Lehrer zu werden ist der Traum vieler Abiturienten. Aber was muss man eigentlich dafür mitbringen? Wer ist geeignet zum Lehramt studieren? Welche Zulassungsvoraussetzungen und Unterschiede gibt es landauf- und landabwärts?
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Klischees rund um das Lehramt Studium:
Ein gängiges Klischee über Lehrer lautet ja, dass sie eigentlich so viel gar nicht zu tun haben. Schließlich sind sie oft am frühen Nachmittag schon zu Hause. Und Ferien beziehungsweise Urlaub haben sie auch mehr als jeder normale Arbeitnehmer. Und so ein bisschen Unterricht? Das kann doch nicht so schwer sein. Kein Wunder also, dass viele Schüler, die gerade das Abitur in der Tasche haben und an eine Universität oder eine Hochschule wollen, darüber nachdenken, Lehramt zu studieren.
Dass Klischees gerade deswegen Klischees sind, weil sie völlig überspitzt und übertrieben sind, ist nichts neues. Und beim genaueren Hinschauen ist das Lehrer-Dasein auch gar nicht so rosig wie man zunächst denken mag. In die vermeintliche Freizeit fällt nämlich nicht nur eine Vor- und eine Nachbereitung der jeweiligen Unterrichtsstunden, auch Klausuren müssen kontrolliert und benotet werden.
Wer sich dann in ein paar Foren einliest, wird schnell feststellen, dass zwischen wenig und viel Freizeit fast alles möglich ist. Die beinahe schon zu sehr engagierten Lehrer, die mit allen Vor- und Nachbereitungen auf weit über 40 Stunden pro Woche kommen. Die, die sich die Zeit so einteilen, dass sie mit der normalen Arbeitszeit in etwa hinkommen und die, die es ganz lässig angehen und tatsächlich einen Batzen Freizeit haben und den für sich zu nutzen wissen, als Lehrer so aber oft nur eine mittelprächtige Figur abgeben (können).
Welche Lehramts-Studiengänge gibt es?
In erster Linie ist das mit der Freizeit auch stark davon abhängig, für welches Lehramt man sich entscheidet. Unterschieden wird in Lehrämter an folgenden Schulen:
- Grundschule
- Hauptschule
- Realschule
- Gymnasium
- Berufsschule
- Sonder- und Förderschulen
So wird ein Grundschullehrer weniger Vorbereitungszeit haben als ein Oberstufenlehrer. Dafür verdient er aber auch weniger (dazu später mehr).
Für jede Lehrer-Form gibt es auch einen eigenen Studiengang. Wie der exakt aussieht und welchen Abschluss der am Ende hat, unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland. Denn in Deutschland gilt: Bildung ist Ländersache und seit der Förderalismus-Reform köchelt hier jedes Bundesland sein eigenes Süppchen. So gibt es in Bayern und Baden-Württemberg noch das klassische Staatsexamen als Abschluss, während in den meisten anderen Bundesländern bereits die Umstellung auf Bachelor- und Master-Studiengänge erfolgt ist.
In der Regel ähnelt sich der Aufbau des Lehrer-Studiums aber ein gutes Stück weit, so dass die Unterschiede meist nur im Titel liegen. Manche Länder haben allerdings fixe Fächerkombinationen, die bei einem Wechsel des Bundeslandes nach dem Studium und dem Referendariat Probleme mit sich bringen könnten. Über solche sollte man sich frühzeitig zu Beginn des Studiums bereits informieren.
Wie ist der Bedarf an Lehrern?
Der Bedarf an Lehrern ist in den Bundesländern verschieden. Um auch Studienanfängern schon zu Beginn beziehungsweise im Verlauf des Studiums die Entscheidung für spezielle Fächer zu erleichtern, veröffentlichen viele Länder eine Bedarfsprognose, die auf den aktuellen Personalsituationen beruht.
Diese Bedarfsprognosen beinhalten eine Übersicht, in welchen Schulformen Lehrer benötigt werden und gibt auch Prognosen für Fächer ab, wo neue Einstellungen für die Zukunft angedacht sind. Die Prognosen beruhen auf statistischen Erhebungen wie zum Beispiel der demographischen Entwicklung, aber auch wann Lehrer altersbedingt aus ihrem Beruf ausscheiden. Im Grunde ist so eine relativ exakte Entwicklung für ein paar Jahre im Voraus möglich. Eine Übersicht mit den Bedarfsprognosen der einzelnen Länder gibt es bei bildungsserver.de.
