Immer mehr Unternehmen beklagen, dass es schwierig ist neue Mitarbeiter zu finden. Einige Branchen beklagen einen Mangel an Fachkräften. Mit den folgenden Tipps gewinnen Firmen den Kampf um die besten Bewerber.
Neue Mitarbeiter finden: 10 innovative Recruiting-Methoden
Für viele Unternehmen ist es nicht einfach, neue Mitarbeiter zu finden, die über die passenden Qualifikationen verfügen. Die zunehmende Digitalisierung stellt erhöhte Anforderungen an die Mitarbeiter und die Kandidaten, die über entsprechende Kenntnisse im IT-Bereich verfügen, sind auf dem Arbeitsmarkt sehr begehrt. Außerdem führt der demografische Wandel dazu, dass generell weniger Bewerber zur Verfügung stehen und somit ein Fachkräftemangel herrscht, der sich weiter verschärfen wird.
Fakten zum Thema Fachkräftemangel
Nicht nur bei den MINT-Berufen fehlen Bewerber, auch andere Branchen wie der Pflegebereich kämpfen mit dem Problem, dass der Arbeitskräftemangel zur Bedrohung der Firmen wird.
Folgende Fakten verdeutlichen die Situation:
- Fachkräftedefizit wird bis zum Jahr 2030 auf 3 Millionen ansteigen
- 31 Prozent aller Betriebe können Ausbildungsplätze nicht besetzen
- im Gastgewerbe bleiben 61 Prozent aller Ausbildungsplätze unbesetzt
- Dauer bis zur Stellenneubesetzung in der Altenpflege: 167 Tage
- 52 Prozent aller Unternehmen betrachten den Fachkräftemangel als eine der größten Herausforderungen
Alternative Wege beschreiten: So finden Unternehmen neue Mitarbeiter
Firmen beklagen, dass die vom Arbeitsamt vorgeschlagenen Kandidaten nicht die nötigen Qualifikationen mitbringen und sich auf Stellenanzeigen zu wenig geeignete Interessenten melden. Der Weg, über Personalberater neue Mitarbeiter zu finden, ist wiederum teuer. Neue Möglichkeiten des Recruitings sind gefragt und mit den folgenden Tipps gelingt es Unternehmen wesentlich einfacher, vakante Stellen zu besetzen und passende neue Mitarbeiter zu finden.
- Online Job-Portale
- Messen und Fachtagungen
- Kontakt zu Hochschulen und Universitäten
- Eigene Website
- Mitarbeiter werben Kollegen
- Active Sourcing
- Soziale Netzwerke
- Zeitarbeit
- Reverse Recruiting
- Outsourcing
Online Job-Portale
Im Internet gibt es mittlerweile sehr viele Job-Portale oder Karriere-Plattformen, auf denen Unternehmen die Stellenangebote posten und damit einen großen Teil potentieller Bewerber erreichen. Fast jede dritte Arbeitsstelle wird schon über das Internet vermittelt.
Bekannte Job-Börsen sind:
- StepStone
- JOBworld
- Jobware
- Monster
- Indeed
Auf diesen Portalen schalten die Firmen Stellenanzeigen, können jedoch auch aktiv nach interessanten Bewerbern suchen. Internet-Portale haben die klassische Stellenanzeige in einer Zeitung abgelöst und bieten dem neuen Mitarbeiter / der neuen Mitarbeiterin den Vorteil eines wesentlich vereinfachten Bewerbungsprozesses. Anhand veröffentlichter Checklisten ist der Abgleich zwischen Qualifikationen und Anforderungen relativ einfach möglich. Alle Unterlagen werden online eingereicht und somit sinken der Aufwand und die Hemmschwelle, sich auf eine neue Stelle zu bewerben.
Messen und Fachtagungen
Messen und Fachtagungen, an denen Unternehmen selbst teilnehmen, bieten eine hervorragende Möglichkeit, qualifizierte Kandidaten auf Karrierechancen aufmerksam zu machen. Beim sogenannten Bewerber-Marketing, stellen sich die Firmen als attraktive Arbeitgeber vor. Neue Mitarbeiter erhalten die Gelegenheit, schon vor dem Arbeitsantritt ihren Vorgesetzten kennenzulernen oder eigene Erwartungen mit den Möglichkeiten der Stelle abzugleichen.
