Privat, im Ausbildungs- oder Berufsleben oder überall dort, wo Menschen kommunizieren, kann deren Verhalten zu Konflikten führen. Wer Gesprächsregeln auskennt, der kommt besser zurecht.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Gesprächsregeln von früh an erlernen
Jeder von uns ist ein individuelles Wesen, eine eigene Persönlichkeit, die zum Beispiel durch:
- Erziehung,
- Bildung,
- Kultur,
- Religion und
- viele andere Einflüsse.
geprägt und geformt ist. Auch bezüglich unserer Verhaltensweisen in der Kommunikation hat jeder von uns sein ganz eigenes Rüstzeug, mit dem er oder sie sich auf den Weg ins Leben macht.
Die einen bekommen die passenden Verhaltensweisen zur Kommunikation mit anderen Menschen bereits im Elternhaus mit “in die Wiege gelegt”. Sie erlernen oftmals schon früh in ihrer Entwicklung, wie sie sich zum Beispiel anderen Personen gegenüber deeskalierend verhalten können, und auch wie sie ein Konfliktgespräch erfolgreich regeln.
Andere Menschen wiederum sind in Gesprächssituationen aus verschiedenen Gründen unsicher und sogar unwissend, wie sie sich bezüglich der Kommunikation verhalten sollen und wie sie vor allem Probleme mit anderen durch ein gut geführtes Konfliktgespräch regeln. Das war von je her so und wird im Miteinander von Menschen, die angeboren oder erlernt nun mal verschiedene Einstellungen, Werte, Vorstellungen von dem, was richtig oder was falsch ist, was gut oder nicht gut ist, haben, auch immer so bleiben.
Konflikt mit Gesprächsregeln lösen
Wenn es – ausgehend von dieser Voraussetzung – dann dazu kommt, dass unterschiedliche Ansichten im Verhalten der Kommunikation aufeinanderprallen, kann es zu Konflikten führen. Auch zwischen zwei oder mehreren Menschen, die jeder für sich die Gesprächsregeln kennen und theoretisch wissen, wie man Gespräche zielführend führen kann.
Da eine solche Situation für beide Seiten im Privaten wie auch im beruflichen Miteinander belastend sein kann, sollte immer nach einer Konfliktlösung gesucht werden. Dabei ist es äußerst wichtig, sich deeskalierend zu verhalten, damit aus der sprichwörtlichen Mücke am Ende kein Elefant wird.
Für so eine Situation gibt es hilfreiche Regeln der Gesprächsführung:
Sieben gute Regeln für ein Konfliktgespräch
- Gesprächsregel 1: Interesse an einer Konfliktlösung
Der Einzelne kann noch so viele Gesprächsregeln beherrschen. Wenn es nur theoretisches Wissen ist, wie man sich in Konflikten verhalten soll, dann nützt es am Ende gar nichts. Vor allem wenn eine an dem Gespräch beteiligte Person in Wirklichkeit kein Interesse an einer Lösung hat und das auch durch Mimik oder Gestik zur Schau bringt. Genau das ist oft ein Grund, warum sich ein Konfliktgespräch in der Praxis nicht regeln lässt und es zu keiner Einigung kommt.
- Gesprächsregel 2: Seine Verhaltensweise erklären
Erst redet der eine, dann redet der andere. Einander zuzuhören ohne sich zu unterbrechen, das ist vor allem bei Problemen eine wichtige Gesprächstechnik in Konflikten. Besonders weil es den einzelnen Gesprächspartner ruhiger macht, wenn man sich gegenseitig ausreden lässt, anstatt sich durch lautes, immer wieder auftretendes Unterbrechen eher noch gegenseitig zu stressen.
- Gesprächsregel 3: Den Standpunkt annehmen
Jeder darf seine eigene Meinung haben und vertreten. In einer Auseinandersetzung über eine Sache ist es aber hilfreich, wenn man bereit ist, den dargebrachten Standpunkt bzw. die Perspektive des anderen einzunehmen oder zumindest versucht, sie zu verstehen.
- Gesprächsregel 4: Gemeinsamkeiten abwägen
Der eine sieht es so, der andere sieht es anders … Wenn die Standpunkte verständlich auf den Punkt gebracht sind, setzt der nächste Schritt in der Kommunikation ein. Dabei geht es nun vorrangig darum, Gemeinsamkeiten hervorzuheben, Das können auch nur ein oder zwei Übereinstimmungen von vielen ausgetauschten Argumenten, also der kleinste gemeinsame Nenner, sein.
- Gesprächsregel 5: Auch im Konflikt fair bleiben
Laute Schimpftiraden, Titulierungen aus der Welt der großen Tiere oder auch wortwörtliche Angriffe unter die Gürtellinie – wer mit einem Menschen streitet, der sich in der Kommunikation so verhält, der sollte das Gespräch gleich beenden. Stattdessen ist es angebracht, sich deeskalierend zu verhalten und niveauvoll und fair zu streiten. Persönliche Beleidigungen haben im Konflikt nichts zu suchen.
