Benötigt eine deutsche Firma Personal in Frankreich bei ihrer französischen Niederlassung, ist zunächst zu klären, welche Kosten damit verbunden sind und worin die Unterschiede in Frankreich im Hinblick auf die Lohnsteuer und Sozialversicherung bestehen.
Personal in Frankreich: Tipps für Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Bei der Gründung von Firmen in Frankreich stellt sich die Frage, wie hoch dort die Kosten für das Personal kalkuliert werden müssen. Gleiches gilt für deutsche Unternehmen, die in eine französische Niederlassung eröffnen möchten.
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Entwicklung der deutsch-französischen Wirtschaftsbeziehungen
Aufgrund der geografischen Nähe und historischer Verbindungen bestehen zwischen Frankreich und Deutschland enge wirtschaftliche Beziehungen. Das macht sich dadurch bemerkbar, dass es jeweils eine starke Präsenz von Firmen des EU-Nachbarn gibt. Deutschland ist mit großem Abstand der bedeutendste Handelspartner Frankreichs und im Hinblick auf die deutsche Exportwirtschaft ist Frankreich ebenfalls wichtigster Partner.
Einige Zahlen verdeutlichen diese engen wechselseitigen Beziehungen:
- 9,5 Prozent aller Exporte gehen nach Frankreich
- 7,9 Prozent aller Importe kommen aus Frankreich
- 16,4 Prozente aller Einfuhren nach Frankreich stammen aus Deutschland
- 14,6 Prozent aller Ausfuhren Frankreichs gehen nach Deutschland
- über 3.000 deutsche Unternehmen verfügen über Niederlassungen in Frankreich
- deutsche Firmen beschäftigen mehr als 300.000 Mitarbeiter in Frankreich
Welche Probleme bereitet die Suche nach Personal in Frankreich?
Die deutsch-französischen Wirtschaftsbeziehungen sind sehr stabil und entwickeln sich seit der letzten Wahl weiterhin positiv, sodass 53 Prozent aller Unternehmen die Entwicklung der Zusammenarbeit mit dem französischen Nachbarn zuversichtlich einschätzen. Seit 2011 wurden 455 Ansiedlungsprojekte deutscher Firmen in Frankreich gestartet und neben anderen Herausforderungen ist dabei auch immer die Suche nach geeignetem Personal zu bewältigen.
Allerdings ist die Arbeitslosigkeit in Frankreich immer noch sehr hoch. Für den März 2019 wurden folgende Werte veröffentlicht:
- Frankreich: 8,8 Prozent
- Deutschland: 3,2 Prozent
- EU-Durchschnitt: 6,4 Prozent
Aufgrund der hohen Arbeitslosenquote ist einerseits das Angebot an qualifiziertem Personal relativ hoch. Andererseits ist die Wechselbereitschaft hochkarätiger Spezialisten, die sich in einem festen Arbeitsverhältnis befinden, relativ niedrig.
Wie viel kostet Personal in Frankreich?
Wenn es konkret daran geht, Personal für eine Niederlassung in Frankreich einzustellen, benötigen Arbeitgeber Informationen über die zu erwartenden Kosten, um eine fundierte Kalkulation zu erstellen. Neben den Gehältern der Arbeitnehmer müssen auch die Sozialabgaben in die Rechnung einbezogen werden. Anhand von Beispielen wird im Folgenden ein Einblick in die Gestaltung der Kosten für das Personal gegeben.
Wie hoch sind die Gehälter und Sozialabgaben in Frankreich?
Betrachtet man Unternehmen, die mehr als zehn Mitarbeiter beschäftigen, betragen die Kosten für das Bruttogehalt eines Arbeitnehmers, der sich in einer Vollzeitbeschäftigung befindet, im Durchschnitt ungefähr 51.000 Euro.
