Der Jugendarbeitslosigkeit ist trotz aller Bemühungen aus Wirtschaft und Politik nicht wirklich beizukommen. Immer noch stehen viel zu viele Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren vor dem Problem, keine Lehrstelle zu bekommen, sich nicht für einen Job entscheiden zu können oder nach der Ausbildung keine feste Stelle zu ergattern. Genau an diese Zielgruppe wendet sich die Initiative „Joblinge“, mit der der Jugendarbeitslosigkeit der Kampf angesagt wird.
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Die Joblinge: Kurz und knapp
Die Initiative der Joblinge ist über die Boston Consulting Group sowie die Eberhard von Kuenheim Stiftung der BMW AG ins Leben gerufen worden. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Jugendlichen von der Straße auf den Arbeitsmarkt zu holen – und dort zu vermitteln. Vor allem richtet sich das Angebot an benachteiligte Jugendliche, die eine individuelle Förderung benötigen. Dafür erhalten Sie einen persönlichen Mentor zur Seite gestellt.
Das Programm wird durch Unternehmen aus der Wirtschaft ebenso unterstützt wie durch Privatpersonen, Stiftungen und die Kommunen. Besondere Voraussetzungen sind nicht nötig, lediglich der Wille, etwas zu erreichen, wird gewünscht.
Voraussetzungen für die Teilnahme
Wer sich bei den Joblingen einschreiben möchte, muss keine besonderen Voraussetzungen mitbringen. Er muss sich jedoch als arbeitswillig und geeignet erweisen, was über eine anfängliche Tätigkeit für einen gemeinnützigen Zweck gezeigt werden soll. Wer bereits in dieser ersten Phase schwächelt, nicht zur Arbeit erscheint oder nur unregelmäßig dort auftaucht, kann die weitere Teilnahme an den Joblingen vergessen. Eine gewisse Motivation und Initiative muss gezeigt werden.
Jugendliche, die zwischen 15 und 25 Jahre alt sind, gehören zur Zielgruppe der Joblinge. Solche Jugendliche können zum Beispiel durch Vorstrafen benachteiligt sein. Einige andere haben noch nicht den perfekten Beruf für sich entdeckt – und bewerben sich daher gar nicht erst.
Wieder andere konzentrieren sich voll und ganz auf die Schule sowie den Abschluss und verpassen die Bewerbungsfristen für Ausbildungsplatz oder Studium. Die Phase der Orientierungslosigkeit kann einer Phase der Neuorientierung weichen, wenn die Joblinge gewinnbringend genutzt werden.
Dauer und Inhalte der Joblinge
Das Programm der Joblinge ist auf eine Dauer von sechs Monaten ausgelegt. Danach wird davon ausgegangen, dass rund 60 bis 70 Prozent der ehemaligen Teilnehmer einen Job oder einen Ausbildungsplatz bekommen. Die Erfolgsquote ist somit sehr hoch. Die ehemaligen Teilnehmer werden eine gewisse Zeit weiter begleitet, sodass sie immer noch Hilfe und Unterstützung bei ihren Mentoren finden. Damit steigt die Vermittlungschance der Jugendlichen noch einmal weiter.
Im Programm geht es darum, den Jugendlichen eine berufliche Orientierung zu geben. Sie sollen ihre eigenen Stärken und Kompetenzen kennenlernen und diese auch zielführend einsetzen können. Außerdem sollten die Teilnehmer herausfinden können, welches Berufsfeld sie am meisten interessiert. Denn wenn das Interesse für eine Branche oder besser einen speziellen Beruf geweckt wird und dort die nötigen Kompetenzen vorhanden sind, ist die Chance auf Motivation und spätere Vermittlung deutlich größer.
Während der Zeit bei den Joblingen lernen die Teilnehmer verschiedene Unternehmen kennen und erfahren während der Praktika, worauf sie achten müssen, was sie alles lernen können und wie der berufliche Alltag wirklich aussieht. Viele Jugendliche brechen eine Ausbildungsstelle auch aus dem Grund ab, weil sie in den ersten Wochen erfahren, dass ihr Traumberuf gar nicht so gestaltet ist wie erhofft.
