Einst konnten nur die Kinder aus reichem Hause studieren, dementsprechend waren sie – ebenso wie ihre Eltern – privilegierter. Dieses Privileg gibt es heute nicht mehr, denn dank kostenloser Studienangebote, Stipendien und BAföG ist es zumindest keine Sache des Geldes mehr, ob jemand Zugang zu Bildung bekommt oder nicht. Auch die Fernhochschulen tragen zum verbesserten Studienangebot entscheidend bei.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Fortbildung von zu Hause aus: Neue Wege der Ausbildung
Immer mehr Eltern schicken ihre Kinder auf das Gymnasium, damit sie dort das Abitur ablegen. Damit ist der Zugang zur Hochschule offen, wobei natürlich auch die erreichte Abiturnote eine Rolle spielt. Doch auch über die Wartezeit kann der Traumstudiengang erreicht werden. Wer so lange nicht warten will oder bereits berufstätig ist, kommt für ein Fernstudium infrage.
Viele Menschen, die täglich zu einer festen Arbeit gehen, wünschen sich, sie könnten einen Studienabschluss nachholen. Doch auf der einen Seite steht vielleicht schon eine Familie, die ernährt werden will, auf der anderen Seite haben sie sich an den Luxus des selbst verdienten Geldes, über das frei verfügt werden kann, gewöhnt. Diesen Standard wieder aufgeben – gibt es nicht andere Wege?
Genau die gibt es wirklich, und zwar in Form des Fernstudiums. Die hier angebotenen Kurse dauern je nach Fachrichtung und zu erreichendem Abschluss zwischen einigen Monaten und wenigen Jahren, wobei die Dauer auch vom individuellen Lerntempo des Fernstudenten abhängig ist. An der Fernhochschule ist das Studieren sehr frei gestaltet, die Zeit teilt sich jeder selbst ein.
Damit stellt das Fernstudium einen wichtigen Pfeiler des Bildungssystems dar, bei dem versucht wird, allen Studentengruppen gerecht zu werden und ihre Anforderungen – auch zeitlich gesehen – zu erfüllen.
Warum ein Fernstudium?
Wer studieren möchte, geht an die Hochschule – oder nicht? Nicht in jedem Fall, denn das Präsenzstudium ist längst nicht mehr die einzige Möglichkeit, sich weiterzubilden, auch wenn es immer noch den Regelfall darstellt. Dabei ist das Präsenzstudium aber in erster Linie für diejenigen geeignet, die direkt nach dem Schulabschluss bzw. zeitnah nach diesem mit dem Studium beginnen wollen. Wer bereits berufstätig oder familiär stark eingebunden ist, wird mit dieser Art der Aus- und Weiterbildung nicht klarkommen.
Berufstätige scheitern nur allzu oft an den zeitlichen Vorgaben des Studiums, denn wenn die Seminare und Vorträge stattfinden, ist Otto Normalangestellter an seinem Arbeitsplatz. Hat er frei, mag auch kein Professor an der Uni unterrichten. Hier ist das Fernstudium eine nahezu brillante Lösung, bietet es doch die Möglichkeit, zu lernen, wann immer es gerade passt. Und das nicht einmal örtlich gebunden, denn studiert wird von zu Hause aus.
Digitale Prozesse steuern diese Art der Ausbildung und sorgen dafür, dass der Abschluss in Form eines Hochschulzertifikats erreicht werden kann. Wichtig ist das Vorhandensein multimedialer Zugangswege, ohne diese ist auch das Studium nicht möglich.
Die Studierenden werden von einem speziell Beauftragten betreut, der ihre Fragen zu festen Sprechstunden beantwortet, der die Einsendeaufgaben kontrolliert und auch Online-Tests (von manchen Fernhochschulen zu festen Tageszeiten durchgeführt) absolviert.
Der Betreuer ist eine Art Mentor, der den Fernhochschüler durch sein Studium geleitet und dafür sorgt, dass das Lernvorhaben erfolgreich abgeschlossen wird – die Mitarbeit des Studenten natürlich vorausgesetzt.
Welche Voraussetzungen müssen vorhanden sein?
Wer sich für ein Fernstudium interessiert, muss in erster Linie dazu in der Lage sein, sich immer wieder selbst zu motivieren. Ein hohes Maß an Selbstdisziplin ist nötig, denn zu Hause ist niemand, der den Studenten dazu antreibt, sich hinzusetzen und zu lernen.
Trotz der Sprechstunden mit Mentoren und der Möglichkeit, sich über Foren mit anderen Studenten auszutauschen, muss jeder selbst dafür sorgen, dass er lernt und sich den neuen Stoff erarbeitet. Dieser soll immerhin in Tests abrufbar sein. Wer also koordiniert studieren will, muss sehr viel Eigendisziplin sowie eine gute Selbstkontrolle mitbringen.
