Auf der Suche nach einem geeigneten Beruf interessieren sich einige Schüler für die Ausbildung zur Hebamme. Dieser Ausbildungsberuf ist der Start in ein Arbeitsleben, in dem der Kontakt mit Menschen im Vordergrund steht. Als Geburtshelfer übernehmen die fertigen Azubis eine große Verantwortung und üben gleichzeitig einen der schönsten Berufe im Gesundheitswesen aus. Was Azubis während der Hebammenausbildung erwartet und wie es anschließend im Berufsleben weitergeht, erfahren Sie hier. Praktische Informationen und Hintergrundwissen erleichtern die Suche nach einem geeigneten Ausbildungsberuf.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Ausbildung zur Hebamme: Wer ist geeignet?
Wer eine Ausbildung zur Hebamme machen möchte, muss für die Zulassung verschiedene Voraussetzungen erfüllen. Eine dieser Voraussetzungen bezieht sich auf das Alter. Auszubildende müssen beim Antritt der Ausbildung das 17. Lebensjahr abgeschlossen haben. Außerdem ist ein Realschulabschluss erforderlich.
Wer keinen Realschulabschluss hat, kann auch mit einem Hauptschulabschluss zugelassen werden, sofern eine mindestens zweijährige Berufsausbildung abgeschlossen wurde oder eine Zulassung zum Krankenpflegerhelfer vorliegt.
Außerdem wird die gesundheitliche Eignung der Auszubildenden vorausgesetzt. Sind diese formellen Punkte erfüllt, können Interessenten ihre Bewerbung bei Hebammenschulen einreichen.
Wer zwar gerne Geburtshelfer für Schwangere werden möchte, jedoch noch nicht 17 Jahre alt ist, überbrückt die Zeit zum Beispiel mit einem Praktikum im Krankenhaus. Durch ein Praktikum kann auch eine Wartezeit auf freie Ausbildungsplätze oder den nächsten Ausbildungsbeginn an einer der Hebammenschulen überbrückt werden.
Neben den formellen Zulassungsvoraussetzungen sollten angehende Azubis eine persönliche Eignung mitbringen. Dazu gehört ein Interesse an der Arbeit mit Menschen in einem Gesundheitsberuf. Einfühlungsvermögen und ein vertrauenerweckendes Auftreten sind dabei besonders wichtig. Wer hingegen nicht gerne mit Menschen arbeiten möchte, kein Blut sehen kann, Kinder anstrengend findet oder eine geregelte Arbeitszeit haben möchte, sollte sich nicht für den Beruf der Hebamme entscheiden.
Der typische Arbeitsalltag einer Hebamme
Einen klassischen Arbeitsalltag gibt es für Hebammen nicht, da eine Geburt nicht planbar ist und eine Schwangerschaft bei jeder Frau anders verläuft. Daher ist eine gewisse Flexibilität und Einsatzbereitschaft im Arbeitsalltag erforderlich. Wer im Krankenhaus oder Geburtshaus in einem Angestelltenverhältnis arbeitet, hat weitestgehend geregelte Arbeitszeiten. Sie verteilen sich jedoch in der Regel auf einen Schichtdienst mit Frühschicht, Spätschicht und Nachtschicht.
Schließlich kommen Kinder rund um die Uhr auf die Welt. Entbindungspfleger begleiten eine Schwangere von der Aufnahme auf der Entbindungsstation bis zum Verlassen des Krankenhauses nach der Geburt. Sie sind neben der werdenden Mutter die wichtigste Person im Kreißsaal, unterstützen die frisch gebackene Mutter in den ersten Tagen nach der Geburt und tragen zur Versorgung des Neugeborenen bei.
Der Arbeitsalltag einer freiberuflich tätigen Hebamme kann da schon ganz anders aussehen. Hausbesuche bei Schwangeren stehen auf dem täglichen Arbeitsplan. Ebenso sind Geburtsvorbereitungskurse und Kurse zur Nachsorge und Rückbildung ein fester Bestandteil des Arbeitstages. Hinzu kommt die Büroarbeit. Sie umfasst Abrechnungen, die eigene Buchhaltung, Werbung und die Arbeitsplanung für die nächsten Tage, Wochen oder Monate.
