Für Studenten zählte der Aufenthalt im Ausland schon fast zum guten Ton, doch auch Angestellte und Führungskräfte zieht es ins Ausland. Wie wichtig ist so etwas für die Karriere?
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Persönliche Herausforderung gesucht?
Der Auslandsaufenthalt wird gern als persönliche Herausforderung gesehen, mit deren Hilfe sich der eigene Lebenslauf verbessern lässt. Während der Ausbildung bzw. im Studium gilt das halbe Jahr im Ausland mittlerweile als fast schon obligatorisch. Später dann kann ein Jahr bei einem Tochterunternehmen in den USA, in Großbritannien oder in einem asiatischen Land neue Einblicke in das Leben und in die Welt gewähren.
Gerade in Zeiten der Globalisierung und der ständigen Ausweitung der Märkte ist es wichtig, sich mit anderen Ländern und Kulturen auseinanderzusetzen, neue Einblicke zu erhalten und das eigene Angebot perfekter abstimmen zu können. Daraus wird aber ersichtlich, dass der Auslandsaufenthalt zumindest aus Gründen, die für den Erfolg des Unternehmens wichtig sind, nicht zwingend vorgegeben ist.
Als persönliche Herausforderung hingegen schon: Wie kann ich mich verständigen? Werde ich den Alltag meistern? Kann ich Kontakte knüpfen? Was kann ich fachlich für meine Arbeit daheim mitnehmen? Diese und weitere Fragen stellt sich derjenige, der einige Zeit ins Ausland geht und vielleicht sogar ein Sabbat-Jahr nimmt.
An der Bewältigung dieses Lebensabschnitts wachsen die Betreffenden, gehen mit einem gestärkten Selbstbewusstsein aus dieser Zeit hervor und sehen ihr Leben hier in Deutschland oft ganz anders. Allerdings gilt es bereits zu Beginn, Hürden zu meisten.
So ist die Einreise in die USA nicht ganz einfach und vielen stellt sich die Frage, ob sie überhaupt für längere Zeit dorthin können? Dabei ist die Einreise in die USA oft weniger schwierig als gedacht, denn eine Einreisegenehmigung lässt sich mit ein wenig Hilfe leicht bekommen. Hier erfährst du, wie du unkompliziert eine Einreisegenehmigung für die USA bekommen kannst.
Video: Famulatur oder PJ im Ausland – Was bringt mir das? Medizinstudierende geben Antworten.
Wohin soll die Reise gehen?
Die Bereitschaft zu einem Auslandsaufenthalt ist deutschlandweit sehr groß. Dabei geht es aber nicht um irgendein Land, sondern es lassen sich bestimmte Präferenzen feststellen:
- Insgesamt sind laut Umfragen rund 44 Prozent der Arbeitnehmer bereit, ins Ausland zu gehen.
- 27 Prozent davon versprechen sich bessere Karrierechancen.
- 42 Prozent der Angestellten, Fach- und Führungskräfte würden gern in die USA gehen.
- Danach folgen als Zielländer Großbritannien, Kanada und Deutschland.
- Die attraktivsten Städte sind London, New York, Berlin, Madrid, Paris und Sydney.
Interessanterweise befindet sich Berlin auf dieser Liste, was den Schluss zulässt, dass auch im Ausland die Bereitschaft der Arbeitnehmer, einen Auslandsaufenthalt zu buchen, groß ist und dass hier Deutschland als beliebtes Ziel gilt.
Individueller Plan ist maßgeblich
Nicht für jeden Beruf ist das Arbeiten im Ausland wichtig, es kommt immer darauf an, wo der Betreffende karrieretechnisch einmal hin möchte. Wer ganz nach oben will, pusht seinen Lebenslauf natürlich, indem er eine Zeit der Auslandstätigkeit vorweisen kann.
Gerade Führungskräfte erweitern durch eine Tätigkeit im Ausland ihren beruflichen Horizont und können ein Plus im Lebenslauf vermerken. Auch Wissenschaftler punkten bei Bewerbungen, wenn sie bei einem ausländischen Institut, einer Forschungseinrichtung oder Hochschule tätig waren und dort einen verantwortungsvollen Job verrichten konnten.
In Jobs, in denen es auf Auslandskontakte ankommt, wirst du immer mit einem Aufenthalt im Ausland und dem dort gesammelten Wissen punkten. Hast du im Beruf jedoch nichts mit ausländischen Firmen oder Kunden zu tun, müssen dorthin keinerlei Kontakte unterhalten oder aufbauen, nützt dir das Auslandsjahr meist wenig. Dem Chef kommt es dann eher auf das Fachwissen an, das du in deinem Job bisher gesammelt hast.
Benötigst du keine perfekten Sprachkenntnisse in Ihrem Job, hilft es dir nicht weiter, wenn du solche vorweisen kannst. Gewünschter Job und persönlicher Karriereplan sind also ausschlaggebend dafür, ob der Auslandsaufenthalt nötig und gewinnbringend ist. Dabei bleibt natürlich außer Acht, dass du diese Zeit für deine persönliche Entwicklung nutzen kannst.
