vorzusorgen, denn nicht immer lässt sich das genau prognostizieren und nicht jede Branche kann beliebig ihre Kapazitäten auf Zuruf skalieren.
Aber wie machen das eigentlich große Unternehmen, die ihren Personalbedarf mittel- und langfristig kalkulieren müssen? Zum Einsatz kommt dabei in der Regel die sogenannte Kennzahlenmethode. Dabei handelt es sich um eine relativ einfache Formel, mit der man den Personalbedarf ermitteln kann.
Einfach dargestellt funktioniert das so:
- Produktionsmenge multipliziert mit Produktionszeit
- Ergebnis wird dividiert durch die durchschnittliche Monatsarbeitszeit eines Mitarbeiters
- Zuschlag berücksichtigen für Ausfälle durch Urlaub oder Krankheit in der Belegschaft
Der so ermittelte Bedarf an Personal ist der Sollbestand. Diesen vergleicht man mit dem aktuellen Bestand und weiß, ob man weitere Mitarbeiter einstellen muss, um die erforderliche Kapazität zu erreichen. So konkret lässt sich das aber nicht in allen Fällen und in allen Branchen ermitteln.
Deswegen ist es oft wichtig, Schätzungen durch innerbetriebliche Experten und Führungskräfte zu Rate zu ziehen. Generell kann man diese Methode auch bei relativ kleinen Unternehmen gut anwenden. Großunternehmen können aufgrund statistischer Werte natürlich noch andere mathematische Modelle nutzen, die mit weiteren Variablen arbeiten und Dinge wie die Entwicklung der Konjunktur, saisonale Schwankungen oder für das Unternehmen wichtige Trends einbeziehen.
Personal Recruiting von der anderen Seite betrachtet
Obwohl im Moment die meisten Firmen wie Löwen um die wenigen Bewerber kämpfen, ist eine aussagekräftige Bewerbung für die künftigen Mitarbeiter weiterhin ein wichtiger Aspekt. Fast jeder hat irgendwann einmal ein mehr oder weniger sinnvolles Bewerbungstraining mitgemacht und weiß im Prinzip, wie man am PC eine saubere Bewerbung erstellt. Doch die Anforderungen ändern sich manchmal sehr schnell und wer dann nicht auf der Höhe der Zeit ist, hat kaum eine Chance, den begehrten Posten zu bekommen.
Marketing ist für Bewerber also mindestens ebenso wichtig wie für die Unternehmen, die händeringend nach geeignetem Personal suchen. Wer in ein Bewerbungsgespräch geht, hat zuvor die wichtigste Hürde genommen: Der Personalchef hat die Bewerbung gut genug gefunden, um dem Bewerber eine Chance zu geben. Während sich Unternehmen auf Experten bei der Personalsuche verlassen, ist der Bewerber bislang – abgesehen von besagten Bewerbungstrainings – meist auf sich selbst angewiesen. Doch das muss nicht so bleiben.
Mittlerweile gibt es erfahrene Profis, die sich auf Online-Plattformen zusammengeschlossen haben, um für Bewerber maßgeschneiderte und möglichst perfekte Bewerbungen zu schreiben. Denn um einen Traumjob zu bekommen, ist mehr notwendig als nur der Nachweis von Schulzeugnissen, absolvierten Maßnahmen zur Weiterbildung und ähnliches. Heute erwarten die Unternehmen etwas mehr. Die Erstellung professioneller Bewerbungsunterlagen überfordert hingegen manch noch so qualifizierten Bewerber, der damit einfach nicht zurechtkommt oder seine Chancen beim Personal Recruiting auf jeden Fall maximieren möchte.
Ein guter Koch, ein versierter Arzt oder ein Diplom-Ingenieur können auf ihrem Fachgebiet die größten Experten sein – eine Bewerbung zu schreiben, ist für viele einfach der Horror. Anbieter für Bewerbungsdienstleistungen versprechen, die perfekten Unterlagen für das Personal Recruiting individuell zu erstellen. Der Aufwand kann sich lohnen, denn wer über eine solche Investition die Chancen auf den Traumjob erhöhen kann, hat die Mehrkosten bald vergessen.
Verwerflich ist ein derartiges „Ghostwriting“ übrigens nicht, denn es handelt sich ja nicht um irgendwelche wissenschaftlichen Arbeiten, mit denen man einen Doktortitel erwerben möchte. So, wie man in der Mode auch einen Stilberater engagiert, um einen möglichst guten Eindruck zu erwecken, kann man das natürlich auch ebenso mit Fug und Recht beim Einsenden einer Bewerbung tun.
Fazit: Personal Recruiting stellt neue Anforderungen an Bewerber und Unternehmer
Keiner weiß, wie lange die Situation am Arbeitsmarkt durch den Fachkräftemangel geprägt bleibt. Im Moment müssen Unternehmen mehr um Bewerber kämpfen als umgekehrt. Für hochqualifizierte Stellen gibt es aber häufig immer noch genug Interessierte. In jedem Fall sollten die Interessenten sich so gut wie irgend möglich verkaufen – das gilt für beide Seiten.
So, wie das Unternehmen Experten für Personal Recruiting beschäftigt, die im Anforderungsprofil die Firma möglichst attraktiv darstellen, sollte auch der Bewerber darauf achten, sich von Fachleuten unter die Arme greifen zu lassen.
- Ob Styleberatung bei der Kleidung
- oder das Schreibenlassen einer Bewerbung vom Profi –
- maximale Effizienz ist keine Schande.
Denn man bekommt nirgendwo eine zweite Chance für den ersten Eindruck, wie allgemein bekannt ist.
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