Die Hände zittern, die Nervosität steigt – Entzugserscheinungen beim Rauchen aufhören sind keine Seltenheit. Gerade dann, wenn ein langer und exzessiver Genuss von Zigaretten bisher das Leben geprägt hat, kann es schwer werden, den Nikotinentzug ohne Entzugserscheinungen zu durchleben. Der Rauchstopp wird so jedoch noch schwerer.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Was sind mögliche Entzugserscheinungen beim Rauchstopp?
Die letzte Zigarette ist geraucht, nun kommt es darauf an, die kommenden Wochen durchzuhalten. Erschwert wird dies durch die Entzugserscheinungen, die beim Aufhören auftreten können. Wer rauchfrei werden möchte, steht daher vor einer großen Herausforderung. Gut ist es, sich bereits vor dem Rauchstopp zu informieren, was mit dem Körper und auch der Psyche passieren kann.
Zu den häufigsten Entzugserscheinung beim Rauchen aufhören gehören:
- Niedrige Reizschwelle und hohe Frustration
Dies ist nicht unbedingt ein körperliches Zeichen, dafür aber ein Hinweis darauf, dass ein Nikotinentzug die Psyche stark belasten kann. Wer aufgehört hat der weiß, was mit einer niedrigen Reizschwelle gemeint ist. Wer gerade beim Aufhören ist, wird es schnell merken. Umso wichtiger ist es, sich und sein Umfeld auf die Veränderung vorzubereiten. Es sollte schon vorher um Verständnis gebeten werden, dass man bald möglicherweise schnell reizbar ist und sehr frustriert sein kann. Helfen kann es, direkt mit dem Rauchstopp auch mit Sport zu beginnen. Durch die Bewegung wird auch psychischer Stress abgebaut. Der Körper hat etwas zu tun, Glückshormone werden ausgeschüttet und die Reizschwelle sinkt. - Erhöhte Müdigkeit
Die Müdigkeit wird den Körper als eine der Entzugserscheinungen besonders belasten. Es ist daher empfehlenswert, längere Pausen einzuplanen und so dem Körper die Möglichkeit zu geben, sich zu erholen. Ein Entzug ist anstrengend und daher ist der erhöhte Schlafbedarf normal. Aber auch hier ist es wichtig, sich ausreichend Bewegung zu können. Zudem kann es gut sein, sich zu entspannen. Ein heißes Bad oder ein Ausflug in die Sauna sind ideale Möglichkeiten, diesen Entzugserscheinungen entgegenzuwirken und der Müdigkeit den Kampf anzusagen. - Erhöhter Appetit
Einer der Gründe, warum Raucher so lange darauf warten, rauchfrei zu werden, ist die Angst vor einer Gewichtszunahme. Tatsächlich kommt es zu einem erhöhten Appetit, wenn der Körper sich unter Nikotinentzug befindet. Aber auch darauf kann sich vorbereitet werden. Besonders wichtig ist es, immer Trinken griffbereit zu haben. Sobald sich Hunger als eine der Entzugserscheinungen beim Rauchen abgewöhnen zeigt, sollte ein Schluck getrunken werden.Das füllt den Magen, ohne dass der Körper zu viele Kalorien bekommt. Aber auch Essen ist natürlich eine Hilfe. Um eine erhöhte Gewichtszunahme zu vermeiden, sollten Rohkost und Obst bei Hungerattacken gegessen werden. Nicht immer lässt sich der Heißhunger auf Süßigkeiten durch Obst oder ein Getränk in den Griff bekommen. In diesem Fall ist Schokolade erlaubt. Allerdings sollte sie als Genussmittel gesehen werden. Das heißt, ein Stück Schokolade wird gelutscht statt gekaut. Gut ist es auch, statt Vollmilch Zartbitter zu verwenden.
- Verlangen nach Zigaretten
Ein erhöhtes Verlangen nach einer Zigarette ist eine der häufigsten Entzugserscheinungen. Betroffene denken nur noch daran, endlich wieder rauchen zu können. Sie machen sich zu Hause vielleicht sogar auf die Suche nach Zigaretten in den verborgendsten Winkeln und fragt bei Bekannten nach einer Zigarette. Hier ist Ablenkung ganz besonders wichtig. Dies kann durch Bewegung passieren, aber auch durch ein Bonbon oder einen Lutscher. Zudem sollten Bekannte darüber informiert werden, dass man keine Zigarette haben möchte, selbst wenn danach gefragt wird.
