12 Jahre Schule liegen hinter einem Abiturienten und nun eröffnen sich ihm verschiedene Möglichkeiten. Abhängig von den Noten ist es möglich, direkt ins Studium zu starten. Aber auch eine Ausbildung kann möglicherweise interessant sein.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Ausbildung mit Abitur: gar nicht so einfach
Man könnte meinen, Betriebe nehmen für die Ausbildung gerade Abiturienten mit Kusshand, denn immerhin bringen diese bereits ein gewisses Know-how mit und können nachweisen, dass sie Durchhaltevermögen haben. Auch die zwei zusätzlichen Schuljahre haben den Bewerber natürlich geformt.
Dennoch schauen die Unternehmen häufig nach Bewerbern mit Mittlerer Reife, da sie davon ausgehen, dass Abiturienten überqualifiziert sind. Zudem müssen die Bewerbungsfristen eingehalten werden. Daher ist es notwendig, dass man sich meist mit dem Halbjahreszeugnis bewirbt. Ob das Abitur dann wirklich bestanden wird, steht noch in den Sternen.
Zudem haben Unternehmen oft das Problem, dass die Bewerber bei Ausbildungen von niedrigen Anforderungen ausgehen. Sie denken, dass eine Ausbildung deutlich weniger anspruchsvoll ist, als ein Studium. Das ist jedoch nur bei wenigen Ausbildungsberufen wirklich der Fall. Daher ist es wichtig, sich vor der Bewerbung ausreichend über einen Beruf zu informieren und zu prüfen, ob er wirklich zu den eigenen Vorstellungen passt.
Ausbildungsberufe mit Abitur: diese gibt es
Dennoch gibt es einige Ausbildungsberufe, die sich ausschließlich mit Abitur oder mit einem Fachabitur machen lassen. Unterschieden wird dabei zwischen den betrieblichen Ausbildungen und den schulischen Ausbildungen. Zudem gibt es noch die dualen Studiengänge, die ebenfalls sehr gerne von Abiturienten genutzt werden. Nachfolgend gibt es eine Übersicht über die Berufe, bei denen das Abitur eine Voraussetzung ist.
1. Öffentliche Verwaltung
Bei Berufen, die in einem Beamtenverhältnis stehen und die eine nicht-technische Laufbahn des gehobenen Dienstes haben, werden ausschließlich Bewerbern angeboten, die eine Fachhochschulreife oder einen ähnlichen Abschluss haben.
Bekannt sind dabei die Stellen beim Verfassungsschutz, der Polizei oder auch beim Zoll.
2. Technische Laufbahn im gehobenen Dienst
Wer im gehobenen Dienst eine technische Laufbahn einschlagen möchte, der kann dies oft nicht einmal mit Abitur machen, sondern muss einen Bachelor vorweisen. Die Grundlage für den Bachelor ist jedoch das Abitur.
3. Die Ausbildung für Fluglotsen
Bei der Deutschen Flugsicherung DFS ist es möglich, eine Ausbildung als Fluglotse oder als Fluglotsin in Angriff zu nehmen. Die Voraussetzung für eine Bewerbung sowie für eine Ausbildung ist das Abitur. Zudem gibt es noch eine ganze Reihe anderer Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen.
4. Betriebswirt oder Betriebswirtin
Bei diesem Beruf ist es teilweise möglich, die Ausbildung auch ohne Abitur zu erhalten. Die meisten Betriebe fordern jedoch ein Abitur.
5. Verkehrsflugzeugführer
Wer gerne als Pilot eine Laufbahn in Angriff nehmen möchte, der muss ebenfalls ein gutes Abiturzeugnis aufweisen.
Dies sind die bekanntesten Berufe, die nur mit Abitur erlernt und ausgeübt werden können. Zusätzlich dazu gibt es auch noch eine Reihe an Ausbildungen, bei denen in erster Linie Abiturienten einen Platz bekommen, wie beispielsweise als Bankkaufmann oder Bankkauffrau. Dies hängt dann mit den internen Vorgaben zusammen, die ein Unternehmen hat.
