Was ist es, das die USA so interessant macht? Freiheit, Weite, offene Menschen? Oder sind es nicht auch die Bildungsmöglichkeiten an Universitäten, die weltweite Anerkennung genießen? In 2011/12 rangierten die Vereinigten Staaten auf dem fünften Rang der Studienorte, die bei deutschen Studenten am beliebtesten sind. Auch das Medizinstudium ist hier stark gefragt.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Voraussetzungen für ein Medizinstudium in den USA
Wer Medizin studieren will, möchte das meist an einer renommierten Universität tun. Was liegt das näher, als sich auch in den USA nach einer guten Universität umzusehen?
Nicht nur die tollen Großstädte locken nämlich dort, auch die Bezahlung der Mediziner kann sich im internationalen Vergleich durchaus sehen lassen. Hier werden gar die höchsten Gehälter gezahlt – doch auch die Ausbildung selbst ist sehr gut und wer hier studieren kann, wird als Experte von der Uni gehen.
Doch welche Voraussetzungen müssen für das Studium erfüllt sein?
- Bewerber müssen bereits einen Bachelor in der Tasche haben:
Das Studium dafür muss mindestens vier Jahre gedacht haben. Der Bachelor muss zudem in einem anderen Fach als Medizin vorliegen, wobei es nicht zur Pflicht gemacht wird, den Titel in einem naturwissenschaftlichen Fach zu erreichen. Selbst diejenigen, die einen Bachelor in Politik oder Wirtschaft haben, können in den USA zum Medizinstudium zugelassen werden. - Die Bewerbung geht an eine Medical School in den Vereinigen Staaten:
Der Wettbewerb ist aber stark. Außerdem schränken viele dieser Schulen die Bewerberzahl schon dadurch ein, dass sie Ausländer gar nicht erst zulassen.
- Die Bewerbung an der Universität in den USA differiert von der Einschreibung hier in Deutschland:
Bewerber müssen sich dort ein gutes Motivationsschreiben einfallen lassen, außerdem kann es sein, dass ein sogenanntes Zulassungsinterview gefordert ist. Der Wettbewerb ist groß, das gilt vor allem für die bekannten Elite-Unis. Die eigene Bewerbung muss daher besonders gut sein und sich von der breiten Masse abheben. Sehr gut sind auch weitere Qualifikationen und Leistungen (Sport, Musik oder Ehrenämter).
Die Zukunftschancen für Mediziner in den Vereinigten Staaten sind sehr gut, der Weg dahin ist allerdings schwer. Vor allem für Bewerber, die keine amerikanische Staatsbürgerschaft haben, kann die Bewerbung mit zu vielen Hindernissen behaftet sein und das Medizinstudium kann in dem gewünschten Land gar nicht erst angetreten werden. Die Chancen werden aber erhöht, wenn Sie als Bewerber bereits in Deutschland eingeschrieben sind und nur für ein Jahr oder zwei nach Amerika gehen wollen.
Medizinstudium in den USA: Die Auswahl der Uni
In den Vereinigten Staaten gibt es viele verschiedene Medical Schools, doch die Auswahl ist dennoch nicht groß. Viele davon wünschen keine Ausländer und lassen die entsprechenden Bewerber gar nicht erst zu. Die Eliteuniversitäten schränken die Bewerberauswahl zwar nicht nach der Herkunft ein, doch Harvard oder Stanford fordern Bestleistungen. Die Zugangsvoraussetzungen werden hier nur von den Besten der Besten erfüllt.
Es lohnt sich daher durchaus, sich auch mit den Schulen zu befassen, die nicht auf den vordersten Rängen zu finden sind. Dort sind die geforderten Einstiegsbedingungen meist etwas moderater, auch die Kosten sind niedriger. Generell spielt das Budget eine nicht unerhebliche Rolle bei der Auswahl der passenden Universität.
Wer genügend Geld zur Verfügung hat, kann sicherlich die hohen Kosten einer Eliteuniversität tragen, wer jedoch nur ein mittleres Budget nutzen kann, sollte sich bei den mittleren und hinteren Rängen der Medical Schools umsehen. Dies bringt uns zu den Kosten, die das Medizinstudium in den Vereinigten Staaten verursacht.
Doch es kommt nicht nur das Medizinstudium an einer privaten Hochschule infrage, auch staatliche Universitäten können berücksichtigt werden. Sie sind deutlich günstiger, was die Studiengebühren betrifft, dafür ist ihre Reputation aber weniger gut. Außerdem stellt sich auch hier wieder das Problem, dass viele dieser Hochschulen Ausländer nicht annehmen, denn das Studium wird dort aus Steuergeldern finanziert – die Einwohner des betreffenden Staates haben dann den Vorrang beim Auswahlverfahren.
Das sogenannte Community College weist noch einen weiteren Nachteil auf: Der Abschluss hier erfolgt nicht mit dem Bachelor, sondern meist nur mit dem Associate Degree. Haben Sie den in der Tasche, können Sie vom College auf eine Universität wechseln. Dieser Bildungsweg ist natürlich deutlich umständlicher als der direkte über die Medical School.
Was kostet das Medizinstudium in den USA?
Schon in Deutschland heißt es, das Medizinstudium wäre teuer – doch wer im Ausland und vor allem in den USA studieren will, muss noch etwas mehr Geld einplanen. Vielfältige Kosten fallen an, dabei sind die Lebenshaltungskosten aber noch nicht einmal mit eingerechnet.