Darin enthalten sind:
- Grundgehalt
- Prämien
- Vergünstigungen
- vermögenswirksame Leistungen
- Sozialabgaben (Arbeitgeberanteil)
Aus diesen Werten ergibt sich ein durchschnittlicher Stundenlohn für Vollzeit beschäftigte Arbeitnehmer von 31,82 Euro. Dieser Stundenlohn variiert hinsichtlich der verschiedenen Branchen. Im Bereich der Unternehmenskommunikation (Informations- und Kommunikationsbranche) werden mit 43,79 Euro deutlich höhere Stundenlöhne erzielt als beispielsweise in der Hotelbranche und Gastronomie, wo ein Arbeitnehmer im Durchschnitt nur 21,11 Euro an Gehaltskosten verursacht.
Es kommt im Hinblick auf die Kosten für Personal also ganz entscheidend darauf an, in welcher Branche sich eine deutsche Firma etablieren möchte. In der Hotel- und Gastronomiebranche sind die Arbeitskosten am geringsten, wohingegen die Kosten in der Finanz- und Versicherungsbranche am höchsten sind.
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Sozialabgaben und Lohnsteuerabzug in Frankreich
Die Differenz zwischen Brutto und Netto beträgt bei französischen Arbeitnehmern ungefähr 20 Prozent. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Unternehmen nicht für den Lohnsteuerabzug verantwortlich sind und nur die Sozialabgaben vom Bruttogehalt abziehen. Einkommenssteuern zahlen französische Arbeitnehmer einmal jährlich und erstellen dafür eine Steuererklärung. Im Durchschnitt werden dann ein bis drei Monatsgehälter an Einkommenssteuern fällig.
Die Sozialversicherung wird von Arbeitnehmern und Arbeitgebern finanziert, wobei Arbeitnehmer 20 und Arbeitgeber 42 Prozent zahlen. Französische Arbeitnehmer sind dazu verpflichtet, eine Zusatz-Rentenversicherung abzuschließen und auch Selbstständige sowie Freiberufler müssen in die staatliche Rentenversicherung einzahlen. Die Krankenversicherung wird seit 2018 vollständig vom Arbeitgeber bezahlt.
Im Krankheitsfall erhalten Arbeitnehmer drei Tage lang gar kein Gehalt (Karenztage) und danach für sechs Monate eine Lohnfortzahlung zwischen 50 und 66 Prozent (Arbeitnehmer mit Kindern) des Bruttogehalts.
Einfluss der Unternehmensgröße auf die Personalkosten
Ein wesentlicher Grund für den Unterschied bei den Stundenlöhnen liegt darin, dass in Branchen, in denen überproportional viele Großunternehmen vorhanden sind, andere gesetzliche Regelungen greifen als für kleine und mittelständische Unternehmen. Außerdem werden in Branchen wie der Informationstechnologie sehr viele hoch qualifizierte Mitarbeiter beschäftigt.
Regionale Einflussfaktoren auf die Gehaltshöhe
Generell sind die Gehälter in strukturschwachen Regionen am niedrigsten, wohingegen besonders in der Region Ile-de-France Unternehmen angesiedelt sind, die hohe Gehälter bezahlen.
Gesetzlicher Mindestlohn
Grundsätzlich wird die Gehaltshöhe genau wie in Deutschland frei ausgehandelt. Jedoch gibt es bereits seit 1950 den Mindestlohn (SMIC), der jedes Jahr an die wirtschaftliche Situation angepasst wird und seit dem 01.01.2019 bei 10,03 Euro liegt. Das entspricht bei der üblichen 35-Stunden Woche einem Bruttolohn von 1.521,22 Euro.
Die Ausbildungsvergütung orientiert sich ebenfalls am Mindestlohn und beträgt je nach Alter, Ausbildungsjahr, Branche und Unternehmensgröße einen bestimmten Prozentsatz vom Mindestlohn (25 bis 78 Prozent).
Karriere in Frankreich und Deutschland im Vergleich: Wo werden Führungspositionen eher angestrebt?
Wer in einem deutsch-französischen Unternehmen Karriere machen möchte, sollte ein paar Hinweise beachten und sich eventuell bei einer Personalberatung informieren. Es ist sinnvoll, sich mit den kulturellen Unterschieden auseinanderzusetzen, damit der berufliche und persönliche Start im Nachbarland problemlos klappt.
