Viele stehen nach einem Studienabbruch erst einmal recht verloren da. Hat man mit einem abgebrochenen Studium eine gute Chance auf einen Ausbildungsplatz? Wenn ja, wie gut sind die Karrierechancen mit einer Ausbildung? Die IHK bemüht sich aktiv darum, Studienabbrechern eine gute Berufszukunft zu ermöglichen.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Die Zahl der Studienabbrecher steigt an
Die wachsende Anzahl der Studienabbrecher ist für viele bedenklich. Rund 30 Prozent aller Studierenden entscheiden sich für einen frühzeitigen Studienausstieg.
Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich:
- Nicht das richtige Fach gewählt
- Finanzielle Gründe
- Persönliche Umstände
Besonders häufig kommt es zum Studienabbruch, weil die Studenten keine Zukunft in der gewählten Branche für sich sehen. Dies hängt oft mit unzureichenden Vorinformationen zum Fach ab. Hinzu kommt die Tatsache, dass vor allem ein Hochschulstudium eine sehr akademische Angelegenheit ist.
Es gibt nahezu keine praxisbezogenen Ausbildungsteile und die Studenten sind für viele Jahre an einen Hörsaal gefesselt, bevor sie die ersten Kunden, Klienten oder Geschäftspartner zu Gesicht bekommen.
Im direkten Vergleich liegt der Prozentsatz der Hochschulstudenten, die ihr Studium abbrechen über dem der Fachhochschulstudenten.Viele Studiengänge der Fachhochschule sind praxisorientiert ausgelegt. Experten glauben, dies sei einer der Hauptgründe.
Studium abgebrochen: So geht es weiter!
Unabhängig von den Beweggründen für einen Studienabbruch, es muss anschließend eine Alternative für die Berufsausbildung gefunden werden.
Dafür gibt es eine Reihe von Möglichkeiten:
- Studiengang wechseln
- Dualstudium
- Ausbildung
- Fortbildung
Relevant ist, ob man einen Bachelor-Studiengang abbricht oder das Masterstudium frühzeitig beendet. Denn der Bachelor ist ein eigenständiger Abschluss, der eine vollwertige Berufsqualifikation darstellt. Viele Firmen setzen gezielt darauf, Mitarbeiter mit einem Bachelor-Abschluss anzustellen. Ein Studienabbruch ist also nicht unbedingt ein Hindernis für den individuellen Karriereweg.
Info
Firmen sind oft sehr kulant, kommt es zu Punkten wie Lücken im Lebenslauf oder einem abgebrochenen Master-Studium. Sie legen vermehrt wert auf eine solide Grundqualifikation und die für das Unternehmen passenden Soft Skills. Mit dieser Kombination ist es ohne Frage möglich, eine gute Position zu bekleiden.
Video: IHK Regio Impuls Studienabbrecher
Das Bachelor-Studium abgebrochen:
Die IHK zeigt Möglichkeiten
Um sich für ein Bachelor-Studium zu qualifizieren, wird die Hochschulreife, also das Abitur benötigt. Ohne den Studienabschluss ist das Abitur dann die höchste Schulausbildung. Dies bedeutet, dass man automatisch für sämtliche Ausbildungswege die schulische Qualifikation mitbringt.
Die IHK (Industrie- und Handelskammer) ist sich dieser Tatsache bewusst. Sie möchte daher das hohe Potenzial, das unter Studienabbrechern zu finden ist, voll und ganz abschöpfen.
Sie empfiehlt für Studienabbrecher, unmittelbar mit der Suche nach einem Ausbildungsplatz zu beginnen. Im Idealfall plant man den Studienabbruch rechtzeitig. So ist ein nahtloser Übergang vom Studium zur Ausbildung möglich.
Die meisten Ausbildungsbetriebe aller Branchen beginnen das Ausbildungsjahr zwischen August und September. Auch dann, wenn die Ausbildung in Theorie ganzjährig begonnen werden kann.
Wer also mit dem Gedanken spielt, das Studium niederzulegen, der muss frühzeitig Bewerbungen schreiben. Die IHK gibt Auskunft darüber, welche Unternehmen dafür bekannt sind, auch Studienabbrecher als Bewerber einzubeziehen.
Die IHK stellt darüber hinaus auf ihrer Webseite allgemeine Informationen zu diversen Ausbildungsberufen und Branchen bereit.
Welche Vorteile bietet die Ausbildung?
Die meisten Ausbildungsberufe sind im Grundablauf sehr ähnlich. Sie werden über einen Zeitraum von drei Jahren erlernt und es handelt sich um ein Dualsystem. Die Hälfte der Ausbildungszeit wird im Unternehmen und damit in der Praxis absolviert. Die andere Hälfte ist ein akademischer Teil, der an der Berufsschule absolviert wird.
Viele Ausbildungsberufe erlauben es, die Ausbildungszeit auf zwei Jahre zu verkürzen. Einige können sogar innerhalb von 12 Monaten abgeschlossen werden. Für eine Verkürzung ist das Abitur fast immer eine Voraussetzung.
Darüber hinaus lassen sich Ausbildungszeiten durch gute Prüfungsleistungen verkürzen.