Vielleicht sind es andere Tätigkeiten, die im Alltag gefragt sind, teilweise stupide Arbeiten, die den Job ausmachen. Enttäuschung führt zum großen Teil dazu, dass eine Stelle wieder beendet wird. Für weitere Bewerbungen ist der Abbruch einer Lehrstelle natürlich nicht eben hilfreich.
Die Teilnehmer lernen überdies, wie eine perfekte Bewerbung auszusehen hat. Sie sind später in der Lage, auch selbst Bewerbungen für Ausbildungsplätze und Jobs zu verfassen, halten sich an richtige und treffende Formulierungen und können die von den jeweiligen Unternehmen an die Bewerbung gestellten Anforderungen besser erfüllen.
Um die Ziele der Joblinge zu erreichen, arbeitet die Initiative eng mit ansässigen Unternehmen aus der Region und aus aller Welt zusammen. Dort werden die Jugendlichen für eine gewisse Zeit eingesetzt und erfahren bei den Berufspraktika, was sie im späteren Berufsleben erwartet. Das erworbene Wissen wird im Rahmen von Seminaren und Workshops noch einmal vertieft.
Wichtig: Dieses Programm kommt gänzlich ohne Prüfungen aus, auch am Ende der Jobling-Zeit wird keine Prüfung verlangt. Durchhaltevermögen und Motivation werden allerdings gefragt und müssen täglich neu unter Beweis gestellt werden. Insofern sind die Joblinge eine ideale Vorbereitung auf die spätere Zeit als Auszubildender oder Arbeitnehmer.
Wo finden sich die Joblinge?
Der Hauptsitz der Joblinge befindet sich in München, an diesem Standort für die Zentrale wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Weitere Standorte gibt es in Köln, Frankfurt, Zwiesel/Bayerischer Wald sowie natürlich in Berlin.
Der Standort in Leipzig befindet sich derzeit noch im Aufbau. Darüber hinaus sind weitere Standorte geplant, die sich verteilt auf das gesamte Bundesgebiet finden sollen. Allerdings sind sie natürlich davon abhängig, inwieweit die Zusammenarbeit mit Unternehmen und anderen Unterstützern vor Ort möglich ist.
Unterschiedliche Phasen bei den Joblingen
Die erste Phase bei den Joblingen wird durch die gemeinnützige Arbeit ausgemacht, bei der festgestellt werden kann, wie ernsthaft die Teilnehmer tatsächlich bei der Sache sind. Hier trennt sich bereits die Spreu vom Weizen und nur diejenigen machen weiter mit, bei denen die Motivation zur Arbeitsfindung ganz klar zu erkennen ist.
In der zweiten Phase können die Joblinge wichtige Schlüsselkompetenzen erwerben und lernen verschiedene Berufsfelder kennen. Workshops und Seminare, Sport- und Kulturprogramme bieten die Möglichkeit, sich Ausbildungsplatz und geregeltem Leben zu nähern. Der Fokus liegt hier auch auf der positiven Veränderung der Lebensumstände der Jugendlichen.
Die dritte Phase wird in der Praxis durchgeführt und die Teilnehmer gehen direkt in die Unternehmen. Sie absolvieren hier ein Berufspraktikum und sammeln erste Berufserfahrungen. Danach werden sie in der vierten Phase bei potenziellen Arbeitgebern beschäftigt, woraus sich im besten Fall ein Ausbildungsplatz oder eine Festanstellung ergibt.
Fazit zu den Joblingen
Benachteiligte Jugendliche verdienen eine Chance, ehe sie zu benachteiligten und vom Berufsleben vergessenen Erwachsenen werden. Über die Joblinge erfahren die Teilnehmer alles Wichtige, was bei der Arbeit für Unternehmen verschiedener Ausrichtung wichtig ist und worauf die Personaler Wert legen.
Das Positive dabei ist, dass die Teilnehmer dank der Praktika die Möglichkeit haben, sich die Berufe einmal direkt anzuschauen. Sie erfahren hier, was den Arbeitsalltag ausmacht und welche Fähigkeiten und Fertigkeiten tatsächlich nötig sind. Die Beschreibungen der einzelnen Berufe können so hautnah nachgeprüft werden.
Der eine oder andere stellt dabei fest, dass der heiß ersehnte Traumjob deutlich weniger spannend ist als angenommen. Ein anderer erkennt vielleicht, dass ein scheinbar langweiliger Job durchaus Abwechslung und ein gutes Einkommen bieten kann.
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