Chefs achten auf individuelle Voraussetzungen
Die meisten Arbeitgeber erfragen die persönliche Reisebereitschaft von ihren Bewerbern. Ob diese dann tatsächlich eine ausländische Filiale des Unternehmens betreuen sollen oder nicht, steht erst einmal auf einem anderen Blatt. Arbeitnehmer sollen gegenüber Auslandseinsätzen möglichst offen sein und sich gegen kurze Dienstreisen oder mittelfristige Dauereinsätze im Ausland nicht verwehren.
Dies zeigt den Vorgesetzten unter anderem, wie hoch die persönliche Einsatzbereitschaft des Bewerbers ist. Dennoch legen der Chef Wert auf individuelle Soft Skills, Grundvoraussetzung ist ein bisher erfolgter Auslandseinsatz meist nicht.
Ist die Position aber international ausgelegt, kann das Auslandssemester oder gar die längerfristige Arbeit im Ausland durchaus das Zünglein an der Waage sein und für den sicheren Job sorgen. Maßgeblich sind neben der Einsatzbereitschaft auch die erworbenen Sprachkenntnisse sowie die persönliche Stärke, die jedem unterstellt wird, der für längere Zeit im Ausland und dort auf sich allein gestellt war. Bewerber sollen also sowohl Kompetenz als auch Erfahrung mitbringen, wenn sie sich für einen neuen Job bewerben.
Einsatz langfristig planen
Wichtig ist, den Einsatz im Ausland langfristig zu planen und nicht Hals über Kopf zu entscheiden. Gerade Unerfahrene geben leicht auf und kehren ohne wichtige Erfahrungen nach Hause zurück. Schlimmstenfalls noch mit der Konsequenz, dass sie ihren Job verlieren, weil der Chef die Gründe für den „Rückzug“ nicht nachvollziehen kann. Ein Austausch von Erfahrungen vor Ort und der Aufbau von Kontakten können so nicht stattfinden, das sind aber die Hauptgründe von Unternehmen, warum sie ihre Mitarbeiter ins Ausland schicken.
Der Aufenthalt im Ausland sollte am besten direkt nach dem Studium oder später, wenn der Betreffende Personalverantwortung übernommen hat, stattfinden. Nach der Uni sind die meisten noch experimentierfreudiger, es steht weder Karriere noch Familie im Hintergrund und muss bei allen Entscheidungen berücksichtigt werden. Wer schon Personalverantwortung trägt, steht gesetzt im Leben und weiß sich durchzusetzen. Dennoch sollte jeder auf die Hilfe vor Ort bauen und Mitarbeiter des fremden Unternehmens mit einbeziehen.
Das gilt vor allem für Führungskräfte, die auf diese Art und Weise wichtige Kontakte knüpfen, gleichzeitig aber von der Erfahrung der Menschen vor Ort profitieren. Zudem lässt die Bitte um Hilfe und Unterstützung den Neuen gleich viel menschlicher erscheinen!
Vor- und Nachteile von Auslandsaufenthalten
In der Tat überwiegen die Vorteile des Auslandsaufenthaltes, daher ist ein solcher allen zu empfehlen. Und sei es nur zur Stärkung der Persönlichkeit und des Charakters und nicht aus beruflichen Gründen.
Das Verbessern der Sprachkenntnisse ist definitiv ein Vorteil von Auslandsaufenthalten, dazu kommt der Erwerb der interkulturellen Kompetenz. Wer sich im Ausland zurechtfinden musste, kommt mit anderen Kulturen, Einstellungen, Arbeitswelten und Lebensverhältnissen besser klar. Organisationstalent und Verständnis für andere, damit Toleranz und Selbstständigkeit werden gefördert.
Dies wiederum wirkt positiv auf Arbeitgeber, die solche persönlichen Eigenschaften als wichtige Soft Skills zu schätzen wissen. Nicht zuletzt ist der fachliche Input ein entscheidender Vorteil, denn wenn du in andere Arbeitswelten hineinschnuppern kannst, nimmst du bewusst und unbewusst Erkenntnisse und Einblicke mit nach Hause, die dir durch pures Lesen oder Erzählen nie gelungen wären. Auch die Kontakte, die im Rahmen des Auslandsaufenthalts gewonnen werden, sind wichtig und können für das weitere Berufsleben entscheidend sein.
Zudem ist das gute Gefühl, etwas derart Großes selbst gemeistert und sich der Herausforderung gestellt zu haben, wichtig für das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein. In diesen Punkten gibt es kaum etwas, das derart gewinnbringend ist wie das Leben im Ausland und sei es nur auf eng begrenzte Zeit.
Nachteilig sind in jedem Fall die Kosten, die für den Auslandsaufenthalt entstehen. Denn auch wenn der Arbeitgeber Geld dazugibt, teurer als zu Hause wird es immer! Studenten und Schüler können BAföG oder Studienkredite beantragen und bekommen hierüber eine finanzielle Unterstützung.
Die doppelte Belastung ist für viele ein Problem: Auf der einen Seite sollen sie sich im Ausland und im dortigen Unternehmen bewähren, auf der anderen Seite erfordert das Leben in einem fremden Land plötzlich ein hohes Maß an Organisationsfähigkeit und die Bewältigung sprachlicher Hürden. Nicht wenige geben dann auf und kehren nach Hause zurück, wobei eine abgebrochener Auslandseinsatz in jedem Fall als nicht gewinnbringend verbucht werden kann.
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