Kredite gelten nach wie vor als gute Möglichkeit für eine schnelle Finanzspritze. Doch häufig zögern Darlehensnehmer vor der Unterschrift. Der Grund: hartnäckige Kreditmythen, die oftmals völlig falsch sind. Ein Vertrag auf Lebenszeit, die SCHUFA als Feindbild – diese und andere Mythen stimmen ganz und gar nicht.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
1. Dispo ist viel besser als Ratenkredit
Um den Dispo und Ratenkredit ranken sich viele Mythen. Ein noch immer weitverbreitetes Vorurteil: Der Dispo ist viel besser als der Ratenkredit. Der Blick auf die Abrechnung zeigt: Irrtum! Ob der Dispo tatsächlich günstiger ist, hängt vor allem von dessen Höhe und Laufzeit ab.
Wer beispielsweise eine Weiterbildung anstrebt, muss trotz Fördermöglichkeiten selbst einen Eigenanteil zahlen. Da Aus- und Weiterbildungen meist mehrere Monate oder sogar Jahre laufen, ist die Finanzierung langfristig angelegt. Hier zeigt sich in der Praxis, dass der Ratenkredit gegenüber dem Dispo klar im Vorteil ist.
Die Zinsen beim Dispo sind deutlich höher und genau das macht die vermeintlich leichte Finanzspritze so teuer. Besser: den Finanzierungsbedarf für die Weiterbildung ermitteln und dafür einen Ratenkredit aufnehmen. Der Vorteil: günstige Zinsen, eine feste monatliche Rate für die Rückzahlung und mehr finanzielle Flexibilität.
Tipp: Zuschüsse für Bildung nutzen, um Kreditbedarf zu reduzieren
Es gibt einige Möglichkeiten, um Aus- und Weiterbildung durch verschiedene Programme (beispielsweise durch die Bildungsprämie) fördern zu lassen. Vor der Darlehensanfrage sollten sich Verbraucher unbedingt informieren, welche Zuschüsse genutzt werden können.
Der Vorteil: Je höher die Zuschüsse, desto geringer der benötigte Darlehensbetrag. Damit sichern sich Verbraucher wiederum günstigere Konditionen und kürzere Laufzeiten. Eine Übersicht der aktuellen Förderprogramme gibt es beispielsweise beim Bundesministerium für Bildung und Forschung. Der Blick auf die Website kann sich lohnen, denn die Förderprogramme werden immer wieder aktualisiert.
2. Die Hausbank will nur mein Bestes und bietet unschlagbar günstige Konditionen
Jeder kennt es: Die angenehme Atmosphäre und das Vertrauensgefühl beim Bankberater, der schon jahrelang Konten und Co. verwaltete und häufig sogar bereits Eltern und Großeltern beriet. Wer sein Konto bereits einige Zeit bei der Hausbank besitzt, fühlt sich dort pudelwohl und geht davon aus, dass das Kreditinstitut eine Art finanzieller Buddy in allen Notlagen wird. Kaum vorstellbar, dass es eine andere Bank mit noch besseren Konditionen gibt.
Doch dieser Irrglaube wird von vielen Darlehensnehmern teuer bezahlt. Erfahrungen zeigen, dass die Hausbank mitnichten immer die besten Zinskonditionen anbietet. Längst haben viele renommierten Banken durch fadenscheinige Verträge (beispielsweise beim Prämiensparen) verloren. Der gute Ruf von über 240 Sparkassen und Banken wurde in den letzten Monaten nachhaltig beschädigt, sodass sogar die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht eingreift.
Dieses Beispiel zeigt ganz deutlich: Auch vermeintlich renommierte Bank und Sparkassen sind nicht unfehlbar. Die Konditionen für die Darlehen unterstreichen, dass vor allem lokale Banken oftmals schlechtere Konditionen anbieten. Die Ursache dafür liegt im enormen Kostenapparat, der bei der Darlehensbereitstellung finanziert werden muss.
Vor allem lokale Sparkassen beschäftigen vor Ort viele Mitarbeiter, unterhalten üppige Liegenschaften. Um die Kosten dafür zu decken, müssen Gelder durch Angebote für Kunden generiert werden. Wo geht das besser als bei den Darlehenskonditionen? Die Zinsen sind im Vergleich zu vielen Direktbanken deutlich höher, sodass Kunden unnötig viel mehr Kostenaufwand haben.
Warum sind die Direktbanken so viel günstiger? Ganz einfach, sie haben eine effiziente Verwaltung und müssen weniger Kosten decken. Das schlägt sich vor allem bei den Zinskonditionen oder übrigen Gebühren für die Darlehensbereitstellung nieder.
3. Schaufensterzinsen sind immer Realität
Bei der Finanzierung für ein Fernstudium, bei Beginn der Selbstständigkeit oder anderen Business-Vorhaben versuchen Darlehensinteressenten natürlich immer, die besten Konditionen zu finden. Immer häufiger wird dafür der Darlehensvergleich bemüht – ein guter Anfang. Doch viele Kreditinteressenten lassen sich von den sogenannten Schaufensterzinsen blenden. Sie sehen auf den ersten Blick günstig aus und suggerieren eine Darlehensbereitstellung, die quasi nichts kostet.
Doch weit gefehlt, denn bei vermeintlich günstigen Zinsen handelt es sich um einen charmant-geschickten Marketing-Trick einiger Kreditinstitute. Gezeigt werden beispielsweise günstige Zinsen, die das Gros der Kunden gar nicht erhalten würde (u. a. aufgrund der eingeschränkten Bonität, der Ratenlaufzeit oder der Kreditsumme).