Außerdem muss der Fernstudent seine Arbeitszeit einteilen können. Er weiß, wann er Zeit hat zum Lernen und muss versuchen, Studium und Beruf bzw. die Familie unter einen Hut zu bekommen. Die freie Zeit, die zum Studieren zur Verfügung steht, darf nicht verbummelt werden – eine sehr gute Zeiteinteilung und Konzentration sind nötig.
Wichtig ist des Weiteren, nicht völlig allein zu lernen. Darunter leidet die Motivation nur allzu schnell – der Kontakt zu Kommilitonen sowie zum Dozenten sollte daher immer gehalten werden. Das gibt außerdem die Möglichkeit, sich nicht nur über den Lernalltag auszutauschen, sondern auch über andere Dinge: Wie lösen die Mitstudenten ihr Zeitproblem? Welche Lerntechniken wenden sie an und welche Tricks könnte man selbst übernehmen?
Gerade zu Beginn des Fernstudiums ist es oft schwer, sich zu motivieren und den Lernalltag so strukturiert zu gestalten, dass die Aufgaben zufriedenstellend bearbeitet werden. Die Eingewöhnungsphase ist durchaus anspruchsvoll und erfordert ein systematisches Arbeiten. Leichter haben es hier diejenigen, die das Fernstudium als Weiterbildungsmöglichkeit während ihrer Berufstätigkeit nutzen, die aber bereits ein normales Präsenzstudium hinter sich haben.
Sie kennen die Anforderungen und die Techniken wissenschaftlichen Arbeitens und müssen sich nicht in diese einlesen oder sich diese im Nachhinein aneignen. Das erleichtert den Einstieg und lässt die Konzentration auf das tatsächliche Lernen zu.
Wichtig: Die Vergleichbarkeit zu normalen Studienfächern ist nicht zwingend gegeben, denn die Lerninhalte sind interdisziplinär ausgelegt. Das heißt, dass ein Studienfach im Präsenzstudium deutlich anders gestaltet sein kann als im Fernstudium – inhaltlich als auch vom Aufbau her.
Wie ist das Fernstudium aufgebaut?
Die Organisationsstrukturen sowie die angewendeten Arbeitsweisen unterscheiden sich je nach Fernhochschule – hier legt jede Einrichtung ihre eigenen Kriterien sowie deren Umsetzung fest. In jedem Fall ist aber eine schriftliche Leistung, die im Rahmen des Fernstudiums erbracht wurde, als nachweisbare Leistung einzustufen.
Dazu kommen die folgenden Strukturen und Inhalte, die sich zwar von Anbieter zu Anbieter unterscheiden, die aber zumindest immer ähnlich sind:
- Kursinhalte:
Die Kursinhalte bestehen vor allem aus Skripten und Literaturverweisen. Für ihre Ablage werden elektronische Ressourcen genutzt, was wiederum ähnlich der Organisation an Präsenzhochschulen ist. Über die Kursinhalte werden die gesamten Studieninhalte bezogen. - Diskussionsrunden:
Hierfür gibt es in jedem Fernstudium mindestens eine Newsgroup, in der sich die Mitstudenten untereinander austauschen können. Teilweise werden auch Frage-Antwort-Runden veranstaltet, die dann von einem Betreuer oder Mentor begleitet und moderiert werden. Fachspezifische Dinge stehen dabei natürlich im Vordergrund. - Hausaufgaben:
Ja, auch diese sind im Fernstudium üblich! Sie machen einen großen Teil der Studienorganisation aus und sind verpflichtend abzugeben. Hausaufgaben werden zu Hause erarbeitet und zur Durchsicht an den zuständigen Betreuer geschickt. Dieser erhält die Aufgaben per E-Mail und kann sie bewerten. - Kataloge und Journale:
Diese werden nicht von allen Fernhochschulen angeboten, der Zugang dazu ist abhängig von den erworbenen Lizenzen, die seitens der Schule vorliegen. Damit der Student dieses Angebot nutzen kann, muss ein VPN-Client vorliegen, denn so kann die eigene IP-Adresse dem Hochschulnetzwerk zugeordnet werden. Darüber wiederum wird geklärt, ob die Berechtigung zum Bezug der Literaturquellen gegeben ist oder nicht. - Prüfungen:
Diese werden meist als Präsenzprüfungen abgehalten, wofür es feste Zeiten gibt. Die Fernhochschule nutzt dafür in der Regel eigene Räume. Allerdings gibt es inzwischen auch einige Fernhochschule, die bereits Online-Prüfungen anbieten.
Video: Wie anerkannt ist ein Fernstudium?