- Gesprächsregel 6: Kompromisse suchen und finden
So und nicht anders – wer stur auf seinem Standpunkt beharrt, der sollte besser als Einsiedler fernab seiner Mitmenschen leben. Wer jedoch an einer Lösung des Problems, das zu der Auseinandersetzung geführt hat, interessiert ist, der sollte diese Regel für ein Konfliktgespräch hoch halten: Es kann keine Lösung für einen Konflikt ohne Kompromisse geben.
- Gesprächsregel 7: Lösungen vorschlagen
Wie kann es im Miteinander weitergehen? Welche Vorschläge und Ideen hat der Einzelne, um einen Konflikt zu lösen? Um diese Fragen anzugehen, sollte man nicht nur nach Vorschlägen suchen. Es ist auch wichtig, dass man mit der Lösung auch den nächsten Schritt der Konfliktbewältigung erarbeitet.
Weitere Tipps für Gesprächsregeln
Neben den angeführten Gesprächsregeln, um ein konfliktreiches Gespräch zielführend zu führen, gibt es in der Praxis noch weitere hilfreiche Kniffe, wie man im Konflikt wieder zueinander finden kann: So ist es ratsam, dass Kommunikationsverhalten des anderen nicht zu beurteilen, schon gar nicht es zu verurteilen.
Ob jemand falsch oder richtig denkt, mit dem wir gerade einmal nicht einer Meinung sind, das zu beurteilen, steht uns nicht zu. Im Gegenteil, außer wenn eine Sache oder eine Erkenntnis davon zum Beispiel wissenschaftlich so und nicht anders erwiesen ist, steht es uns nicht zu, die Meinung der anderen Person als falsch oder richtig zu bewerten. Wir sollten sie vielmehr respektieren und es einem anderen Menschen, auch in einem Konflikt, zubilligen, anders zu denken.
Hilfreich und sinnvoll kann es in einem Konfliktgespräch dann auch sein, wenn eine dritte und vor allem unparteiische Person am Gespräch teilnimmt. Diese kann zum Beispiel die Gesprächsregeln bei einem Konflikt festlegen oder erarbeitete Punkte und Lösungen schriftlich festhalten. Außerdem kann auch jeder der beiden “Streithähne” für sich vorab formulieren, was er oder sie im Gespräch anbringen möchte. Ein Notizzettel ist dabei genau so hilfreich wie die Methode, sich während der Diskussion die ein oder andere Notiz zu machen.
Gespräche zielführend und ohne Störungen
Noch etwas kann nützlich sein, wenn man befürchtet, dass ein Gespräch zum Konflikt werden kann und sich von daher von vorne herein deeskalierend verhalten möchte: der Ort, an dem das Gespräch stattfindet. Am besten ist es, wenn man einen neutralen Ort wählt, der keiner der beiden beteiligten Personen einen sogenannten Heimvorteil bietet.
Darüber hinaus sollte man alle Störungen, die das Gespräch immer wieder unterbrechen könnten, im Vorwege ausschalten, wie etwas das Telefon abschalten, andere anwesende Personen bitten, während des Gespräches einmal nicht zu stören, sich nichts anderes vorzunehmen usw.. Nur so kann man sich in der Kommunikation miteinander auch ruhig und konzentriert verhalten.
Gesprächsführung in der ICH-Form
Da es bei einem Konflikt immer zwei oder mehrere Persönlichkeiten sind, die miteinander reden und einander (wieder) verstehen wollen, ist eine Gesprächsregel auch noch wichtig: Jeder sollte seine Sicht der Dinge in der direkten ICH-Form als sogenannte Ich-Botschaften formulieren, also “Ich möchte, dass Sie mich verstehen …” und nicht “Sie müssen mich verstehen!” oder “Ich kann mir vorstellen, dass wir in Zukunft so miteinander umgehen …” Hier ist es dann wichtig, dass der konkrete Vorschlag für die Lösung, die sich der Einzelne überlegt hat, vorgetragen wird.
Vereinbarungen als Ziel des Gespräches
Wenn jeder im Laufe der Kommunikation seine Ansichten, Gedanken aber gern auch Gefühle zu dem Konflikt dargestellt hat (ICH-Form: “Ich fühle mich seit unserem Streit nicht wohl!”), dann geht es an den nächsten und wichtigen Schritt zu überlegen, wie man zukünftig miteinander umgehen kann und möchte.
Ein Ziel des Konfliktgespräches sollte dabei darin bestehen, den derzeitigen Konflikt aus der Welt zu schaffen und zu vermeiden, dass er bei nächster Gelegenheit wieder zum Thema und wieder zu einem Streitgespräch wird. Wenn das der Fall sein sollte, dann haben die theoretischen Regeln für ein Konfliktgespräch in der Praxis nichts gebracht.
Von daher ist es umso wichtiger, dass für die Zukunft verbindliche Vereinbarungen getroffen werden, wie man miteinander umgeht, falls die gleiche Situation, die zum Konflikt geführt hat, oder eine ähnliche nochmals auftritt. Ebenso sollten alle an dem Problem beteiligten Personen mit letztendlich mit der Sache abschließen und nicht weiter darüber nachdenken oder gar grübeln, ob es nicht doch eine bessere Lösung geben könnte. Dann wird das Problem immer wieder zum Konflikt führen.
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