In den USA entstehen neue IT-Berufe

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Der Interessenverband der US-amerikanischen IT-Berufe TIAComp präsentiert jedes Jahr seinen Bericht über die wichtigsten Entwicklungen in seinem Markt. Dabei verfolgt er auch, wie sich die verschiedenen Berufsfelder und Jobprofile in der schnelllebigen amerikanischen IT-Branche entwickeln.

Neue Arbeitsfelder mit der Blockchain-Technologie

Auch im Bericht für 2017 identifizieren die Experten von CompTIA neue Berufsbilder, deren Bedeutung in Zukunft wachsen wird. Projekte und technologische Innovationen im Bereich der Künstlichen Intelligenz und des maschinellen Lernens haben zu Berufsbildern wie dem „cognitive computing engineer“ oder dem „machine learning specialist“ geführt.

Einer der Treiber ist hier „Watson“ von IBM, für das der US-Konzern Spezialisten und neue Geschäftsfelder sucht. Auch die Blockchain-Technologie von bitcoin sorgt für neue Arbeitsfelder, etwa den„blockchain engineer“ , der diese Technologie für ein breites Spektrum von Anwendungen nutzbar macht und der in den USA ein Jahresgehalt zwischen 150 000 und 170 000 US-Dollar verlangen kann.

Zu den stark nachgefragten Funktionen gehören der Chief analytics oder Chief data officer auf Vorstandsebene. Das Internet der Dinge (Internet of Things) erfordert neuerdings den „Internet of Things architect“. Da ist der „Data Scientist“, den es erst seit knapp eineinhalb Jahrzehnten gibt, schon ein alter Hut, obwohl diese Spezialisten weiterhin intensiv gesucht und gut bezahlt werden.

Auch die Blockchain-Technologie von bitcoin sorgt für neue Arbeitsfelder, etwa den„blockchain engineer". (#01)

Auch die Blockchain-Technologie von bitcoin sorgt für neue Arbeitsfelder, etwa den„blockchain engineer“. (#01)

Was Cognitive Computing und die Blockchain bringen

Allerdings sind noch nicht alle Profile klar konturiert. Der „cognitive computing engineer“ geht auf „Watson“ zurück, IBMs Projekt für ein intelligentes Computerprogramm, das schließlich sogar erfolgreich „Jeopardy“ spielen konnte. Die Aufgaben von „cognitive computing engineers“ bestehen, einfach gesagt darin, Software für intelligente Systeme und maschinelles Lernen zu entwickeln.

Was dieser Job genau leisten soll und wo seine Verantwortlichkeiten liegen, muss sich noch zeigen. Sicher ist jedoch, dass die Bedeutung von ‚cognitive computing‘ und maschinellem Lernen weiter wächst. Kognitive Systeme nehmen einen immer größeren Anteil in IBMs Geschäftsmodell ein. Um „Watson“ herum entstehen kleinere, spezialisierte Unternehmen, die wiederum für Beschäftigung sorgen.

Die Kenntnisse, die man in diesem Feld braucht, gehen laut Jim Spohrer, dem Direktor von IBM’s Universitätsprogrammen über eine Spezialisierung auf Big Data hinaus. „Ein wesentlicher Teil ist Datenpflege.

Man kann kein kognitives System bauen, ohne sich Gedanken über einen Bestand von Dokumenten oder Websites zu machen.“ IBMs Watson Health Group nennt in einer Stellenanzeige, welche Kenntnisse Bewerber brauchen: „Kandidaten sollten einen praxisorientierten Bezug zur Technologie haben. Der umfasst unstrukturierte Daten, statistische Extraktion, maschinelles Lernen, natürliche Spracherkennung und Suchen.“

Cognitive Computing kann in vielen Branchen zum Einsatz kommen, etwa in der Finanzplanung, in der Industrie oder in der Medizin. Aktuelle Anwendungen finden sich in Webshops oder in Suchmaschinen. Dagegen gehören Spezialisten für maschinelles Lernen auch in Deutschland schon länger zu den gesuchten Fachkräften.

