Schwitzende Hände, schlotternde Knie, trockener Hals. Vorstellungsgespräche sind nervenaufreibend, Fehler vorprogrammiert. Die Einladung zum Vorstellungsgespräch zeigt, dass Sie mit Ihrer Bewerbung potentielle Arbeitgeber von sich und Ihren Qualifikationen überzeugen konnten. Mit diesen Tipps vermeiden Sie die häufigsten Fehler beim Vorstellungsgespräch.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Bitte nicht den Kopf vergessen: Vorstellungsgespräche richtig vorbereiten
Das Vorstellungsgespräch steht vor der Tür. Informieren Sie sich zuvor unbedingt ausgiebig über das Unternehmen und entsprechende Stellenanforderungen. Dazu können Sie sich auf der Webseite des Betriebs schlau machen, aktuelle Pressemeldungen lesen und sich angebotene Produkte sowie Dienstleistungen anschauen. Zudem sollten Sie sich auf folgende Fragen vorbereiten, die Antworten allerdings nicht auswendig lernen, da dies steif und daher unglaubwürdig wirkt:
Warum wollen Sie genau in diesem Unternehmen arbeiten? Was erwarten Sie von Ihrem Arbeitsplatz? Welche Kompetenzen bringen Sie mit und welche Gehaltsvorstellungen haben Sie? Wie sehen Sie Ihre weitere Karrierelaufbahn? Haben Sie eigene Fragen?
Sortieren Sie außerdem vor dem Bewerbungsgespräch Ihre Bewerbungsunterlagen. Sind diese chaotisch oder gar ganz vergessen worden, wirft das ein schlechtes Licht auf Bewerber, die zuverlässig und souverän vor Personaler treten sollten. Lassen Sie also nichts liegen, lesen Ihren Lebenslauf nochmals durch und denken Sie darüber nach wie Sie diesen im Gespräch durch Beispiele und Anekdoten illustrieren. Wenn Sie sich jetzt noch Ihre Klamotten zurechtlegen, das Handy ausschalten und die Kaugummis in der Tasche lassen, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Oder doch?
Video: Angst vor dem Bewerbungsgespräch: Richtige Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch
Das Vorstellungsgespräch: Wo sind Tigerjacke und Jogginghose?
Hoffentlich zu Hause! Kleiden Sie sich dem angestrebten Job entsprechend, weder zu lässig noch zu schick und erscheinen Sie gepflegt und seriös vor Ihrem potentiellen Arbeitgeber. Sind Blazer, Bluse und schwarze Hose ausreichend? Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten Sie sich über Dresscodes informieren.
Haben Sie beispielsweise ein Vorstellungsgespräch in einem Versicherungsunternehmen, machen Sie den besten Eindruck, wenn Sie in Anzug oder Kostüm erscheinen, während Sie bei einem Vorstellungsgespräch für ein Physiounternehmen so gekleidet zu elegant aussehen würden. Auf zu bunte Krawatten, Miniröcke und High Heels sollten Sie generell lieber verzichten.
Überpünktlichkeit beim Vorstellungsgespräch
Mal zu spät zur Arbeit zu kommen, passiert jedem früher oder später. Aber bitte nicht schon beim Vorstellungsgespräch. Personaler suchen Angestellte, die zuverlässig sind und zeigen nur bei schwerwiegenden Fällen Verständnis für Unpünktlichkeit. Wenn das Zuspätkommen unvermeidbar ist, geben Sie dem Unternehmen rechtzeitig Bescheid.
Fahren Sie am besten etwas zu früh los. Wenn dann noch Zeit ist, besteht immer noch die Möglichkeit vor dem Bewerbungsgespräch einen Spaziergang zu machen oder sich in ein Café setzen. Sind Sie überpünktlich und warten im Unternehmen, setzt das Personaler unter Druck und macht genauso wie Unpünktlichkeit einen negativ gefärbten schlechten, ersten Eindruck. Erscheinen Sie zur rechten Zeit, zeigt das, dass Sie die Einladung zum Vorstellungsgespräch wertschätzen.
Der gute, erste Eindruck beim Vorstellungsgespräch
Die Tür geht auf, der Personaler erscheint und bittet Sie rein. Showdown! Gesichtsmuskeln anspannen und Zähne zeigen. Ein Vorstellungsgespräch ist nervenaufreibend. Zeigen Sie Ihre Aufregung allerdings, kann das verkrampft, unfreundlich und gereizt wirken. Vergessen Sie also nicht zu lächeln, um einen freundlichen ersten Eindruck zu machen. Dazu gehört es außerdem trotz Nervosität bestimmte Umgangsformen zu beachten.