Auf Fachtagungen werden gezielt Experten geworben und somit ist die Chance sehr groß, dass Unternehmen und Bewerber gut zusammenpassen. Die neuen Mitarbeiter erfahren dabei viel mehr als in einem Bewerbungsgespräch und können sich besser auf den neuen Arbeitgeber einstellen.
Kontakt zu Hochschulen, Universitäten und Absolventen
Diese Methoden zielen darauf ab, junge Talente direkt von der Uni in die Firma zu holen und sich auf diese Weise einen Wettbewerbsvorteil auf dem Arbeitsmarkt zu verschaffen.
Dabei stehen den Unternehmen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:
- Praktika
- Campus-Messen
- Vergabe von Bachelor- und Masterarbeiten
- Hackathons
Praktika
An den meisten Hochschulen sind sie Pflicht, an den Universitäten werden sie zumindest dringend empfohlen: Praktika. Während eines Praktikums können Studenten ihr theoretisches Wissen anwenden und erhalten einen wertvollen Einblick in die Berufswelt. In der drei- bis sechsmonatigen Praxisphase gleichen die Berufseinsteiger ihre eigenen Erwartungen mit der Realität ab und entscheiden sich für Studienschwerpunkte, die von den Unternehmen nachgefragt werden.
Viele Unternehmen nutzen die Chance, sich interessante Kandidaten zu sichern und offerieren ihnen schon vor dem Ende des Studiums ein attraktives Job-Angebot. Diese Möglichkeit des Recruitings ist für beide Seiten vorteilhaft, denn sowohl das Unternehmen als auch der Praktikant können nach der befristeten Zusammenarbeit sehr gut abschätzen, ob die gegenseitigen Erwartungen erfüllt werden. Die Gefahr, eine Stelle mit dem falschen Kandidaten zu besetzen, sinkt somit erheblich. Für den Bewerber sinkt die Gefahr, innerhalb der Probezeit entlassen zu werden, weil direkt nach dem Arbeitsantritt ein Praxisschock folgt.
Campus-Messen
Dabei stellen sich Unternehmen bei einer Veranstaltung an der Hochschule oder Universität vor und zeigen den Studenten Karrierepfade auf. Die jungen Talente können auf den Campus-Messen Gespräche mit Vorgesetzten führen und sich gezielt darüber informieren, welche Qualifikationen von den Firmen nachgefragt werden.
Vergabe von Bachelor- und Masterarbeiten
Es lohnt sich außerdem, mit den Hochschulen direkt Kontakt aufzunehmen, denn diese bieten einerseits Job-Messen an, auf denen sich Firmen vorstellen und suchen andererseits nach Unternehmen, die Bachelor- und Masterarbeiten betreuen. Eine Abschlussarbeit mit praktischem Bezug zu schreiben, ist bei den Studenten sehr beliebt. Aber auch die Firmen profitieren von dieser Art der Zusammenarbeit, denn bestimmte Themen oder spezielle Fragestellungen werden auf diese Weise von den Studenten intensiv bearbeitet. Aus der Betreuung der Abschlussarbeit ergibt sich deshalb auch sehr oft eine weitere Zusammenarbeit.
Hackathons
Hackathons sind spezielle Zusammenkünfte für Soft- und Hardwareentwickler, die sich jedoch von Szene-Treffs zu Veranstaltungen entwickelt haben, bei denen IT-affine Bewerber auf Recruiter treffen. Diese Veranstaltungen sind also speziell für Unternehmen, die qualifizierten IT-Nachwuchs suchen, interessant.
Eigene Website
Die Firmenwebsite ist nicht nur für potentielle Kunden interessant, sondern auch für potentielle Mitarbeiter. Damit die offenen Stellen jedoch wahrgenommen werden, sollte direkt auf der Hauptseite eine Kategorie (beispielsweise Jobs oder Karriere) vorhanden sein, die zu den Stellenangeboten führt. Besonders Bewerber aus der Region suchen gezielt auf den Websites der Unternehmen nach interessanten Stellenangeboten.
Mitarbeiter werben Kollegen
Auch diese, früher abschätzig Vitamin-B genannte, Variante neue Mitarbeiter zu finden, wird von viele Unternehmen erfolgreich genutzt. Dabei sprechen Mitarbeiter Empfehlungen aus, welche Studienkollegen beispielsweise für eine bestimmte Stelle geeignet sind. Letztlich geht es darum, die persönlichen Netzwerke der Angestellten zu nutzen, um einen neuen Mitarbeiter oder eine neue Mitarbeiterin zu finden und dabei sicherzustellen, dass neben der fachlichen Qualifikation auch die persönlichen Voraussetzungen vorhanden sind, die eine reibungslose Zusammenarbeit ermöglichen.