Was verdient ein Lehrer?
Ob es sich lohnt, Lehrer zu werden, ist natürlich in erster Linie von der jeweiligen Person und dem angestrebten Lebensstandard abhängig. Gänzlich unterbezahlt scheinen Lehrer allerdings nicht zu sein und doch gibt es nicht nur zwischen den einzelnen Ländern, sondern auch zwischen den einzelnen Schulformen deutliche Unterschiede.
Da Lehrer im öffentlichen Dienst arbeiten, richtet sich ihre Bezahlung nach den Besoldungsgruppen der einzelnen Bundesländer. Je nach Schulform kann sich diese auch ändern. Nicht zu verschweigen, ist die Tatsache, dass Lehrer alle paar Jahre automatisch in eine höhere Gehaltsstufe rutschen. Lästige Auseinandersetzungen und Gespräche mit den Vorgesetzten, die davon überzeugt werden müssen, dass man doch mehr verdienen würde als man tatsächlich bezahlt bekommt, fallen so weg.
Am besten verdient man als Lehrer im Norden Deutschlands. In Hamburg verdient ein Gymnasiallehrer in der Besoldungsgruppe A13 (9) (etwa 20 Jahre als Lehrer angestellt) gute 4.668 € brutto im Monat. Nur knapp 250 Kilometer weiter östlich sieht es ganz anders aus. In Berlin gibt es in der gleichen Besoldungsgruppe knapp 430 € weniger, so dass am Ende nur ein Lohn von 4.234 € zu Buche steht.
Wer beispielsweise als Einsteiger an einer Grundschule beginnt (Besoldungsgruppe A12 (4)), ist ebenfalls in Hamburg gut aufgehoben und geht hier mit 3.716 € brutto nach Hause. Schlusslicht hier ist Rheinland-Pfalz mit 3.160 €.
Wie man sieht, können die Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländer gut und gerne mehrere hundert Euro pro Monat betragen, was für einige ein ausschlaggebender Grund sein wird, das Studium direkt in einem der gefragten Bundesländer zu beginnen.
Lehramt studieren: Die Vorraussetzungen
Ohne Abitur geht bei einem angestrebten Lehramtsstudium erst einmal (fast) nichts. Ist das mit Hängen und Würgen gerade so bestanden worden, wedeln auch die wenigsten Universitäten und Hochschulen mit Einladungsschreiben. Ein gutes bis sehr gutes Abitur macht den Einstieg also schonmal wesentlich leichter, auch wenn es einige Fächer gibt, die keinen besonderen Numerus Clausus (Abiturnote x,x) haben. Ausnahmen von der Abitur-Regel gibt es bei Berufsschulen. Hier sind auch Quereinstiege denkbar, wenn an der Fachhochschule das Fachabitur nachgeholt und anschließend ein entsprechendes Studium absolviert wurde.
Aber zurück zum Numerus Clausus: Die Unterschiede sind hier wie schon bei vielen anderen Aspekten gewaltig. Während aktuell an der Ludwig-Maximilian-Universität in München die meisten Lehramtsstudiengänge ohne einen Numerus Clausus daher kommen, also zulassungsfrei sind (anders bei Sonderpädagogik-Fächern), sind an der Technischen Universität Dortmund einige Studiengänge sei es für Haupt-, Realschulen und Gymnasien zulassungsbeschränkt, wobei sich der Numerus Clausus zwischen 1,8 und 2,4 bewegt.
An der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main sind sogar beinahe alle Lehramtsstudiengänge mit einem Numerus Clausus versehen. Welcher Studiengang wo eine Beschränkung hat oder nicht, findet man im Tool von Studis-Online hervorragend raus.
Alternativ zu einer Zulassungsbeschränkung über die Abiturnote gibt es an einigen Universitäten und Hochschulen auch Auswahl- beziehungsweise Eignungstests, die vor der Immatrikulation abgelegt werden müssen. So müssen sich angehende Sportlehrer zum Beispiel überall erst einem Test unterziehen, der in mehreren Disziplinen an einem Tag abgelegt wird, um unsportliche Typen von vornherein auszusortieren. Wer also schon am Hüftaufschwung am Reck scheitert, der kann sich die Bewerbung bereits sparen.