Wie Blockchain neue Berufe schafft

Schon seit einigen Jahren macht die so genannte Blockchain-Technologie aus dem Hause bitcoin von sich reden. Den „blockchain engineer“ als eigenen Titel gibt es noch nicht. Aber Software-Entwickler und andere Spezialisten, die sich mit dieser Technologie auskennen, sind gesucht. In den USA suchen gegenwärtig über 200 Firmen nach Fachkräften, die für sie Online-Handelsplätze, sichere Kreditkarten und Anwendungen im Finanzbereich entwickeln.

Auf der US-Website dice.com schrieb das Unternehmen CyberCoders eine Stelle für einen Ingenieur mit Blockchain-Kenntnissen sowie Erfahrungen mit Python, bitcoins und verteilten Systemen aus. (#02)

Auf der US-Website dice.com schrieb das Unternehmen CyberCoders eine Stelle für einen Ingenieur mit Blockchain-Kenntnissen sowie Erfahrungen mit Python, bitcoins und verteilten Systemen aus. (#02)

Auf der US-Website dice.com schrieb das Unternehmen CyberCoders eine Stelle für einen Ingenieur mit Blockchain-Kenntnissen sowie Erfahrungen mit Python, bitcoins und verteilten Systemen aus. Als Gehalt war eine Spanne von 150 000 bis 170 000 Dollar pro Jahr angegeben.

Die deutsche Job-Suchmaschine Kimata.de listet für den Februar 2017, 94 offene Stellen für IT-Experten mit Blockchain-Kenntnissen. Die ausschreibenden Unternehmen kommen aus fast allen Branchen; die Automobilindustrie ist dabei, Systemhäuser, aber auch Beratungsfirmen. Hintergrund für das steigende Interesse ist, dass die Blockchain-Technologie sich nicht nur zum Authentifizieren von Zahlungen in digitalen Währungen dienen kann, sondern sich auf für eine Vielzahl anderer Anwendungen eignet.

Neuer Vorstandsposten: Der Chief Analytics Officer

Mehrere Hierarchieebenen höher angesiedelt ist der Chief Analytics oder Chief Data Officer eines Unternehmens. Dabei trägt der Chief Analytics Officer (CAO) die Verantwortung für die Datenanalyse; der Chief Data Officer (CDO) ist im englischsprachigen Raum ein Manager, der für die Datenverarbeitung und -gewinnung zuständig ist.

Ein CAO muss sich mit statistischen Analysen, Marketing, Finanzen und Betriebswirtschaftslehre auskennen. Je nach Unternehmen gehört er dem Board of Directors an. Der CDO untersteht meist dem Chief Executive Officer oder dem Chief Technology Officer. Das auf die IT-Industrie spezialisierte US-Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Gartner Inc. sieht die Bedeutung dieser beiden Funktionen stark wachsen, da die Bedeutung von Daten für das Geschäftsmodell vieler Unternehmen ebenfalls steigt. Gartner schätzt die Zahl der CDOs und CAOs auf etwa 1000 weltweit. Rund 60 Prozent von ihnen arbeiten in den USA. Bis Ende 2018 soll sich deren Zahl verdreifacht haben.

Gartner sieht für sie einen wachsenden Verantwortungsbereich. Er reicht von neuen ‚digital first‘-Geschäftsmodellen über das Monetarisieren von Informationen und Algorithmen bis hin zu Datenanalyse und ‚corporate governance‘. Allerdings können diese Aufgaben auch dem Chief Information oder Chief Technology Officer zugeschlagen werden.

Video: Job finden und arbeiten in den USA, Amerika

IoT-Experten ebenso gefragt wie Data Scientists

Während die Stellen für CAOs oder CDOs naturgemäß eher selten ausgeschrieben werden, ist der Markt für Internet-of-Things-Experten größer und auch dynamischer. In den USA brauchen Unternehmen nach Spezialisten, die ganze IoT-Netze konzipieren können und zusätzlich wirtschaftliche und kommunikative Fähigkeiten aufweisen. So suchte Verizon jüngst einen „IoT solutions architect“, der neben breiten IT-Kenntnissen auch Wissen über Preisgestaltung, Ertragsanalyse und finanzielle Vorhersagen mitbringen sollte.