Lassen Sie sich nicht direkt auf einen Stuhl fallen, sondern warten Sie bis der Personaler Ihnen zur Begrüßung die Hand reicht und einen Platz anbietet. Ein wenig Smalltalk zu Beginn geht meist vom potentiellen Arbeitgeber aus und hilft die Situation etwas aufzulockern. Durch eine aufrechte Körperhaltung und das Bewahren von Blickkontakt, wirken sie selbstsicher und interessiert.
Bitte auswendig lernen: Die besten Phrasen fürs Vorstellungsgespräch
„Meine Stärken? Engagement, Dynamik und Teamfähigkeit. Meine Schwächen? Ich bin perfektionistisch, selbstkritisch und arbeite oft zu viel.“ Wenden Sie diese Floskeln gerne überall an – aber bitte nicht im Vorstellungsgespräch! Fast jeder kann sich mit Hilfe dieser Adjektive beschreiben.
Um eine Chance auf den angestrebten Job zu haben, müssen Sie sich jedoch von den anderen Bewerbern abheben. Statt sinnlos verschiedene Ihrer Eigenschaften aufzuzählen, beschränken Sie sich lieber auf wenige, die Sie kurz ausführen und belegen. Bringen Sie Persönlichkeit in Ihre Beschreibungen und antworten Sie so ehrlich und spontan wie möglich.
Video: Angst vor dem Bewerbungsgespräch – Richtige Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch
Über Selbstpräsentation oder wie Ihr Vorstellungsgespräch auf jeden Fall misslingt
Personaler sind weder Freunde von falscher Bescheidenheit noch von Überheblichkeit. Wenn Sie beim Gespräch Augenkontakt vermeiden, zu leise und zu bescheiden über Ihre Fähigkeiten sprechen, fehlt es dem Personaler an Gründen Sie einzustellen. Es ist wichtig beim Vorstellungsgespräch für sich zu werben sowie sich selbst zu behaupten.
Berichten Sie also realistisch über Ihre Kenntnisse und machen Sie sich selbst nicht zu „klein“. Dabei hilft es sich bewusst zu machen, dass eine Einladung zum Vorstellungsgespräch schon zeigt, dass potentielle Arbeitgeber Interesse an Ihnen und Ihren Kompetenzen haben. Außerdem trägt eine aufrechte Körperhaltung zur Erhöhung des Selbstbewusstseins bei.
Zudem kommt es vor, dass Bewerber arrogant und respektlos vor Personaler treten, was genauso wie falsche Bescheidenheit einen schlechten Eindruck macht. Bewahren Sie darum unbedingt ein realistisches Selbstbild, reden Sie nicht zu viel über sich selbst und auf keinen Fall schlecht über frühere Arbeitgeber.
Auch übersteigerte Detailforderungen, wie zum Beispiel nach einem Firmenwagen, sind zu vermeiden, da Sie den Eindruck erwecken, dass Bewerber hauptsächlich an Geld interessiert und wenig leistungsbereit sind. Dennoch sind vorsichtige Gehaltsfragen natürlich in Ordnung und meist sogar erwünscht.
Wichtig ist es, seine Selbstdarstellung zu strukturieren und nicht zusammenhanglos Informationen anzuführen. Es sollten ausschließlich Lebensdaten, die für das Unternehmen wichtig sind, genannt werden und eigene Fähigkeiten immer an Beispielen belegt werden. Halten Sie Ihre Antworten nicht zu allgemein und kommen Sie auf den Punkt.
Obwohl es wichtig ist sich im Voraus darüber klar zu werden, welche in Ihrem Lebenslauf erwähnten Aspekte beim Vorstellungsgespräch näher beleuchtet werden sollten, ist unbedingt davon abzuraten Antworten auswendig zu lernen. Dies wirkt auf Personaler unglaubhaft.
