Die gefragtesten Ausbildungsberufe für Frauen sind seit langer Zeit gleich: Es sind traditionelle Berufe wie Verkäuferin, Arzthelferin und Hotelfachfrau. Wir machen uns auf die Suche nach den Gründen dafür.
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Ausbildungsberufe für Frauen: Herausforderungen
Die Tatsache, dass es bei uns so viele unterschiedliche Ausbildungsberufe gibt, macht es Schulabgängern alles andere als einfach. Sie haben die Qual der Wahl und können aus mehr als 400 staatlich anerkannten Ausbildungsberufen wählen. Für junge Frauen und Männer, die sich nach der Schule gegen ein Studium entscheiden, stellt sich daher die entscheidende Frage: Welche Ausbildung beginne ich? Eine Frage, deren Beantwortung viele vor eine echte Herausforderung stellt.
Denn schwierig ist für die meisten, sich zunächst einmal über die eigenen Bedürfnisse klar zu werden: Worin liegen meine Fähigkeiten und Interessen? Worin bin ich gut und was passt zu meiner Persönlichkeit? Lieber ein klassisches (Universitäts-)Studium, ein duales Studium oder eine der vielen Ausbildungsberufe wählen? Fragen über Fragen, die sich gleichermaßen für Frauen wie für die Männer stellen.
Interessant ist, dass vielen jungen Menschen ein Großteil dieser Ausbildungsberufe aber gar nicht bekannt ist. Die Jugendlichen kennen oft nur eine Handvoll der Ausbildungsberufe mit der Konsequenz, das dann aus diesen bekannten Berufen ausgewählt wird anstatt sich näher mit den anderen Feldern und Ausbildungsmöglichkeiten zu befassen, die der Markt noch bietet.
Video: Die beliebtesten Ausbildungsberufe bei Frauen!
Beliebteste Ausbildungsberufe für Frauen und Männer
Dass sich ein Großteil der jungen Leute Jahr für Jahr aufs Neue für die bekanntesten und beliebtesten Berufe entscheidet, lässt sich auch konkret in Zahlen ausdrücken: Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung wurden 2016 etwa 520 000 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen.
Ein Viertel von ihnen entfiel einzig auf die seit vielen Jahren mit Abstand gefragteste Branche: Den kaufmännischen Bereich. Und sogar ein Drittel aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge verteilte sich auf die zehn immer gleichen Berufe. Das ist bei den Ausbildungsberufen so, die die Männer wählen (KFZ-Mechatroniker, Elektriker und Einzelhandels-Kaufmann), aber das gilt auch für die Frauen.
Ein Blick auf die fünf beliebtesten Ausbildungsberufe gleicht einer Reise in die Vergangenheit. Denn viel hat sich nicht geändert, es dominieren auch heute die „klassischen Frauenberufe“.
Laut der Online-Ausbildungsplattform aubi-plus.de waren das im Jahr 2016:
- Bürokauffrau
- Medizinische Fachangestellte
- Verkäuferin
- Kauffrau im Einzelhandel
- Zahnmedizinische Fachangestellte
Video: Die beliebtesten Ausbildungsberufe bei Männern!
Trend bei den Berufen hält an: Gründe für mangelnde Vielfalt
Vielfalt ist etwas anderes: Rund 70 Prozent der weiblichen Jugendlichen entscheiden sich für einen der 20 von Frauen am häufigsten gewählten Ausbildungsberufe. Doch worin liegt diese geschlechtsspezifische Berufswahl begründet? Oder anders gefragt: Wieso wählen die meisten immer noch Ausbildungsberufe wie Bürokauffrau und Verkäuferin, anstatt es mal mit Raumausstatterin, Druckerin, Hauswirtschafterin oder Floristin zu versuchen? Gerade wenn die Interessen auch noch in diesen Bereichen liegen.
Begründet liegt dies in den klassischen Geschlechterrollen und traditionellen Rollenbildern, die die Gesellschaft den jungen Menschen quasi von frühester Kindheit an vorlebt. Für Schulabgängerinnen, die sich jetzt für einen Ausbildungsberuf entscheiden müssen, steht eigentlich schon früh fest, dass der techniknahe und handwerkliche Beruf eher typisch für Männer ist.