Fernhochschulstudium: Was spricht dafür?
Das Fernhochschulstudium bringt zahlreiche Vorteile mit – welche das sind, listen wir an dieser Stelle auf:
- Das Studium ist zeitlich flexibel möglich und kann auch neben einer beruflichen Tätigkeit, während eines längeren Aufenthalts im Ausland oder sogar im Urlaub durch- bzw. fortgeführt werden.
- Die Studenten werden persönlich durch einen zugewiesenen Mentor betreut. Das bewirkt in Kombination mit genügend Eigendisziplin einen hohen Lernerfolg.
- Die berufliche Weiterbildung ist nicht von einer Zusage zu den Kursen durch den Arbeitgeber nötig, sondern kann frei nach den eigenen Wünschen und Interessen ausgesucht werden.
- Es können gezielt Schlüsselqualifikationen für den beruflichen Weg nach oben erworben werden.
- Viele Vorgesetzte schätzen Mitarbeiter, die ein Fernstudium absolvieren, besonders. Diese sind belastbar und besitzen ein hohes Maß an Organisationstalent sowie an Selbstmotivation.
Video: Was sind die Nachteile eines Fernstudiums oder Onlinestudiums?
Was spricht gegen das Fernhochschulstudium?
Nicht für jeden ist das Studium an einer Fernhochschule geeignet. Wer sich nicht selbst motivieren kann oder wem die finanziellen Mittel fehlen, der sollte sich nach anderen Ausbildungsmöglichkeiten umsehen. Die folgenden Nachteile lassen sich bei dieser Art der Fortbildung feststellen:
- Die Kosten können teilweise sehr hoch sein und müssen selbst getragen werden. Hier kommen teilweise auch Reise- und Übernachtungskosten hinzu, wenn zum Beispiel Prüfungen oder Präsenzseminare (Seminare meist als Blockseminar einmal im Jahr für eine Woche) stattfinden. Diese Kosten sind allerdings steuerlich absetzbar.
- Die freie Zeit nach der Arbeit ist kaum noch vorhanden, denn in der Freizeit muss gelernt werden. Und das über teilweise mehrere Jahre, denn einige Fernstudiengänge erstrecken sich über eine Dauer von bis zu drei Jahren.
- Das Studium erfolgt nur in Teilzeit, in dieser Zeit müssen aber alle nötigen Wissensinhalte vermittelt werden. Damit dauert es entsprechend länger, was für die gesamte Zeit eine Einschränkung privater Freizeit bedeutet.
- Auch wenn online Foren zu finden sind – die studentischen Zusammenkünfte und das Herausbilden einer studentischen Sozialisation fehlen. Schon mancher Fernstudent hatte mit der Einsamkeit zu kämpfen, wodurch die Selbstmotivation ungemein leiden kann.
Video: Soll ich meinen Arbeitgeber über das Fernstudium informieren?
Welche Fächer können im Fernstudium belegt werden?
Nicht alle Fächer lassen sich im Fernstudium absolvieren – wer zum Beispiel Medizin studieren möchte, muss dies in Form eines Präsenzstudiums machen. Allerdings können alle Geisteswissenschaften sowie die Lebens- und Humanwissenschaften auch von zu Hause aus studiert werden. Zwischen diesen Feldern gibt es verschiedene interdisziplinäre Verknüpfungen, auch diese sind im Angebot der Fernhochschulen zu finden.
Dazu kommen die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie einige Teile der Gesundheits- und Rechtswissenschaften. Die Fächer jedoch, die mit einer staatlich geregelten Prüfung enden oder bei denen das Staatsexamen abgelegt werden muss, können nicht als Fernkurse angeboten werden.
Fazit
Das Fernstudium ist für all diejenigen sehr gut geeignet, die ein Aufbaustudium neben ihrer Berufstätigkeit anstreben und die wichtige zusätzliche Qualifikationen erwerben möchten. Die Studienstruktur ist teilweise sehr komplex und vor der Entscheidung für oder gegen das Fernstudium sollte jeder in sich gehen und auch die familiäre Situation hinreichend bedenken. Besteht tatsächlich die Möglichkeit, das Private in den Hintergrund rücken zu lassen? Wer zum Beispiel kleine Kinder hat und nebenbei berufstätig ist, wird es schwer haben, auch noch Zeit zum Studieren zu finden. Hier sollte das Vorhaben eventuell ein bisschen aufgeschoben werden.
Wichtiger Tipp: Jeder sollte auf einen zertifizierten Studiengang setzen, der mit einem nachweisbaren und anerkannten Abschluss endet. Nur damit kann das Zertifikat auch für das berufliche Fortkommen genutzt werden. Ohne diese Anerkennung ist das Prüfungspapier wertlos.
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