Um diesen großen Berg von Aufgaben besser bewältigen zu können, schließen sich viele Freiberufler zu kleinen Gemeinschaften zusammen. Mehrere Entbindungspfleger können durch eine Zusammenarbeit die Kosten reduzieren, weil beispielsweise angemietete Kursräume von mehreren Personen genutzt werden und dadurch die Kosten für jeden einzelnen sinken.
Wer bildet Hebammen aus?
Der Berufsweg zur Hebamme oder zum Entbindungspfleger führt durch eine Ausbildung mit einer abschließenden Prüfung. Ausbildungsstätten für den Hebammenberuf sind so genannte Hebammenschulen. Sie stellen Ausbildungsplätze bereit und organisieren den theoretischen und praktischen Unterricht der Azubis. Eine Hebammenschule ist häufig an ein Krankenhaus mit Entbindungsstation angeschlossen. Die Auszubildenden lernen dann an der Hebammenschule alle theoretischen Grundlagen für ihre spätere Berufstätigkeit.
Die praktischen Lehrinhalte werden im Arbeitsalltag des Krankenhauses erworben. Wer eine Bewerbung für die Ausbildung zur Hebamme fertig verfasst hat, kann sie an verschiedene Hebammenschulen schicken und wird anschließend bestenfalls zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Während dieses Gesprächs werden die Eignung für den Beruf, die persönliche Motivation des Bewerbers und weitere Details geklärt.
Gibt es ein Hebammenstudium?
Der Beruf der Hebamme kann nur durch eine Ausbildung erlernt werden. In Deutschland gibt es dazu zahlreiche Hebammenschulen mit einem entsprechenden Ausbildungsangebot. Ein Hebammenstudium ist Deutschland nicht möglich. Stattdessen können sich Schulabsolventen mit Wunsch nach einem Studium für ein Medizinstudium mit dem Schwerpunkt der Gynäkologie bewerben.
Sie arbeiten nach Studienabschluss zwar nicht als Hebamme, können als Gynäkologe jedoch ebenfalls im Rahmen der Schwangerschaftsbegleitung und Geburtsvorbereitung tätig werden. Ebenso ist es möglich, durch ein Studium die Zulassung zum Kinderarzt zu erlangen und anschließend in der gesundheitlichen Versorgung für Kinder zu arbeiten. Weitere Berufe mit dem Schwerpunkt Kinder sind die des Erziehers, des Heilerziehungspflegers, der Kinderkrankenschwester, des Sozialarbeiters und des Lehrers.
Ausbildungsinhalte
Die Inhalte der Ausbildung zur Hebamme setzen sich aus einem theoretischen und einem praktischen Teil zusammen. Während der Ausbildungsdauer absolvieren Azubis mindestens 1.600 Stunden theoretischen Unterricht in der Hebammenschule. Hier werden die fachlichen Grundlagen für die spätere Arbeit gelegt.
Zu Beginn der Ausbildung nimmt der theoretische Unterricht einen größeren Teil des Ausbildungsalltags ein, als der praktische Unterricht. Das ändert sich während der Ausbildung, da im letzten Jahr der praktische Unterricht deutlich überwiegt. Laut Ausbildungsverordnung sind insgesamt mindestens 3.000 Stunden praktischer Unterricht Teil der Hebammenausbildung.
Ein Auszug aus dem Inhalt der Ausbildung zur Hebamme:
- Gynäkologie
- Geburtshilfe, Schwangerenbetreuung, Wochenbettbetreuung
- Anatomie
- Kinderheilkunde
- Psychologie
- Ernährungslehre
- Hygienelehre
- Organisation und Gesetzeskunde
Die hier aufgeführten Ausbildungsinhalte beschreiben die wichtigsten Themenbereiche. Hinzu kommen Randbereiche, die nur kurz während des theoretischen oder praktischen Unterrichts in der Ausbildung aufgegriffen werden. Sie können aber trotzdem Teil der abschließenden Prüfung sein.
