Eigentlich ist es eine ziemlich ernüchternde Zahl: Nur rund 52% aller jungen Menschen, die eine Ausbildung absolviert haben, arbeiten in den Jahren danach weiter in diesem Beruf. Und je weiter man sich in die Zukunft bewegt, desto geringer wird die Zahl.
Das ist deshalb ernüchternd, weil es zeigt, dass viele Jugendliche zwischen dem, was sie vor der Ausbildung über den Beruf wussten und währenddessen darüber lernten, eine große Diskrepanz vorfanden. Das ruft die Frage auf: Kann man wirklich einen perfekt auf sich passenden Beruf finden? Ja, das geht – und wir zeigen dafür nun eine ganze Reihe Lösungsschritte auf
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Was will ich?
Wir beginnen mit der einfachsten Frage. Der, bei der man sich darüber klar wird, was man wirklich will. Und diese Punkte sollte man sich notieren und nach persönlicher Wertigkeit gewichten. Denn es ist einfach so, dass sich manche Berufe schlicht mit bestimmten Wünschen nicht kombinieren lassen. Wer etwa sowohl in der Ausbildung wie danach „ordentlich“ bezahlt werden will, wird wahrscheinlich als Friseur ebenso wenig glücklich wie als Briefzusteller, weil hohe Gehälter bei beiden Berufen nicht zu den Schwerpunkten gehört.
Was macht das Umfeld?
Als nächstes muss man über seinen Tellerrand hinausblicken. Was arbeiten die Eltern, Geschwister, Tanten, Onkel, die Eltern der besten Freunde?
Hier sollte man ruhig ans Eingemachte gehen und die Leute mit seinen Fragen richtig löchern:
- Was macht man den ganzen Tag?
- Was muss man besonders gut können?
- Wie sieht es mit dem Gehalt aus?
- Wie kam derjenige zu dem Beruf?
- Was sind die echten Nachteile / was nervt denjenigen an seinem Job? (Menschen, die man kennt, sind ungleich ehrlicher als Berufsberater)
- Wie sieht es mit der Work-Life-Balance aus?
Je mehr Fragen man in diese Richtung stellt, umso genauer kann man sich ein Bild machen und es auf die eigenen Neigungen und Fähigkeiten umlegen. Und falls das nichts bringt, kann man auch fragen, ob es möglich wäre, einfach mal mitzukommen und über die Schulter zu gucken.
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Was sagen Leute, die mich kennen?
Eltern, Freunde, aber auch Lehrer. Alles Personen, die einen vielleicht schon seit vielen Jahren kennen – oftmals viel besser, als man zu glauben wagt. Und daher ist es auch ein absolut probates Mittel, auf diese zuzugehen und zu fragen, was sie sich für einen als Beruf vorstellen könnten. Und selbst wenn einem eine oder mehrere Antworten davon nicht gefallen, sollte man sie nicht direkt von sich weisen. So mancher Beruf gefiel seinen Ausübenden erst, nachdem sie sich eingehend damit befasst hatten.
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Wie ist die Zukunftsfähigkeit?
Nichts schmerzt mehr, als eine Ausbildung zu machen, die man liebt und anschließend darin mit viel Herzblut zu arbeiten, nur um zu sehen, dass dieser Job ausstirbt. Und das ist beileibe nicht nur bei exotischen Berufen der Fall. Gerade jetzt befindet sich die Welt in einem digitalisierten Total-Umbruch, der dazu führen wird, dass eine Menge, heute ziemlich verbreiteter Jobs, in den kommenden Jahrzehnten verschwinden wird.
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Was sagt das Internet?
Manchmal verrät einem die nüchterne, digitale Denkweise des Internets mehr über sich selbst, als alle Menschen, die einen kennen, aber dadurch auch immer voreingenommen sind. Der einfachste Weg, ist es, einen Berufstest bei Mein-wahres-ich.de durchzuführen. Dabei muss man sich durch 70 Fragen klicken, die aus der eigenen Persönlichkeit, den Neigungen, Stärken und Schwächen Jobs herausfiltern. Am Ende steht ein Ergebnis. Vielleicht gefällt es einem oder nicht. Doch auch hier gilt: Erst mal genauer darüber nachdenken.