Nur sehr wenige Ausbildungen weichen von diesen Grundlagen ab. Ein Beispiel dafür ist die Ausbildung zum Erzieher/in.
Diese ist auf einen Zeitraum von fünf Jahren ausgelegt und kann nicht verkürzt werden. Außerdem gibt es hier keinen Praxisteil. Hinzu kommt, dass die Ausbildung zum Teil durch den Auszubildenden selber finanziert werden muss.
Geld verdienen während der Ausbildung
Eine Ausbildung über die Industrie- und Handelskammer ist immer mit einem monatlichen Endgeld verbunden. Der Verdienst variiert mit der Branche, dem Ausbildungsunternehmen und dem Lehrjahr. Das Einstiegsgehalt kann zwischen 500 und 800 Euro liegen.
In den Folgejahren steigt es entsprechend an. Ein Monatsgehalt von rund 1000 Euro ist im dritten Lehrjahr keine Seltenheit.
Dies macht die Ausbildung für viele Studienabbrecher zu einer guten Alternative. Denn die finanzielle Last des Studiums lässt sich nicht immer so einfach regeln. In Theorie sollte das BAföG ausreichend hoch sein, um den Lebensunterhalt zu finanzieren. Die Realität sieht jedoch anders aus.
In begehrten Studienstandorten wie Hamburg oder München sind die monatlichen Unterhaltskosten für Miete und Nahrung so hoch, dass das Einkommen aus dem BAföG für die Studenten nicht ausreicht. Die einzige Alternative sind Nebenjobs. Diese begrenzen die Zeit für das Studium und bringen einen zusätzlichen Druck für diesen Ausbildungsweg.
Alternativen zur Ausbildung
Ist ein direkter Übergang zur Ausbildung nicht möglich, muss man seine Zeit nicht mit Nichtstun vergeuden. Es gibt diverse Fortbildungsangebote, die für den Aufbau eines guten Karriereweges hilfreich sind.
Das Beherrschen einer Fremdsprache ist in immer mehr Arbeitsumgebungen ein absolutes Muss. Schon lange ist es nicht mehr nur Englisch, dass in der Geschäftswelt gefragt ist. So bringt die Globalisierung für alle Branchen immer öfter enge Zusammenarbeiten aus dem russischen oder asiatischen Raum zustande.
Demnach sind Sprachkenntnisse für Russisch oder Mandarin ein echter Bonus. Fachhochschulkurse bieten eine exzellente Grundlage für das Erlernen einer neuen Sprachen. Wer die finanziellen Mittel hat, der kann auch weiterführende Kurse an professionellen Sprachschulen besuchen.
Ähnlich wie an Hochschulen kann man sich auch für die Fachhochschule als Gasthörer einschreiben. Ist der gewünschte Ausbildungsberuf gewählt, aber der mögliche Ausbildungsbeginn liegt noch in weiter Ferne, ist der Besuch der Fachhochschule ein sinnvoller Zeitvertreib.
Das Einschreiben ist absolut kostenfrei. Gasthörer können an Vorlesungen und zum Teil auch an praxisorientierten Workshops teilnehmen. Für die Teilnahme werden keine Zertifikate ausgestellt. Die Hochschule kann auf Wunsch aber die Einschreibung als Gasthörer belegen.
Auch staatliche geförderte Fortbildungen sind denkbar. Diese konzentrieren sich darauf, benötigte Hard Skills wie Computerkenntnisse zu vermitteln.
Die Entscheidung für eine Ausbildung
Die IHK empfiehlt, dass man sich vor der Bewerbungsphase intensiv mit dem Ausbildungsprofil beschäftigt:
- Was sind die Ausbildungsinhalte?
- Wie verläuft die Ausbildung?
- Welche Karrieremöglichkeiten gibt es?
Wird ein Fachwirt für den Ausbildungsberuf angeboten, ist man nach dem Abschluss dessen auf dem Ausbildungsniveau eines Bachelor-Absolventen.
Interessierte sollten auch im Hinterkopf behalten, dass eine erneute Studienaufnahme nach dem Abschluss der Ausbildung weiterhin eine Option ist.
Unternehmen bieten verstärkt Dualstudiengänge an, bei denen eine Teilzeitposition im Unternehmen bekleidet wird und gleichzeitig ein Bachelor- oder Master-Studium absolviert wird. Die hohe Praxisnähe und das gesicherte Grundeinkommen sind die großen Vorteile dieses Bildungsweges.
Studienabbruch ist kein Karriereaus
Vorbei sind die Zeiten, in denen Firmen auf Studienabbrecher hinabschauen. Konzerne haben das hohe Potenzial der Studienabbrecher für sich entdeckt. Oft sind die Kandidaten hoch motiviert, etwas Neues anzufangen, das in allen Aspekten ihren Vorstellungen entspricht.
Auf keinen Fall bei einer Bewerbung eine Lücke im Lebenslauf lassen, die nicht gut erklärt werden kann. Die Studienzeit angeben und im Bewerbungsschreiben die Gründe für den Studienabbruch kurz anreißen. Nicht im Detail darauf eingehen, dafür bleibt genug Zeit im Bewerbungsgespräch.
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