Staatliche Prüfung am Ende der Ausbildung
Den Abschluss der Hebammenausbildung bildet das Staatsexamen. Diese Abschlussprüfung setzt sich aus drei Teilen zusammen:
- schriftliche Prüfung
- mündliche Prüfung
- praktische Prüfung
In allen drei Prüfungsbereichen wird das während der Ausbildung erlangte Wissen abgefragt. Um die Ausbildung zur Hebamme erfolgreich abschließen zu können, müssen alle drei Prüfungsteile bestanden werden. Gelingt das einem Azubi nicht im ersten Versuch, kann der nicht bestandene Prüfungsteil wiederholt werden. Das gilt auch, wenn mehrere Teile der Prüfung im ersten Versuch nicht bestanden wurden. Durchgeführt werden die Prüfungen in der Regel an der Hebammenschule. Nach erfolgreichem Abschluss sind die ausgelernten Azubis dazu berechtigt, die Berufsbezeichnung Hebamme zu tragen.
Dauer und Kosten der Hebammenausbildung
Eine Ausbildung zur Hebamme ist auf eine Dauer von drei Jahren ausgelegt. Während dieser Zeit wechseln sich der theoretische und praktische Teil ab. Außerdem muss innerhalb der Ausbildungsjahre ein Praktikum in einem Geburtshaus oder bei einer freiberuflichen Hebamme absolviert werden. Dadurch sollen die Azubis einen Einblick in die Berufe der freiberuflich tätigen Hebamme und des Entbindungspflegers bekommen.
Hat ein Auszubildender bereits eine Ausbildung zur Krankenschwester oder Kinderkrankenschwester erfolgreich absolviert, verkürzt sich die Ausbildungsdauer von drei auf zwei Jahre. Diese Verkürzung wird im Ausbildungsvertrag bereits festgehalten. Der Ausbildungsbeginn erfolgt in der Regel einmal pro Jahr im Herbst. Einige Schulen starten zusätzlich im Frühjahr eine Ausbildungsklasse. Hierbei handelt es sich jedoch um Ausnahmen.
Da es sich bei der Ausbildung zur Hebamme nicht um eine rein schulische Ausbildung handelt, erhalten Azubis ein Ausbildungsgehalt. Es ist gestaffelt und steigt nach jedem Ausbildungsjahr an. Kosten entstehen während der Ausbildungsdauer lediglich für Lernmaterialien und Fachbücher, die Azubis für die Vorbereitung auf ihre Prüfung benötigen. Sofern das Krankenhaus als Ausbildungsbetrieb seinen Angestellten keine Berufskleidung zur Verfügung stellt, können außerdem Kosten für Berufsbekleidung anfallen. Sie lassen sich jedoch steuerlich geltend machen.
Wo arbeiten Hebammen nach der Ausbildung?
Die Ausbildung zur Hebamme ist abgeschlossen – nun beginnt die Suche nach einem Job. Dabei haben ausgelernte Azubis verschiedene Möglichkeiten. Eine klassische Beschäftigungsmöglichkeit bieten Krankenhäuser. Sie stellen für ihre Geburtsabteilungen Hebammen und Geburtshelfer ein und beschäftigen sie als Angestellte im Schichtdienst. Alternativ dazu ist auch eine Anstellung in einem Geburtshaus möglich. Wer sich nach der Berufsausbildung selbstständig machen möchte und auf eigene Rechnung arbeiten will, der kann die Freiberuflichkeit wählen.
Freiberufler arbeiten selbstständig und begleiten Frauen durch die Zeit der Schwangerschaft, während der Geburt und bei der Nachsorge. Eine freiberufliche Tätigkeit birgt einige Risiken und setzt ein großes Verantwortungsbewusstsein voraus. So muss sich eine freiberufliche Geburtshelferin zum Beispiel um eine Haftpflichtversicherung kümmern, Räume für Kurse anmieten, für sich selbst Werbung machen und die Buchhaltung übernehmen. Wer die Absicht hat, als Freiberufler in diesem Job zu arbeiten, sollte sich im besten Fall professionell beraten lassen. Coachings und Existenzgründerbegleitungen helfen den ausgelernten Fachkräften auf ihrem Weg in das selbstständige Arbeiten.