Und im Gegensatz dazu pflegerische, erzieherische und „haushaltsnahe“ Tätigkeiten üblicherweise eher von Vertretern des weiblichen Geschlechts ausgeübt werden. Warum? Weil ihnen dies von ihrer Umwelt von klein auf so vorgelebt wurde. Die Tradition und das Althergebrachte werden damit aufrecht erhalten.
Berufswahl: Typisch für Frauen, typisch für Männer?
Die Ursache für die andauernde Existenz von den immer gleichen Frauen- und Männerberufen liegt ganz offensichtlich an Attributen und Eigenschaften, die wir als „typisch“ für die Geschlechter ansehen. Und diesen auch aus Gewohnheit zuschreiben. Neben dem erwähnten Einfluss der Umwelt auf die individuelle Berufswahl, bestimmen noch weitere Faktoren, wieso man sich eigentlich nicht viel mehr nach seinen wahren Bedürfnissen und Neigungen richtet.
Das sind zum einen noch die genetischen Voraussetzungen, zum anderen die elterliche Erziehung. Bezogen auf den Einfluss der „Genetik“ auf die spätere Berufswahl, spielen ebenfalls Aspekte wie Gewohnheit und Konventionen häufig eine große Rolle. Frauen, die z.B. von Geburt an eher rational sowie technikaffin sind, entscheiden sich am Ende dennoch oft gegen einen technischen oder naturwissenschaftlichen Beruf.
Stattdessen wählen sie z.B. den klassisch weiblichen Ausbildungsberuf der Industriekauffrau (Platz sechs unter den beliebtesten Berufen bei den Frauen) oder Hotelfachfrau (Platz acht). Der Grund: Traditionell sind es nun einmal die Männer, die die technische Arbeitswelt und den IT-Bereich bestimmen. Das hat sich in den Köpfen vieler Frauen über Jahrzehnte festgebissen.
Doch die Situation könnte sich bald ändern und die Zahl der Frauen in klassischen Männerberufen rasant ansteigen. Und da vor der Berufstätigkeit das Studium bzw. die Ausbildung steht, auch die Anzahl an Mädchen, dich sich für einen Ausbildungsplatz im IT- oder technischen Bereich entscheiden. Modernität vor Tradition.
Ausbildungs- und Arbeitsmarkt stehen vor Veränderung
Vor allem drei Aspekte begünstigen diese Veränderung und sorgen dafür, dass dieses Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern in naher Zukunft womöglich der Vergangenheit angehört:
- die sich stets und rasant weiterentwickelnde Digitalisierung
- die Entstehung neuer, attraktiver Berufsfelder und damit neuer Ausbildungsberufe
- die ständige Entwicklung neuer Geschäftsmodelle
- die konstant weiter voranschreitende Globalisierung
- der zunehmende Bedarf an Fachkräften
Gerade der Fachkräftemangel könnte dafür sorgen, dass Ausbildungen in „männerlastigen“ Domänen künftig gleichermaßen auch für die Frauen von großem Interesse sind. Denn zum einen können es sich die Unternehmen schlicht nicht mehr erlauben, nach der „Präferenz beim Geschlecht“ einzustellen. Außerdem hat sich auch unter den Frauen mittlerweile herumgesprochen, dass die meist gewählten Ausbildungsberufe (siehe Einzelhandel- oder Bürokauffrau) mit Nichten auch die bestbezahlten Ausbildungsberufe sind. Und diejenigen mit den besten Perspektiven nach der Ausbildung schon gar nicht.
Ausbildungsberufe für Frauen: Berufsfelder mit Zukunft
Sich für eine Ausbildung entscheiden, die später in einen sicheren und gut bezahlten Beruf mit Zukunft führt. Genau das legen Arbeitsmarktforscher und Demographen Schulabgängerinnen nahe, die sich hinsichtlich ihrer Berufswahl noch unschlüssig sind.