Die Studiengebühren sind von der jeweiligen Hochschule abhängig, durchschnittlich bewegen sie sich um 20.000 Dollar pro Jahr. Doch auch 40.000 Dollar jährlich (oder gar pro Semester!) sind keine Seltenheit, denn die Eliteuniversitäten warten alle mit diesen oder sogar noch höheren Preisen auf.
Zu den Lebenshaltungskosten gehört in erster Linie das Zimmer im Wohnheim auf dem Campus. Auch hier sind schnell 1000 Dollar weg – pro Monat! Dazu kommen die üblichen Kosten für die Mobilität vor Ort, für Verpflegung, Kleidung usw. Wer das nicht bezahlen kann und dennoch in den USA studieren will, sollte über ein Stipendium oder BAföG nachdenken. Auch ein Bildungskredit kann infrage kommen und muss hier in Deutschland beantragt werden.
Ausländische Hochschulen vergeben ihre Stipendien in der Regel nur an Bewerber und Studenten, die bereits herausragende Leistungen gezeigt haben – man denke nur an die heiß umkämpften Sportstipendien in den USA. Ein Bildungskredit wird hierzulande beantragt und muss erst nach dem Studium zurückgezahlt werden. Dies bedeutet aber wiederum, dass der Beginn des Berufslebens mit Schulden behaftet ist. Ob das infrage kommt oder nicht, muss jeder für sich entscheiden.
Praktische Erfahrungen für das Medizinstudium in den USA
Die Ausbildung zum Mediziner in den Vereinigten Staaten scheint sich Jahr um Jahr fortzusetzen, ein Ende ist zumindest anfangs nirgendwo in Sicht. Zumal auch die praktische Ausbildung nicht vergessen werden darf, diese schließt sich direkt an das Medizinstudium an. Die Ausbildung zum Facharzt wird als „residency“ bezeichnet und erfolgt in der Regel im Krankenhaus.
Die Dauer der praktischen Ausbildung ist vom gewählten Fachgebiet abhängig. Diese Zeit schließt mit einer Prüfung ab, wobei die Facharztprüfung noch lange nicht gang und gäbe ist. Wer als Arzt praktizieren möchte, kann das auch ohne Facharztprüfung, allerdings verlangen inzwischen immer mehr medizinische Einrichtungen den Nachweis über die Prüfung.
Es ist daher empfehlenswert, sie unbedingt in die Gesamtheit der Ausbildung mit einzuplanen. Daran kann sich noch ein Fellowship anschließen, dies ist eine Spezialisierung, die sich über mehrere Jahre hinzieht. Sie bezieht meist eine Forschungstätigkeit mit ein.
Dauer des Medizinstudiums in den USA
Ein Medizinstudium dauert lange, das wissen wir auch von deutschen Studenten. Doch in den Vereinigten Staaten ist der Weg nicht nur steiniger, sondern auch deutlich länger. Angefangen mit den vier Jahren, die bis zum ersten Bachelor vergehen, geht es weitere vier Jahre in die Ausbildung. Das heißt, nach acht Jahren ist der akademische Teil der Medizinerausbildung abgeschlossen – bis dahin sitzen viele Studenten allerdings schon bis zum Hals in Schulden.
Nun folgt die Facharztausbildung, die noch einmal zwischen drei und sieben Jahre dauert. Abhängig ist die genaue Länge der Qualifikation von der gewählten Fachrichtung. Hier allerdings ist auch der erste Zeitpunkt gekommen, zu dem der Student Geld verdient. Bis zu 50.000 Dollar im Jahr werden einem Arzt in Facharztausbildung gezahlt, was allerdings nur auf den ersten Blick viel erscheint. Die meisten müssen ab diesem Zeitpunkt damit beginnen, die angehäuften Schulden zurückzuzahlen.
Ist der Arzt fertig ausgebildet, liegt das Einstiegsgehalt bei rund 170.000 Dollar pro Jahr, spezielle Fachärzte wie zum Beispiel Neurologen verdienen noch deutlich mehr. Die Berufsaussichten sind für Ärzte in den Vereinigten Staaten generell sehr gut, denn die Wirtschaftskrise hat die Medizin nicht erfasst. Werden anderswo Stellen abgebaut, so sind gut ausgebildete Mediziner immer noch stark gefragt.
Alternative zum Medizinstudium in den USA
Die Hürden für das Studium der Medizin in den Vereinigten Staaten sind also sehr hoch, wenn Sie selbst kein US-Staatsbürger sind. Die Alternative ist, hier in Deutschland zu studieren und den Facharzt in den USA abzulegen. Dies ist gänzlich oder wenigstens in Teilen möglich, die Approbation in Deutschland muss aber vorliegen. Außerdem sind mehrere Aufnahmeprüfungen zu meistern, die Hürden für den Einstieg sind recht hoch. Das Examen wird dann in den Vereinigten Staaten abgelegt, die Prüfungsinhalte sind aber sehr anspruchsvoll.
Wichtig: Wer hier studieren will, braucht ein Visum – mindestens ein J1-Visum muss vorliegen. Damit ist aber nur das Studium gesichert, wer nach dem Abschluss als Mediziner in den USA arbeiten will, muss ein erneutes Visum beantragen. Dafür ist es nötig, die ausreichenden Sprachkenntnisse sowie eine Finanzierung des Aufenthalts nachweisen zu können.
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