Im Hinblick auf ambitionierte Ziele sind Franzosen deutlich engagierter als ihre deutschen Kollegen. Fast 80 Prozent (77 Prozent der Frauen und 80 Prozent der Männer) streben eine Führungsposition an. Bei den deutschen Arbeitnehmern sind es nur knapp die Hälfte aller Arbeitnehmer (48 Prozent der Frauen und 49 Prozent der Männer), die derartig ehrgeizige Ziele im Berufsleben verfolgen.
Sehr interessant ist der Zusammenhang zwischen der Karriere von Frauen und deren Kinderzahl. Hier zeigt sich in unserem Nachbarland ein deutlich positiveres Bild, denn je höher eine Frau die Karriereleiter emporsteigt, desto mehr Kinder bringt sie zur Welt. Gründe dafür liegen in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik der letzten Dekaden und den finanziellen Fördermöglichkeiten für Familien, die zusammen zu einer deutlichen Steigerung der Geburtenrate geführt haben.
Bewerbung in einem deutsch-französischen Unternehmen
In einer französischen Niederlassung zu arbeiten, ist insbesondere für Arbeitnehmer interessant, die nahe der deutsch-französischen Grenze wohnen und somit pendeln können oder die zumindest zeitweise ganz ins Nachbarland übersiedeln möchten. Bei einer spezialisierten Personalberatung findet man qualifizierte Ansprechpartner, die Arbeitnehmer umfassend über die Möglichkeiten informieren.
Anders als in Deutschland werden überwiegend unbefristete Arbeitsverträge (CDI – Contrat à durée indéterminée) abgeschlossen, da es nur unter bestimmten Auflagen gestattet ist, einen befristeten Arbeitsvertrag (CDD – Contrat à durée déterminée) zu schließen. Die Bewerbung muss in einwandfreiem Französisch verfasst werden, wobei die Firmen besonderen Wert auf ein aussagekräftiges Motivationsschreiben ( Lettre de motivation) legen, in das man somit Mühe und Zeit investieren sollte.
Neben dem Motivationsschreiben ist ein knapper Lebenslauf (Curriculum vitae, CV) ausreichend. Erst nachdem man diese Hürde überwunden hat, wird man gebeten, Zeugnisse und Urkunden einzureichen. Aus den Stellenausschreibungen wird ersichtlich, welche Qualifikationen gefordert sind. Nicht selten werden mehrere Gesprächsrunden für den Auswahlprozess anberaumt.
Für EU-Bürger ist es nicht nötig, eine Aufenthaltsgenehmigung (Carte de séjour) zu beantragen, einige Firmen verlangen dies dennoch. Wer als Firmengründer im Nachbarland aktiv werden möchte, muss einige bürokratische Hürden nehmen, ist generell aber nicht schlechter gestellt als ein Franzose. Anlaufstellen sind die Gründungszentren der französischen Handelskammern (Centres de Formalités des Entreprises, CFE), wo man über alle Modalitäten und Formalitäten informiert wird.
Job bei einer französischen Niederlassung: Interkulturelle Kompetenzen sind unverzichtbar
Es spricht einiges dafür, bei einer französischen Niederlassung eines deutschen Unternehmens zu arbeiten. In unserem Nachbarland gilt die 35-Stunden Woche und die Betreuungsangebote für Kinder sind überaus vorteilhaft, sodass es Frauen erleichtert wird, Job und Familie zu vereinbaren. Allerdings sollte man sich über Besonderheiten informieren. Die Krankenversicherung verlangt beispielsweise eine hohe Selbstbeteiligung und übernimmt oft nur 75 Prozent der Behandlungskosten, sodass eine Zusatzversicherung nötig ist.
Darüber hinaus ist es empfehlenswert, sich vor einem Umzug mit den interkulturellen Unterschieden vertraut zu machen, um den Start zu erleichtern. Der Arbeitsstil und die Berufsauffassung unterscheiden sich teilweise relativ stark und so ist neben dem Erwerb von Sprachkenntnissen eine Auseinandersetzung mit der Lebens- und Arbeitsweise vorteilhaft, bevor man die Umzugskisten packt.
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