In aller Regel ist die Wahl eines bestimmten Fachs auch an ein anderes Fach gekoppelt. Häufig auftretende Verknüpfungen sind zum Beispiel Mathematik und Physik, Deutsch und Geschichte, Deutsch und Englisch sowie Biologie und Chemie. Weitere Kombinationen sind natürlich denkbar. In einigen Fällen gesellen sich denen auch andere Studienfächer wie „Bildungswissenschaften“ oder „Grundschul-Didaktik“ als Pflichtkurse dazu.
Praktische Studienzeit
Mittlerweile ist es auch Gang und Gäbe, dass angehende Lehrer im Studium Pflichtpraktika ableisten müssen. Was bis vor ein paar Jahren noch kein Standard war, entpuppt sich dahingehend als nützlich, dass zwischen Theorie und Praxis eben doch gewaltige Unterschiede herrschen können und so die Neu-Lehrer beim Erstkontakt mit den Schülern nicht eine völlig neue Welt betreten. So gehören auch pädagogische Ansätze mittlerweile fest zum Bestandteil des Lehrplans. Um die anwenden zu können, bedarf es Praktika an den Schulen.
Wie bei vielem überwiegen auch hier die Unterschiede in den einzelnen Bundesländern. Das reicht von ganz frühen Beobachtungspraktika bis hin zu solchen an zum eigenen Studiengang artfremden Schulen. So wird versucht, die Studenten auf unterschiedlichste Situationen vorzubereiten. Ein Einblick in frühere oder spätere Schulstadien soll das erleichtern.
Zudem ist es heute Standard, auch direkt in den Vorlesungen und Seminaren die Studenten als Lehrer arbeiten zu lassen. So muss Schulstoff vorbereitet und ausgearbeitet werden, der dann vor den Kommilitonen vorgetragen wird. Mit zunehmender Studiendauer wird die Intensität nach und nach gesteigert, was anschließend den Einstieg in die Referendariatszeit deutlich erleichtert.
Die Referendariatszeit
Im Anschluss an das Staatsexamen oder dem Master of Education folgt die Vorbereitungszeit, geläufig auch als Referendariatszeit bekannt. Die dauert in der Regel zwei Jahre, in denen die Lehrer bereits an Schulen unterrichten. In den meisten Bundesländern erfolgt eine Einstellung für die Referendariatszeit im Beamtenstatus.
Die persönliche Eignung
Die beste Abiturnote und der bestandene Eignungstest an der Universität oder der Hochschule nützen nichts, wenn man als angehender Lehrer auf Grund seiner Persönlichkeit nicht dazu geeignet ist, als Lehrer tätig zu sein. Aber wie kann man das herausfinden?
So eine Selbstprüfung kann man ganz einfach selbst vornehmen. Dafür gibt es mehrere Persönlichkeitstests verschiedener Universitäten und Institute. Nachfolgend sind ein paar der Tests verlinkt:
- Universität Saarland
- Ludwig-Maximilian-Universität München
- Deutscher Bildungsserver zur Lehrerausbildung
- Career Couselling for Teachers (für Österreich)
Bei den verschiedenen Tests werden u.a. die Kommunikationsbereitschaft, die Selbstdisziplin, aber auch Dinge wie Geduld, Intellekt und Selbstbewusstsein ergründet.
Fazit
Wie sich das Lehramtsstudium gestaltet, liegt in der Regel an den einzelnen Bundesländern, die die Gesetzeshoheit im Bildungsbereich haben. Diese unterschiedlichen Regelungen (wie auch später die Bezüge) machen allgemeingültige Aussagen für ganz Deutschland schwieriger. Ob man aber überhaupt für den Lehrerberuf geschaffen ist, findet man am besten in einem Persönlichkeitstest heraus.
Bildnachweis: © Shutterstock-Titelbild wavebreakmedia, -#1 ImageFlow, -#2 Pressmaster, -#3 Majesticca, -#4 wavebreakmedia, -#5 wavebreakmedia