Spurensicherung, Entschärfer, Kriminalpolizist, Staatsschutz, verdeckte Ermittlungen, Erkennungsdienst. Die Möglichkeiten einer Karriere bei der Polizei sind so vielfältig wie in keinem anderen Job. Selbst gestandene Polizisten sagen, dass sie keinen Berufszweig kennen, der nach der Ausbildung derartig vielfältige Möglichkeiten eröffnet.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Karriere Polizei: Geregelte Ausbildungswege und Quereinstieg
Die Tests sind umfangreich und hart. Viele Bewerber sind überrascht, wie umfassend Dinge bei den Auswahltests abgefragt werden. Allgemeinbildung, Geschichte, rechtliche Zusammenhänge, Motivationsverhalten. Die Testergebnisse werden von Psychologen ausgewertet und in Kombination mit dem Schulzeugnis sowie mit dem Sport- und Gesundheitstest für eine Empfehlung (oder auch Absage) herangezogen.
Kleiner als 1,65 m? Solche Bewerber haben schlechte Chancen, es sei denn, sie warten mit überragenden Leistungen auf. Wer sich direkt nach der Schule bewirbt, kann bei der Bundespolizei einsteigen oder beim Bundeskriminalamt, bei der Landespolizei, im mittleren oder im gehobenen Dienst. Doch auch Quereinsteiger sind gefragt und haben gute Chancen, wenn sie eine entsprechende Vorbildung mitbringen.
Gern werden Wirtschaftswissenschaftler oder Informatiker bei den Polizeidienststellen eingestellt. Gerade Informatiker werden verstärkt nachgefragt, da das Problem der Cyberkriminalität steigt. Auch Chemiker finden ihren Weg, beispielsweise in der Sicherung von Tatorten. Die Experten absolvieren eine einjährige Grundausbildung bei der Landes- oder Bundespolizei und arbeiten dann mit Ermittlern zusammen. Ein Einsatzbereich ist beispielsweise die Analyse von Standortdaten, mit denen Verbrecher leichter gefasst werden können.
Karriere Polizei: Nach dem Abitur zum Studium?
Für Abiturienten ist der gehobene Polizeivollzugsdienst die erste Wahl, hier kann ein Studium an der Polizeifachschule des Landes oder des Bundes stattfinden. Danach steigen die Absolventen in den gehobenen Dienst ein und können, wenn sie sehr gute Leistungen zeigen, eine Empfehlung ihres Dienstherren für den höheren Dienst erhalten. Das wird auch als Bestenauswahl bezeichnet, worauf aufbauend ein zweijähriges Masterstudium stattfindet.
Dieser nennt sich „Öffentliche Verwaltung – Polizeimanagement“ und findet an der Deutschen Hochschule der Polizei statt. Wer den Master in der Tasche hat, kann als Polizeirat oder –rätin in den höheren Polizeivollzugsdienst einsteigen. Der höhere Polizeivollzugsdienst steht auch Quereinsteigern offen, allerdings sind die Voraussetzungen je nach Bundesland verschieden.
Ausbildungswege und Arbeit beim Bundeskriminalamt
Wer sich beim BKA bewerben will, sollte mindestens die Fachhochschulreife mitbringen oder einen gleichwertigen Bildungsstand. Zum Zeitpunkt der Einstellung sollte der Bewerber mindestens 1,62 m groß sein, maximal 33 Jahre alt und die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Andere Regelungen sind grundsätzlich möglich und müssen im Einzelfall angefragt werden. Außerdem muss der Führerschein Klasse B vorliegen, dazu Englischkenntnisse auf Level B1.
Bewerber müssen frei von Vorstrafen sein und in geordneten wirtschaftlichen Verhältnissen leben. Die gesundheitlichen und psychischen Voraussetzungen werden im Rahmen der Einstellungsuntersuchungen geprüft.
Nach dem Studium werden die Absolventen in allen Bereichen der Kriminalermittlung eingesetzt und können darüber hinaus als Sachbearbeiter in allen Polizeiberufen arbeiten. Unter besonderen Voraussetzungen und Vorliegen einer Empfehlung ist der Aufstieg in den höheren Dienst möglich.
Ausbildungsmöglichkeiten und Beruf bei der Bundespolizei
Die Bundespolizei untersteht dem Bundesministerium des Inneren, oberster Vorgesetzter ist demnach der Innenminister. Zu den Tätigkeiten zählen der Schutz der Grenzen, Sicherheit des Flugverkehrs, bahnpolizeiliche Tätigkeiten, Schutz der Verfassungsorgane, Schutz der Deutschen Bundesbank, Unterstützung der Polizeien der einzelnen Bundesländer, Aufgaben auf Ost- und Nordsee, Polizeiaufgaben im Falle von Notstand oder Verteidigung, Auslandsmitwirkung, Hilfe bei Katastrophen und viele andere mehr. Langweilig wird es dort sicher nicht!
Um bei der Bundespolizei Karriere zu machen, ist die Ausbildungsteilnahme für den gehobenen Polizeivollzugsdienst nötig, wofür wiederum die Fachhochschulreife vorausgesetzt wird. Außerdem muss die deutsche Staatsangehörigkeit oder die Staatsangehörigkeit eines anderen EU-Landes vorliegen. Nachzuweisen ist der Besitz des Deutschen Schwimmabzeichens in Bronze.
Der Aufstieg vom gehobenen in den höheren Dienst ist auch hier wieder nach Empfehlung des Dienstherren möglich, die spätere Tätigkeit in Führungspositionen setzt das zweijährige Masterstudium voraus.