Hinweis: Auch wenn die Entzugserscheinungen gerade in der Anfangszeit besonders stark sind, so lassen sie in der Regel nach sieben bis zehn Tagen wieder nach. Wer es schafft, diesen Zeitraum durchzuhalten, der ist auf einem guten Weg, rauchfrei zu werden. Dies gilt für die körperlichen Entzugserscheinungen beim Rauchen abgewöhnen.
Psychische Entzugserscheinungen als Problematik beim Rauchstopp
Die körperlichen Entzugserscheinungen lassen sich meist gut in den Griff bekommen. Schwieriger wird es bei psychischen Entzugserscheinungen, die beim Nikotinentzug auftreten können. Eine gute Vorbereitung ist es, die Vorteile für die eigene Gesundheit zu erkennen und in diesem Rahmen die Motivation auf einem hohen Level zu halten.
Die nachfolgenden Fakten helfen dabei, die Entzugserscheinungen durchzustehen:
- Nach 20 Minuten ohne eine Zigarette sinkt der Blutdruck wieder auf ein normales Niveau.
- Nach 12 Stunden ohne eine Zigarette hat sich der Sauerstoffspiegel im Blut normalisiert und die Versorgung der Organe mit Sauerstoff steigert sich. Dadurch wird der Körper leistungsfähiger.
- Nach 8 Wochen ohne Zigaretten hat sich der Kreislauf deutlich stabilisiert und die Lungenfunktion hat sich gesteigert.
- Nach rund sechs Monaten zeigt sich ein deutlicher Rückgang von starken Hustenanfällen und Kurzatmigkeit. Zudem sinkt das Risiko für Bronchialerkrankungen.
- Nach einem Jahr ist das Risiko, eine koronare Herzerkrankung zu entwickeln, um die Hälfte gesunken.
- Nach fünf Jahren sinkt das Risiko für Krebserkrankungen im Bereich von Harnblase, Mundhöhle und Speiseröhre um die Hälfte. Zudem reduziert sich das Risiko für einen Schlaganfall deutlich.
- Nach 10 Jahren ist das Risiko für Lungenkrebs um die Hälfte gesunken.
- Nach 15 Jahren ist das Risiko für die Entstehung von koronaren Herzerkrankungen nur noch so hoch wie bei Menschen, die nie geraucht haben.
Noch mehr Informationen zu den Vorteilen von einem rauchfreien Leben finden Interessierte beispielsweise unter:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Maarweg 149 – 161
50825 Köln-Ehrenfeld
Telefon: 0221 8992 0
E-Mail: poststelle@bzga.de
Webseite: www.rauchfrei-info.deDeutsche Lungenstiftung e.V.
Reuterdamm 77
30853 Langenhagen
Telefon: 0511 / 21 55 110
E-Mail: deutsche.lungenstiftung@t-online.de
Webseite: www.lungenstiftung.deDeutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.
Robert-Koch-Platz 9
10115 Berlin
Tel.: +49 30 29 36 27 01
E-Mail: info@pneumologie.de
Webseite: www.pneumologie.de
Therapien als Hilfe bei der Rauchentwöhnung
Nicht immer funktioniert der Rauchstopp ohne den therapeutischen Ansatz. Gerade dann, wenn die Entzugserscheinungen beim Rauchen aufhören besonders stark sind, kann es notwendig werden, sich Hilfe zu holen. Studien haben gezeigt, dass rund 80 % der Raucher für die Entwöhnung auf die Schlusspunkt-Methode setzen. Das heißt, sie setzen sich einen Zeitpunkt, zu dem sie mit dem Rauchen aufhören möchten und versuchen dann, dies durchzustehen. Erfolg haben mit dieser Methode nur fünf Prozent der Raucher.
Die Entzugserscheinungen sind teilweise so stark, dass es schnell zu einem Rückfall kommt. Daher ist es empfehlenswert, sich für begleitende Maßnahmen zu entscheiden.
Dies können sein:
- Die Verhaltenstherapie
Wer ohne Medikamente und Nikotinersatzprodukte auskommen möchte, der kann auf eine Verhaltenstherapie zurückgreifen. Hier gibt es die Variante einer Einzeltherapie und einer Gruppentherapie. Die Entzugserscheinungen basieren nicht nur auf einer körperlichen Problematik. Auch psychische Faktoren können eine Ursache sein. Daher wird in der Therapie geschaut, welche Rituale mit dem Rauchen einhergehen, in welchen Situationen das Bedürfnis nach einer Zigarette besonders stark ist und wo die Schlüsselreize liegen. Das Ziel der Therapie liegt darin, die Situationen zu finden, in denen das Bedürfnis nach einer Zigarette besonders hoch ist. Diese Situationen sollen dann verändert werden. Wie lange die Therapie dauert, hängt vom Patienten und dem ausgewählten Programm ab. Normalerweise kann von fünf bis zehn Sitzungen ausgegangen werden. Der Erfolg der Methode bewegt sich bei rund 50 %.