Video: zur Ausbildung zum Pilot der Lufthansa
Die konventionelle Ausbildung für Abiturienten
Der Klassiker bei einer Ausbildung ist die konventionelle Ausbildung, wie sie auch bei Nicht-Abiturienten durchgeführt wird. Diese besteht aus zwei Bereichen und zwar dem Einsatz im Unternehmen sowie dem Besuch der Berufsschule. Hier lernen die Auszubildenden von Grund auf sowohl die Theorie als auch die Praxis für ihren ausgewählten Beruf und können dabei bereits aktiv arbeiten. Die Höhe des Gehalts ist in diesem Bereich abhängig von dem Beruf sowie von dem Betrieb. Der Vorteil bei der konventionellen Ausbildung ist in erster Linie, dass man von Beginn an aktiv mit dabei sein kann.
Es ist nicht notwendig, erst einmal die theoretischen Inhalte in Angriff zu nehmen, bevor es an die praktische Arbeit geht. Zudem bietet der Wechsel zwischen Berufsschule und Betrieb eine nette Abwechslung im Alltag. Viele Auszubildende wissen es zu schätzen, dass sie die Vorteile einer konventionellen Ausbildung genießen können. Beispiele für einen Job in einer konventionellen Ausbildung sind der Investmentfondskaufmann oder der Fluglotse.
Video: Tornado-Ausbildung in Jagel | Wie geht das? | NDR
Das Abiturientenprogramm der Betriebe
Gerade in Handelsunternehmen ist das Abiturientenprogramm ein weit verbreitetes Angebot, das in Anspruch genommen werden kann. Das heißt, hier machen die Teilnehmer eine konventionelle Ausbildung in einem beruf des Handels, wie dem Kaufmann oder der Kauffrau für den Groß- und Außenhandel. Zusätzlich dazu gibt es gleichzeitig noch die Weiterbildung zu einem Handelsfachwirt.
Die Zeitspanne von drei Jahren beschreibt die Länge der Ausbildung. Das entspricht einer konventionellen Ausbildungszeit. Das heißt aber auch, dass die Teilnehmer von diesem Programm durchaus in der Lage sein müssen, ein großes Lernaufkommen zu bewältigen. Dafür werden sie mit einer angemessenen Bezahlung versehen.
Zudem ist es möglich, gleich nach der Ausbildung in die Führungsverantwortung zu gehen. Allein aus diesem Grund ist es aber notwendig, hier besonders viel Disziplin mitzubringen. Die Auswahlverfahren für das Abiturientenprogramm sind oft nicht zu unterschätzen und selbst Abiturienten mit einem guten Abschluss haben mit ihrer Bewerbung nicht immer Erfolg.
Das Duale Studium für Studenten
Die dritte Möglichkeit stellt das Duale Studium dar. Dies ist nicht ganz mit einer klassischen Ausbildung zu vergleichen. Hier geht der Abiturient für die praktische Ausbildung direkt in das Unternehmen. Die Theorie wird dafür an einer Hochschule gelehrt. Zu vergleichen ist die Ausbildung mit einem Studium jedoch nicht ganz. Denn man ist direkt angestellt bei einem Betrieb und es wird eine recht hohe Vergütung angeboten.
Wer sich beispielsweise dafür entscheidet, einen Bachelor of Arts abzulegen in dem Bereich der Jugend-, Familien- und Sozialhilfe, der wird in den praktischen Phasen aktiv in den Sozialämtern oder in den Jugendämtern arbeiten. Die theoretischen Phasen werden an der Universität durchgeführt.
Auch das Polizeiprogramm für einen Polizeivollzugsbeamten im gehobenen Dienst, erfolgt in einem Dualen Studium. Die Studienschwerpunkte liegen dabei in erster Linie auf den führungswissenschaftlichen sowie den kriminalwissenschaftlichen Bereichen. Dazu kommen die juristischen und einsatzwissenschaftlichen Schwerpunkte, die gelehrt werden.
Duale Studiengänge können zudem über die Bundesagentur für Arbeit in Anspruch genommen werden. Hier gibt es die Möglichkeit, beispielsweise den Bachelor of Arts für Arbeitsmanagement zu machen. Wer diesen Beruf erlernt, der wird seinen Arbeitgeber im Bereich der Personalfragen unterstützen und die Personalentwicklung zu seinem Thema machen.
Die Ausbildungsangebote mit einer Zusatzqualifikation
Zu den Tipps bei der Suche nach einem Beruf, in dem das Abitur eine gute Hilfe sein kann, gehören auch die Ausbildungsangebote mit Zusatzqualifikation, die direkt auf Abiturienten zugeschnitten sind. Vergleichbar sind die Angebote mit dem Abiturientenprogramm. Neben der eigentlichen Ausbildung, bestehend aus Theorie und aus Praxis, haben die Auszubildenden noch die Möglichkeit, weitere Qualifikationen in der Ausbildungszeit zusätzlich zu erlangen und damit nach der Ausbildung direkt einzusteigen in Positionen, die bereits Führungsbereiche enthalten.