Video: WERDEGANG & ERFAHRUNGEN – BUNDESWEHR/ POLIZEI – SCHMALE SCHULTER
Karriere Polizei: Karriere bei den Polizeien der Länder
Bewerben können sich Interessenten auch bei den Polizeien der Länder und dort Karriere machen. Sie arbeiten dann im Ermittlungs- und Funkstreifendienst sowie im Bezirksdienst. Verwaltende und organisatorische Aufgaben zählen ebenfalls dazu, ebenso wie die teilweise Übernahme von Führungsfunktionen. Als Voraussetzung wird die Fachhochschulreife gesehen. Liegt diese vor, kann der Vorbereitungsdienst für den gehobenen Dienst begonnen werden. Wenn nicht, beginnt der Aufstieg über einen Ausbildungsweg im mittleren Polizeidienst.
Wer zur Kriminalpolizei möchte, muss eine verkürzte schutzpolizeiliche Ausbildung absolvieren, nur teilweise ist der direkte Einstieg in die Kripo möglich. Später ist dann die Tätigkeit als Polizeikommissar oder Kriminalkommissar möglich, die Beamten werden neben den oben bereits erwähnten Diensten auch als Einsatzbeamte der Bereitschaftspolizei verwendet.
In einigen Ländern ist die dreigeteilte Laufbahn möglich, die sich in den mittleren, gehobenen und höheren Dienst teilt. Die Beamten, die bei der Schutzpolizei ausgebildet wurden, arbeiten dann als Zug- und Hundertschaftsführer, als Schichtführer, Stationsleiter, Revierleiter oder Fachlehrer an den Polizeischulen. Auch Kriminalbeamte können Lehraufgaben wahrnehmen.
Nach den laufbahnrechtlichen Bestimmungen ist eine Beförderung zum Polizeioberkommissar und zum Ersten Polizei-/Kriminalhauptkommissar möglich. Außerdem steht der Masterstudiengang „Öffentliche Verwaltung – Polizeimanagement“ offen, um vom gehobenen in den höheren Dienst zu gelangen. Das erste Schuljahr führen die Länder selbst durch, für das zweite ist die Deutsche Hochschule der Polizei in Münster zuständig.
Erster Kontakt auf Veranstaltungen ist wichtig
Die Polizeien informieren gern auf den Seiten im Internet oder bei Berufsfachmessen über Ausbildungsmöglichkeiten und Karrierewege. Der erste Kontakt ist hier wichtig und bringt neue und praxisnahe Erkenntnisse über den Beruf.
Das ist auch wichtig, denn die theoretischen Vorstellungen, wie sie durch Fernsehfilme und den „Tatort“ gewonnen werden, stimmen oftmals nicht annähernd mit der Realität überein. Wer für seine Karriere Polizei oder BKA ins Auge fasst, sollte sich aber frühzeitig auf Veranstaltungen und Messen informieren bzw. Kontakt aufnehmen. Denn die wenigen Plätze, die pro Jahr für die Ausbildung vergeben werden, stehen einer Vielzahl an Bewerbern gegenüber.
Außerdem erfolgt die Bewerbung in der Regel nicht mit dem Abiturzeugnis, sondern bereits ein Jahr zuvor mit dem Zeugnis der vorangegangenen Klasse. Das Abizeugnis muss später nachgereicht werden.
Informationen sind auch über copzone.de möglich. Das Forum moderieren Beamten aus den Bereichen Justizvollzug, Zoll- und Polizeidienst und sie geben hier Auskunft über ihre Berufe und die Tätigkeitsinhalte. Wer in die Tätigkeit des Polizisten hineinschnuppern möchte, kann teilweise auch über ein Praktikum Informationen sammeln. Allerdings gewinnen die Praktikanten hier verständlicherweise keinen tiefen Einblick, sondern können nur oberflächlich hineinschauen.
Der Grund:
Ein Praktikant darf natürlich nicht mit zu Einsätzen genommen werden. Er hat dafür aber die Gelegenheit, sich auf der Wache und mit seinem Praktikumsbetreuer umfassend zum Polizeiberuf auszutauschen. Teilweise sind auf den Wachen auch Einstellungsberater zu finden, die Nachfrage lohnt sich zumindest bei den größeren Wachstellen.
Unterschiede zu anderen Berufen
Der größte Unterschied zu den meisten anderen Berufen ist auf den ersten Blick erkennbar: Polizisten tragen eine Uniform. Nun werden an einen Uniformträger aber ganz besondere Anforderungen gestellt. Sie stehen in der Öffentlichkeit und müssen sich zu benehmen wissen.
Ein „über die Stränge schlagen“ wird dank der Presse sofort geahndet. Die Polizisten haben Vorbildfunktion und müssen auch in schwierigen Situationen dazu in der Lage sein, überlegt und angemessen zu handeln. Sie müssen immer zu 100 Prozent bei der Sache sein, müssen im Team arbeiten können und dürfen sich keine Fehler erlauben.
Außerdem ist der Polizeiberuf kein Job, der um acht Uhr morgens beginnt und pünktlich um 17:00 Uhr endet. Wer sich im Einsatz befindet, kann nicht alles stehen und liegen lassen, um die Kinder von der Schule abzuholen. Das Familienleben ist oftmals schwer mit dem Polizeiberuf zu vereinbaren.
Ein Grund, warum mehr Männer auf Positionen zu finden sind, die eine kurzfristige Zeitplanung erfordern. Wer sich also für seine Karriere Polizei oder BKA aussucht, sollte seine Familienplanung ein wenig darauf abstimmen bzw. gute Betreuungsmöglichkeiten haben.
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