- Die Nikotinersatztherapie
Besonders häufig wird die Nikotinersatztherapie eingesetzt, da diese die Entzugserscheinungen in Grenzen hält. Zum Einsatz kommen Präparate, die über einen Anteil an Nikotin verfügen. Das können Tabletten oder auch Bonbons und Kaugummi sein. Zu Beginn der Rauchentwöhnung werden die Präparate eingenommen.Das Nikotin wird so über die Schleimhäute aufgenommen. In den ersten Wochen können die Entzugserscheinungen so deutlich reduziert werden. In welcher Menge die Präparate eingenommen werden, hängt von der Stärke der Entzugserscheinungen ab. In Kombination mit einer Verhaltenstherapie und einem starken Willen führt diese Methode zu 80 % zum Erfolg.
- Hypnose als Therapie
Umstritten im Erfolg aber dennoch eine der Therapien, die besonders häufig zum Einsatz kommen, ist die Hypnose. Durch die Hypnose soll der Raucher lernen, mit Zigaretten negative Erfahrungen zu machen und positive Belohnungen zu erhalten, wenn nicht geraucht wird. Dies erfolgt durch den Einsatz von Ankern, die im unterbewussten Zustand durch den Therapeuten gesetzt werden. Der Erfolg variiert hier deutlich. Aber auch bei der Hypnose werden Quoten von bis zu 50 % angegeben. Dabei ist es wichtig, dass der Raucher sich auf die Therapie einlässt.
- Die Akupunktur
Der Körper verfügt über verschieden Suchtpunkte, die bei einem Rauchstopp durch Akupunktur stimuliert werden können. Hier gibt es verschiedene Ansätze. Teilweise werden mehrere Sitzungen durchgeführt, teilweise kommen aber auch Dauernadeln zum Einsatz. Das heißt, die Nadeln verbleiben für mehrere Stunden und Tage an den Suchtpunkten und stimulieren diese dadurch dauerhaft. Etwa 50 % der Raucher verspüren durch den Einsatz von Akupunktur geringere Entzugserscheinungen.
- Pille für Raucher
Inzwischen gibt es eine Anti-Raucher-Pille, die als verschreibungspflichtiges Medikament in der Therapie eingesetzt wird. Sie ist mit Bupropion als Wirkstoff ausgestattet. Wichtig zu wissen ist, dass es sich bei dem Wirkstoff eigentlich um ein Antidepressiva handelt. Allerdings kann Bupropion den Wunsch nach einer Zigarette deutlich reduzieren. Zudem lindert es die Entzugserscheinungen beim Rauchen abgewöhnen. Die Therapie wird durch einen Arzt begleitet. Zudem wird der Arzt vermutlich zusätzlich zu einer Therapie raten. Das Medikament wird über mehrere Wochen hinweg eingenommen. Dabei kann es jedoch zu teilweise starken Nebenwirkungen kommen. Bekannte Nebenwirkungen sind beispielsweise Depressionen. Umso wichtiger ist es, die Dosierung nicht selbstständig zu erhöhen und bei ersten Anzeichen direkt mit dem Arzt in Kontakt zu treten.
Es hat sich gezeigt, dass selten nur eine Therapieform ausreicht, um die Entwöhnung von der Zigarette zu schaffen. Häufig wird empfohlen, eine Verhaltenstherapie mit einer medikamentösen Unterstützung zu kombinieren und auf diese Weise dafür zu sorgen, dass der Körper sanft entwöhnt wird. So lassen sich auch Entzugserscheinungen besser in den Griff bekommen.
Warum kommt es zu Entzugserscheinungen?
Grund dafür, dass Entzugserscheinungen überhaupt entstehen, ist das in Zigaretten enthaltene Nikotin. Es handelt sich hierbei um ein Nervengift. Beim Rauchen gelangt es in den Körper und geht durch die Blut-Hirn-Schranke. Dadurch ist es nach wenigen Sekunden im Gehirn und sorgt hier für eine Ausschüttung von Serotonin, Adrenalin und Dopamin.
Dadurch fühlt sich der Raucher entspannt. Der Körper gewöhnt sich jedoch besonders schnell an dieses Gefühl. Wird dann kein Nikotin mehr zugeführt, kommt es zu den Entzugserscheinungen. Rauchen kann daher innerhalb von wenigen Tagen abhängig machen.
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