Banken rechnen exemplarisch den günstigsten Zinssatz aus, den es für ein Darlehen geben könnte. Diesen setzen sie in das digitale Schaufenster im Kreditvergleich und hoffen – wie beim Bummel durch die Fußgängerzone und dem Blick auf die Schaufenster auch – auf Kunden, die ein Darlehen abschließen.
Vor der Vertragsunterschrift unbedingt die Zinsen vergleichen und sich nicht von den Schaufenster-Zinsangeboten verleiten lassen.
Nicht von den Schaufenster-Angeboten blenden lassen
Clevere Darlehensnehmer wissen, dass sie auf die Schaufensterzinsen keinen Wert legen müssen. Stattdessen ist der individuelle Kreditvergleich mit den eigenen Vorgaben empfehlenswert. Wer weiß, welche Darlehenssumme er benötigt und welche Laufzeit er möchte, trägt diese Informationen in das Formular für den Darlehensvergleich. Auf Basis dieser Informationen werden die individuellen Angebote der einzelnen Kreditunternehmen ermittelt.
4. Das Mysterium SCHUFA: Sie entscheidet sowieso immer gegen mich
Die SCHUFA – noch immer ein Mysterium, wie so manche Geheimdienstorganisation in Deutschland oder anderen Ländern. Noch immer wissen viele Konsumenten nicht, wie die SCHUFA eigentlich arbeitet und warum sie gar nicht gegen Konsumenten gerichtet ist.
Einst wurde die Schutzgemeinschaft gegründet, um Unternehmen vor dem Missbrauch der Kunden zu sichern, die beispielsweise ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen. Mittlerweile hat sich das Interessenfeld der Schutzgemeinschaft gewandelt. Sämtliche Verbraucherdaten werden, mit Zustimmung der Konsumenten, bei Vertragsabschluss oder bei der Anfrage nach Krediten und Co. hinterlegt.
Die bloße Datensammlung selbst ergibt noch keinen negativen Effekt auf die Beurteilung der Bonität. Noch immer denken viele Darlehensnehmer, dass die SCHUFA schuld daran ist, dass sie keine Kreditzusage erhalten. In Einzelfällen kann dies sein, allerdings gibt es dafür meist völlig andere Ursachen.
Mehrere Kreditanfragen können die Glaubwürdigkeit der Verbraucher reduzieren
Jede Bank entscheidet selbst, nach welchen Kriterien sie Darlehensanfragen bewertet. Die Auskunft über die SCHUFA holen nahezu alle Banken ein, ergänzen diese Beurteilung jedoch auch mit eigenen Prüfkriterien. Die SCHUFA-Auskunft beinhaltet beispielsweise Informationen zu aktuellen Verträgen und der Zahlungsmoral.
Wer seinen Verpflichtungen aus bestehenden Krediten oder Verträgen gar nicht oder nur zögerlich nachkommt, erhält dies als Vermerk in seiner SCHUFA-Datei. Bekommt die Bank solche Informationen, stuft sie die Antragsteller mit größerer Vorsicht ein. Das Ausfallrisiko wird meist als zusätzlich hoch bewertet, was sich im Zinssatz oder der Bewilligung des Darlehens widerspiegelt.
Die Verbraucher haben es demnach selbst in der Hand, wie positiv oder negativ ihre Bonität bei der SCHUFA-Bewertung ausfällt. Wer seine Verträge erfüllt und den Zahlungsverpflichtungen regulär nachkommt, wird kaum Nachteile bei der SCHUFA-Auskunft befürchten müssen.
So viele Verträge können zur Ablehnung des Darlehens führen
Banken haben die Verpflichtung, die Einkommensverhältnisse ihrer Kunden bzw. der Darlehens-Antragsteller zu prüfen. Dazu gehört es auch, den Umfang und die monatliche Belastung bereits bestehender Verträge zu überprüfen. Sie sind in der SCHUFA-Auskunft hinterlegt und werden auf Nachfrage an Kreditinstitute übermittelt.
Durch die Vertragsanzahl bzw. die bisherige monatliche Belastung kann es dazu kommen, dass die Bank eine Darlehenszustimmung ablehnt. Genügt das monatliche Einkommen beispielsweise nicht, um die künftigen zusätzlichen Kreditkosten zu decken und dennoch ausreichend liquide Mittel zur Bestreitung des Lebensunterhaltes zu haben, wird eine seriöse Bank die Darlehensanfrage ablehnen. Auch hier gilt: Die SCHUFA selbst ist dafür nicht verantwortlich, sondern die Verbraucher.
Tipp: Gespeicherte SCHUFA-Daten regelmäßig überprüfen
Auch, wenn die Schutzgemeinschaft sämtliche Daten mit höchster Präzision speichert, können Fehler auftreten. Eine falsche Adressangabe oder Informationen zu bereits aufgelösten Verträgen – falsche Daten können sich nachteilig auf die Darlehensentscheidung auswirken. Jeder Bürger hat einmal jährlich das Recht, kostenlos eine Info über alle gespeicherten SCHUFA-Daten zur eigenen Person zu erhalten.
Hierbei zeigt sich schnell, ob die Informationen korrekt sind oder geändert werden müssen. Sollte ein Änderungsvorhaben notwendig sein, unbedingt schriftlich anzeigen und darauf bestehen, dass die Informationen kurzfristig richtiggestellt werden.