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Welche Arbeitsumgebung will ich?
Verständlich, wer lieber bei Wind und Wetter durch die Natur spaziert, als zuhause am Schreibtisch zu lernen, der wird vermutlich auch im Berufsleben nicht von acht bis fünf sitzen wollen. Und wer es gerne leger angehen lässt, der möchte sich wahrscheinlich auch nicht allmorgendlich in Schlips und Sakko zwängen. Auch wenn manche vielleicht sagen werden, dass es oberflächlich wäre, ist es doch für das Finden des einen Jobs absolut in Ordnung, sich auch mal die Frage zu stellen, in welchem Umfeld man sich wohlfühlen würde. Und wen es vor lauter Bewegungsdrang schon bis in die Haarspitzen nervt, in der Schule still zu sitzen, der ist eben zumindest in diesem Punkt Großraumbüro-untauglich.
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Wie wichtig ist mir Prestige?
Einen Beruf übt man nur für sich aus. Eigentlich. Un-Eigentlich sieht es so aus, dass eine ganze Menge Menschen ihre Berufswahl auch davon abhängig machen, was andere Leute denken. Klassisch gut würde man mit dieser Sichtweise als Arzt fahren – seit Jahren an der Spitze der beliebtesten Berufe Deutschlands. Allerdings: Selbst wenn einem Ansehen wichtig ist, sollte man diesen Punkt nicht zum alles-bestimmenden Faktor machen. Das andere bewundernd flüstern, wird einem egal, wenn einem der Rest des Berufs nur noch nervt.
Umgekehrt gilt natürlich, wem Prestige egal ist, der hat zwar mehr Berufe offen, aber auch eine Aussiebe-Option weniger.
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Was mache ich wirklich gerne?
Als junger Mensch kurz vor dem Ende der Schulzeit hat man ein Problem: Man hat nur wenige Lebensjahre, auf die man zurückblicken kann – und diese sind auch noch durch lauter Veränderungen gekennzeichnet. Doch dieses Problem kann man zu seinem Vorteil nutzen. Indem man prüft, was man wirklich gerne macht. Wer schon als Kind die größte Matchbox-Auto-Sammlung hatte und heute keinen Tag übersteht, ohne auf einem Automagazin vorbeizuschauen, bei dem dürfte die Themenrichtung klar sein. Zumal die Leidenschaft über die ganzen Veränderungen der Kindheits- und Teenagerjahre gleichblieb.
Allerdings: Man sollte hier wirklich nur Dinge einbeziehen, die man seit mindestens zwei Jahren durchgehend gerne macht. Wer erst vor wenigen Wochen den Spaß am Kochen entdeckt hat, sollte sich deshalb nicht gleich in der Gastronomie bewerben.
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Will ich der Masse folgen?
Es gibt viele Jugendliche, die sind in Sachen Ausbildungsberufsfindung echte Herdentiere und traben in die Richtung, die auch ihre Freunde und Klassenkameraden einschlagen. Das muss nicht falsch sein, kann es aber. Denn wer mit der Herde läuft, wird auch immer nur über die Handvoll wirklich beliebter Ausbildungsberufe stolpern.
Das hat ganz eigene Nachteile, von denen die größere Zahl an Bewerbern gegen die man sich durchsetzen muss, nur einer ist. Deshalb ist Einlesen in das große Berufsthema wirklich Pflicht. Denn es gibt allein 327 anerkannte Ausbildungsberufe, dazu nochmal hunderte Studiengänge und Jobvarianten. Es ist unmöglich, dass die Klassen-Masse alle davon kennt.
Fazit
Natürlich können auch die zurückliegenden neun Fragen einem nur eine gewisse Auswahl an Berufen beschaffen. Allerdings eine ziemlich gute. Denn wenn man so kräftig ausgesiebt hat (und dabei wirklich ehrlich zu sich war) bleiben nur noch Berufe, die aus signifikanten Gründen für einen geeignet sind. Und in diesen Berufen kann man im nächsten Schritt Schnuppertage oder Kurzpraktika machen. Danach hat man wirklich alles Menschenmögliche getan. Viel Arbeit zwar, aber für etwas, das man bis mindestens 67 durchziehen möchte, Grundvoraussetzung.
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