Märchenstunde: Über Lügen beim Vorstellungsgespräch
Ehrlichkeit wird von potentiellen Arbeitgebern hochgeschätzt. Verschweigen Sie keine Details zu früheren Beschäftigungen sowie Ausbildungen, Qualifikationen und Nebentätigkeiten. Wurden Sie entlassen, sollte auch dies Personalern nicht vorenthalten werden. In vielen Fällen hängt die Kündigung mit der Insolvenz des Unternehmens oder dem Schließen der Abteilung zusammen. Ist dies nicht der Grund, sollten Sie dennoch aufrichtig über Ihre Entlassung sprechen, positiv bleiben und hervorheben, was Sie zur Bewerbung auf die angestrebte Stelle motiviert hat.
Stellen Personaler unzulässige Fragen, die in die Privatsphäre eingreifen, wie beispielsweise Erkundigungen nach Familienplanung, Krankheit oder Freizeit, besitzen Arbeitnehmer das Recht aus Not zu lügen (Notwehrrecht).
Das Vorstellungsgespräch: Lücken im Lebenslauf begründen
Lücken im Lebenslauf sollten Sie keineswegs verschweigen oder zu kaschieren versuchen. Begründen Sie Lücken lieber ehrlich. Auslandsaufenthalte oder Orientierungsphasen, in denen Sie Praktika gemacht haben, sollten Sie im Lebenslauf angeben. Ein bis zwei monatige Pausen zwischen zwei Beschäftigungen, beziehungsweise vor oder nach dem Studium werden noch nicht als „Lücken“ bezeichnet und müssen somit nicht unbedingt im Lebenslauf genannt werden. Dennoch sollten Sie diese Zeiten beim Bewerbungsgespräch erläutern.
Achtung: Fangfragen beim Vorstellungsgespräch
- Warum sollten wir gerade Sie einstellen?
- Wann und wieso haben Sie das letzte Mal Regeln gebrochen?
- Werden Sie gerne geleitet?
Personaler stellen des Öfteren Fragen, um Bewerber aus der Fassung zu bringen und hinter die Fassade zu blicken. Lassen Sie sich von Fangfragen dennoch nicht beirren. Antworten Sie kurz, ehrlich und so spontan wie möglich. Häufig gibt es nicht die eine richtige Antwort.
Bewahren Sie außerdem die Ruhe, wenn Ihnen Fragen gestellt werden, auf die sie keine Antwort wissen. Geben Sie zu, wenn Sie etwas nicht wissen und bleiben Sie positiv. Ehrlichkeit wird von potentiellen Arbeitgebern geschätzt.
Das Vorstellungsgespräch: Wie interessiert sind Sie?
Es ist unabdinglich für Bewerber Interesse am Unternehmen zu zeigen, was Sie beispielsweise dadurch erreichen, dass Sie Fragen stellen. Es bieten sich Erkundigungen über zukünftige Aufgabengebiete, Kollegen und den Einarbeitungsablauf an. Fragen nach Urlaub, Arbeitszeiten und Gehalt sind in vielen Fällen am besten zunächst zu vernachlässigen. Gern gesehen wird zum Beispiel im sozialen Bereich die Frage nach einer Hospitation. Interessiert am Unternehmen wirken Sie zudem, wenn Sie direkt Ideen für die erhoffte Stelle äußern.
Umgangsformen beim Vorstellungsgespräch
Die richtigen Umgangsformen zu beachten gehört beim Bewerbungsgespräch dazu. So sollten Sie zum Beispiel auf die Verwendung von Umgangssprache während des Interviews verzichten. Auch wenn das Gespräch gut verlaufen ist, kann Ihnen zum Schluss noch ein entscheidender Fehler passieren: Sie vergessen vor Aufregung und Erleichterung, dass das Gespräch überstanden ist, sich zu bedanken. Einen guten Eindruck macht es zudem sich über den weiteren Bewerbungsverlauf zu erkundigen, bevor Sie sich verabschieden.
Fazit
Vom Kaugummi kauen bis zum Annehmen von Telefongesprächen während des Vorstellungsgesprächs. Personaler wissen von verschiedensten Fehlern zu berichten. Die häufigsten sind Folgende: Desinteresse, unpassende Kleidung, Überheblichkeit und die fehlende, vorherige Information über das Unternehmen. Zudem äußern sich Bewerber erschreckend oft negativ über frühere Arbeitgeber und können keine Beispiele über vorherige Tätigkeiten nennen. Bereiten Sie sich unbedingt genügend auf das Interview vor und bewahren Sie die Ruhe. Kleine Fehler können immer passieren und sind verzeihlich, solange Sie freundlich und respektvoll sind.
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