Die zukunftsträchtigsten Ausbildungsberufe für Frauen im technischen Sektor sind:
- Technische Systemplanerin
- Mechatronikerin: Elektronikerin für Betriebstechnik
Ausbildungen mit den größten Zukunftschancen in der IT-Branche sind: Informationskauffrau, Fachinformatikerin, Mathematisch-technische Softwareentwicklerin.Und nicht zuletzt haben auch Ingenieurinnen künftig allerbeste Berufsaussichten. Der Grund auch hier: Der massive Fachkräftemangel, gerade im Maschinen-, Flugzeug- und Fahrzeugbau. Jedes Jahr verabschieden sich rund 20 000 Ingenieure in den Ruhestand. Das schafft Raum und Möglichkeiten für potentielle weibliche Nachfolger, die die Lücken füllen könnten.
Besonders gefragt sind Bewerber, die an eine fachspezifische Ausbildung (z.B. Energieanlagenelektroniker/-in) und anschließende Praxis-Erfahrung, das Ingenieurs-Studium hängen. Oder sich gleich für ein duales Studium entscheiden. Und damit Theorie und Praxis in der Ausbildung verbinden. Der Verdienst ist branchenabhängig, wobei das Einstiegsgehalt selten unter 37 000 Eur o brutto liegt. Je mehr Berufserfahrung, desto höher steigt das Gehalt. Schon nach fünf Jahren im Unternehmen sind 70 000 Euro Jahresgehalt keine Seltenheit.
Frauen in Männerberufen
Dennoch „trauen“ sich durchaus auch heute schon Frauen in die von Männern dominierten Branchen und Berufe. Beispiele: Hierzulande gibt es laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung rund 60 000 Azubis im Ausbildungsberuf des KFZ-Mechatronikers. Davon Frauen: Rund 650. Oder bei den IT-Berufen. In den klassischen IT-Ausbildungsberufen (z.B. Fachinformatiker, IT-System-Elektroniker oder Kaufmann für Information) liegt der Anteil weiblicher Azubis bei immerhin rund acht Prozent. Ehrlicherweise muss aber auch gesagt werden, dass sich diese Zahl seit Jahren nicht erhöht hat.
Anders sieht es in der universitären Ausbildung aus. Deutlich gestiegen ist in den letzten Jahren z.B. der Anteil von Frauen im Informatik-Studium. Dem IT-Branchenverband Bitkom zufolge, befindet sich der Frauenanteil bei den Erstsemestern in diesem Studiengang gegenwärtig auf einem Rekordwert von über 20 Prozent.
Ein anderes Bild ergibt sich jedoch bei der Besetzung von Stellen in diesen Branchen. In den entsprechenden Unternehmen liegt der Frauenanteil unter den IT-Fachleuten bei gerade einmal 15 Prozent. Und das, obwohl es rund 40 000 offene Stellen in diesem Segment gibt. Hauptproblem: Die auf dem Arbeitsmarkt vorherrschende Geschlechtertrennung.
Problem für Frauen: Die Vorurteile der Unternehmen
Der Mangel an weiblichen Fachkräften in den Unternehmen, obwohl z.B. für immer mehr Schulabgängerinnen IT- und technische Studiengänge in Frage kommen, ist lange bekannt. Die Ursache für dieses Missverhältnis liegt auch in der Geschlechterpräferenz der Unternehmen. Viele Firmen ausgewählter Branchen ob Telekommunikation, IT oder Handwerk präferieren Azubis eines bestimmten Geschlechts. Und lassen sich bei der Job-Vergabe von antiquierten Ansichten, Vorurteilen und Klischees leiten.
Nicht wenige Personaler sind etwa der festen Überzeugung, dass Mädchen körperlich kaum belastbar seien. Dieses Argument ist jedoch nicht haltbar wenn man bedenkt, wie gewaltig die (gerade körperlichen) Belastungen in den Pflegeberufen sind ein Berufsfeld, für das sich gerade Mädchen entscheiden.
Belegt ist zudem, dass in männlich dominierten Berufen die Männer das bessere Netzwerk haben und Frauen (unbewusst) ausgrenzen. Diese belegen, dass Personaler am ehesten Menschen einstellen, die ihnen ähneln. In der IT bedeutet das: Männer um die 30.
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