Wer versichert Hebammen?
Für eine Hebamme ist eine Berufshaftpflichtversicherung zwingend notwendig, wenn eine freiberufliche Tätigkeit ausgeübt wird. Dabei wird jedoch zwischen verschiedenen Formen der Berufshaftpflicht unterschieden. Eine kleine Variante des Versicherungsschutzes ist dann erforderlich, wenn nur Geburtsvorbereitungskurse und Nachsorge angeboten werden. Anders sieht es für eine Hebamme aus, die auch Geburtsbegleitung anbietet. In diesen Fällen ist ein umfangreicher Versicherungsschutz notwendig.
Der Markt der Anbieter für eine Berufshaftpflichtversicherung für Hebammen ist überschaubar. Nur noch wenige Versicherungsgesellschaften haben eine entsprechende Berufshaftpflicht im Angebot. Zu ihnen gehören die VKB, Ergo, R+V, Debeka, Allianz und die Württembergische.
Bei einem Blick auf die Versicherungskosten fragen sich viele: Warum ist die Hebammen Haftpflicht so teuer? Kosten von jährlich rund 8.000 Euro seit dem Jahr 2017 sind von einer freiberuflich tätigen Hebamme oder einem Entbindungspfleger zu tragen. Die enorme Höhe dieser Beiträge entsteht nicht durch viele Versicherungsfällen. Die Anzahl der Versicherungsfälle ist stattdessen seit Jahren rückläufig. Für die hohen Beiträge sorgen vielmehr die enormen Kosten bei einem Schadensfall.
Der Versicherer muss das gesamte Leben über für alle Pflegekosten und Behandlungskosten des geschädigten Kindes aufkommen. Das ergibt durchschnittlich pro Geschädigtem einen Kostenfaktor von rund 2,5 Millionen Euro. Aufgrund dieses Kostendrucks ist die Berufshaftpflicht für Hebammen mit Begleitung bei der Geburt so teuer. Wer nur Kurse anbietet, muss mit einem Versicherungsbeitrag von rund 1.000 Euro pro Jahr rechnen.
Arbeit einer freiberuflichen Hebamme: Was zahlt die Krankenkasse?
Für eine freiberufliche Hebamme ist die Krankenkasse der Ansprechpartner, wenn es um Abrechnungen geht. Krankenkassen haben feste Sätze, mit denen eine Hebamme für ihre Arbeit entlohnt wird. Leider sind diese Sätze oft nicht besonders hoch und erfordern eine gute Planung und Kalkulation, damit gewinnbringendes Arbeiten möglich ist. Für eine Stunde in der Nachsorge übernimmt die Krankenkasse beispielsweise pro Kursteilnehmer Kosten in Höhe von fünf Euro. Diese Entlohnung muss nicht nur die tatsächlich geleistete Kursstunde mit Raummiete und Energiekosten abdecken. Von diesem Betrag müssen auch die Vorbereitung und Nachbereitung der Kursstunde getragen werden. Ähnlich verhält es sich mit den Geburtsvorbereitungskursen.
Fazit zur Ausbildung zur Hebamme
Wer sich für die Berufe der Hebamme oder des Entbindungspflegers entscheidet, muss zunächst eine komplexe Ausbildung absolvieren. Anschließend stehen dem ausgelernten Azubi auf dem Arbeitsmarkt zwei Beschäftigungsmöglichkeiten offen: das Angestelltenverhältnis und die freiberufliche Tätigkeit. Reich wird eine Hebamme in der Regel nicht, dafür arbeiten Sie jedoch in einem spannenden Berufsumfeld und begleiten jeden Tag Babys auf ihrem eigenen Weg ins Leben. Die Dankbarkeit der frisch gebackenen Eltern und das erste Lächeln der Neugeborenen sind für eine Hebamme häufig der wahre Lohn ihrer oft anstrengenden Arbeit.
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