Active Sourcing
Diese Option, neue Mitarbeiter zu finden, wird immer beliebter, denn es versetzt die Unternehmen in eine aktive Rolle. Beim Active Sourcing suchen die Firmen gezielt in Karrierenetzwerken wie Xing und LinkedIn nach den geeigneten Bewerbern und sprechen diese an, anstatt auf eine Bewerbung zu warten. Anhand der dort geposteten Lebensläufe und Profile ist es möglich, einen Abgleich mit den Qualifikationen und Erwartungen des Unternehmens vorzunehmen und passende Kandidaten zu kontaktieren.
Soziale Netzwerke
Nicht nur auf den genannten Karriereplattformen werden Firmen auf der Suche nach neuen Mitarbeitern fündig. Auch die Sozialen Netzwerke sind interessante Quellen, um geeignete Bewerber zu finden, aber auch um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Teilweise wird dies durch eine allgemeine Image-Werbung für das Unternehmen erreicht und teilweise werden direkt Stellenanzeigen veröffentlicht.
Zeitarbeit
Zeitarbeit ist eine hervorragende Möglichkeit, kurz- und mittelfristige Personalengpässe zu beseitigen. Einerseits ist dies eine Option, möglichst schnell einen neuen Mitarbeiter oder eine neue Mitarbeiterin zu finden und andererseits können die neuen Kollegen intensiver als während einer Probezeit getestet werden. Viele Unternehmen übernehmen die zunächst auf dem Wege der zeitlich befristeten Arbeitnehmerüberlassung eingestellten Arbeitskräfte anschließend dauerhaft.
Für die Firmen ist diese Art der Mitarbeiterrekrutierung extrem risikolos, denn die Zeitarbeitsagentur kümmert sich umgehend um Ersatz, wenn die Zusammenarbeit nicht reibungslos funktioniert.
Reverse Recruiting
Auch diese Methode, neue Mitarbeiter zu finden, ist relativ neu. Es gibt spezielle Reverse-Recruiting-Portale, auf denen Wechselwillige ihre Lebensläufe und Profile hinterlegen, um potentielle Arbeitgeber auf sich aufmerksam zu machen. Firmen durchforsten diese Portale anhand von Checklisten mit den gewünschten Qualifikationen und werben dann ihrerseits um interessante Kandidaten.
Outsourcing
Outsourcing ermöglicht ebenfalls die Beseitigung von Personalengpässen. Dabei werden ganze Aufgabenbereiche, die nicht zum Kerngeschäft der Firma zählen, ausgelagert. Externe Dienstleister übernehmen Aufgaben, die vorher intern erledigt wurden. Ein Beispiel dafür ist die Auslagerung von Verwaltungstätigkeiten auf Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Viele kleine Unternehmen übergeben die Aufgaben, die eine Sekretärin erledigen würde, an einen sogenannten Virtuellen Assistenten (VA). Immer mehr VA-Agenturen bieten diese Dienstleistungen an und entlasten die Firmen dabei von Fixkosten für festangestellte Vollzeitkräfte.
Neue Mitarbeiter finden: Herausforderung für den Mittelstand
Während große Unternehmen und internationale Konzerne sowohl über die nötige Bekanntheit als auch über das Recruiting-Budget verfügen, um qualifizierte Kandidaten anzuwerben, fällt die Mitarbeitersuche kleinen und mittelständischen Unternehmen immer schwerer. Doch die Digitalisierung bietet diesen Firmen neue Chancen, um kostenlos Bewerber zu finden. Job-Portale, Karriere-Börsen, Soziale Netzwerke, Reverse Recruiting und die eigene Website sind Möglichkeiten der Rekrutierung.
Daneben werden moderne Formen der Beschäftigung wie Zeitarbeit und Outsourcing an Dienstleister immer beliebter. Auch die direkte Ansprache potentieller Mitarbeiter auf Messen, Fachtagungen, Campus-Messen oder durch Empfehlungen von Kollegen gewinnt an Bedeutung. Allgemein lässt sich feststellen, dass die Unternehmen sich in einer ungewohnten Rolle wiederfinden: als aktive Werber um die Mitarbeiter. Es ist wahrscheinlich, dass die Firmen, die diesen Rollenwechsel akzeptieren, am besten dem Fachkräftemangel begegnen werden.
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