Oft finden sich diese Ausbildungsangebote im Bereich der Wirtschaftsinformation, der Informatik im Allgemeinen sowie in der Industrietechnologie. Aber auch hier ist zu bedenken, dass die Kombination von Aus- und Weiterbildung ein sehr hohes Maß an Disziplin einfordert und es daher gut möglich ist, dass die Auswahlverfahren bei der Bewerbung sehr differenziert stattfinden. Wer hier trotz Abitur die Ansprüche des Unternehmens nicht erfüllen kann, der wird eine Möglichkeit haben, die Ausbildungsangebote mit Zusatzqualifikation in Anspruch zu nehmen.
Das Abitur nachholen: Welche Möglichkeiten gibt es?
Manchmal stellt man erst später fest, dass man eigentlich gerne einen anderen Beruf ausüben würde. Nun ist eine Umschulung oder auch eine neue Ausbildung grundsätzlich kein Problem. Wenn bei diesem neuen Berufswunsch jedoch die Voraussetzung das Abitur ist und dieses nicht vorliegt, kann dies ärgerlich sein. Aber es gibt die Möglichkeit, sein Abitur auch noch nachzuholen. Hier werden inzwischen ganz unterschiedliche Optionen geboten, die es möglich machen, auch neben dem Job seine Hochschulreife zu machen.
Diese Wege sind:
- Abendschule
- Fernabitur
- Kolleg
- Volkshochschulen
- Online-Abitur
Die einzelnen Wege unterscheiden sich natürlich ganz besonders durch die Lehrform. Gerade das Fernabitur oder das Online-Abitur setzen voraus, dass man in der Lage ist, sich Inhalte selbst beizubringen und die einzelnen Abschnitte auch zu Hause zeitlich pünktlich zu lernen. Wer jedoch von sich weiß, dass er beim Lernen und bei den Erklärungen eine direkte Unterstützung braucht, der sollte lieber den Weg über die Abendschule oder über die Volkshochschule gehen.
Voraussetzungen, Inhalte und Dauer
Wer gerne das Abitur nachholen möchte, der muss einige Voraussetzungen mitbringen. So ist es notwendig, einen Realschulabschluss oder einen Hauptschulabschluss aufzuweisen oder eine Berufserfahrung von wenigstens drei Jahren zu haben. Es kann notwendig sein, auch einen Eignungstest abzulegen, um für das Abitur zugelassen zu werden. Normalerweise dauert das Abitur zwischen zwei und drei Jahren. Wer Vorkurse belegen muss, der muss diese zur Laufzeit noch dazu rechnen.
Pro Woche sollten für die Ausbildung wenigstens 20 Stunden eingeplant werden. Dies gilt nur für den Unterricht. Lernzeit kommt noch mit dazu. Die Zusammensetzung besteht aus zwei Leistungskursen sowie Grundkursen. Eines der Leistungsfächer muss entweder Deutsch, Mathematik, eine Fremdsprache oder ein naturwissenschaftliches Fach sein.
Unterteilt ist das Abitur in die Phasen:
- Der Vorkurs: Hierbei handelt es sich um bis zu zwei Semester, die jedoch nicht immer erforderlich sind
- Die Einführungsphase: Sie besteht aus dem ersten und zweiten Semester
- Die Qualifikationsphase: Sie dauert zwischen drei und sechs Semestern und macht die Abschlussnote aus
Auch bei einem nachgeholten Abitur gibt es eine Prüfung, die durchgeführt werden muss. Sie besteht aus einer schriftlichen Prüfung der Leistungsfächer sowie einer mündlichen Prüfung in einem der Grundkurse.
Hinweis: Wer an ein staatliches Abendgymnasium oder an ein Kolleg geht, der muss normalerweise keine Kosten für das Abitur tragen. Anders ist es bei privaten Einrichtungen. Die Gebührenhöhe kann hier variieren. Teilweise ist es möglich, eine staatliche Förderung in Anspruch zu nehmen. Diese gilt aber nur für Schüler, die das 30. Lebensjahr bisher noch nicht vollendet haben. Zudem kann ein Anspruch auf elternunabhängiges BAföG bestehen, aber auch hier gibt es eine Altersgrenze.
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