Nach einer Analyse der Metajobsuchmaschine Joblift aus Berlin wächst die Zahl der Jobs in diesem Bereich überdurchschnittlich stark. Das Wachstum konzentriert sich jedoch auf den Süden Deutschlands und hier eher auf Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern.

Im vergangenen Jahr wurden 2 573 IoT-Stellen auf Joblift ausgeschrieben. Arbeitgeber kamen meist aus Informations- und Telekommunikations-Industrie. Allerdings wurden zur gleichen Zeit rund 9000 Cloud-Computing-Spezialisten und genauso viele Experten für IT-Sicherheit gesucht. Das mag daran liegen, dass das IoT eine relativ junge Entwicklung ist.

Trotzdem wächst die Zahl der IoT-Stellen mit rund 9 Prozent im Jahr schneller als die der Jobs in anderen Bereichen. Gesucht wird üblicherweise nach Software-Entwicklern. Aber auch Positionen im Management, in der Technik und in der Kundenbetreuung oder im Vertrieb werden ausgeschrieben.

In den USA brauchen Unternehmen nach Spezialisten, die ganze IoT-Netze konzipieren können und zusätzlich wirtschaftliche und kommunikative Fähigkeiten aufweisen. (#03)

In den USA brauchen Unternehmen nach Spezialisten, die ganze IoT-Netze konzipieren können und zusätzlich wirtschaftliche und kommunikative Fähigkeiten aufweisen. (#03)

Wo in Deutschland die neuen IT-Jobs entstehen

Dabei entstehen die Stellen primär bei drei großen Unternehmen. An der Spitze liegt Bosch mit 455 Stellen, gefolgt von der Deutschen Telekom und Daimler.

Gemessen an der relativen Neuheit des Internets der Dinge oder der Blockchain-Technologie sind Data Scientists oder Datenwissenschaftler eher die Senioren unter den IT-Berufen. Der Begriff wird erstmals in den späten Neunziger Jahren genutzt, die Disziplin als solche entstand um die Jahrhundertwende. Inzwischen hat Big Data dazu geführt, dass Data Scientists und ihre Kenntnisse in der Beschaffung, Pflege und Interpretation großer Datenmengen immer gefragter sind.

Hinter Big Data stecken immerhin beeindruckende Zahlen: Täglich erzeugen die Menschen 2, 5 Quintillionen Bytes oder 2, 5 Millionen Terabytes. Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology haben errechnet, dass diese Menge bis 2020 um 2000 Prozent wachsen wird. Man könnte sagen, Daten sind das neue Erdöl. Dementsprechend wichtig sind Experten, die mit Datenarchitekturen und Datenmodellen umgehen können.

Das gilt für die Industrie genauso wie für die Logistikbranche oder den Bereich Gesundheit. In den USA hat noch die alte Obama-Regierung im November 2016 angekündigt, dass sie die universitären Ausbildungen für Data Scientists mit rund 37 Millionen US-Dollar unterstützen wird.

In Deutschland sind in den letzten Jahren sowohl Studiengänge als auch Fortbildungsmöglichkeiten entstanden. So bietet die Universität Konstanz seit dem Wintersemester 2013/2014 das Masterprogramm Data Analysis an. Die Philipps-Universität in Marburg hat sowohl einen Bachelor- als auch einen Masterstudiengang an.

Hinzu kommen Angebote an der TU Dortmund und an der Universität Jena. Wer bereits im Beruf steht, kann sich beim Fraunhofer-Institut in der Nähe von Köln oder bei der Data Science Academy in Karlsruhe fortbilden. Auch Online-Akademien wie openHPI, Coursera und Udacity bieten Kurse an.


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