Die Arbeitswelt verändert sich, und während frühere Jahrgänge nach ihrem Abschluss vor allem eins anstrebten – die Festanstellung – geht es heute immer mehr um die sogenannte Work-Life-Balance und vor allem um Eigenverantwortung. Deshalb starten immer mehr Absolventen direkt nach dem Studium durch und gründen ein eigenes Startup.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Am Anfang steht die Idee
Bevor Sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagen Ihr eigener Chef werden können, brauchen Sie natürlich eine möglichst brillante Idee für ein eigenes Unternehmen. Diese muss natürlich nicht außergewöhnlich sein.
Diese sollte Sie vielmehr selbst wirklich begeistern oder speziell darauf abzielen, dass Sie für Ihre künftigen Kunden und Auftraggeber ein Problem lösen. Experten raten, sich eine Liste mit Ideen und dazu passenden Geschäftsmodellen anzulegen und dann zu prüfen, welche Startups oder auch alteingesessene Unternehmen es mit diesem oder ähnlichen Konzepten bereits gibt.
Durch einen anschließenden Check der finanziellen Anforderungen an die Umsetzung sowie durch eine Analyse der vorhandenen Nachfrage und der daraus resultierenden Chancen und Risiken können Sie das Potenzial Ihrer Unternehmensidee prüfen. Ebenso raten Experten dazu, sich mit anderen über die eigene Idee zu unterhalten und so ein Feedback zu erhalten. Viele Gründer würden ihre Pläne geheim halten, wodurch ihnen wertvolle Hinweise entgehen. Wenn Sie die passende Idee gefunden und geprüft haben, können Sie mit der Planung Ihres Startups loslegen.
Der Businessplan
Am Anfang einer Gründung steht neben der Idee natürlich der Businessplan. Dieser ist in der Regel die Weiterentwicklung Ihrer ursprünglichen Idee zu einem ausgereiften Konzept. Dafür müssen Sie Ihre Idee in Worte fassen und niederschreiben, was Ihnen zunächst hilft, selbst ein Gefühl dafür zu bekommen. Zudem ist ein umfassender Businessplan die Grundlage für Gespräche mit möglichen Partnern, Investoren oder auch Banken.
Am besten Sie gliedern den Plan in zwei Bereiche: einen Textteil und einen kaufmännischen Teil. Während Sie im Text Ihre Idee das dafür entwickelte Geschäftskonzept ausführlich und vor allem verständlich darlegen, müssen Sie diese Ausführungen im kaufmännischen Teil mit Zahlen untermauern. Dementsprechend gehört in diesen Teil eine Auflistung zum Kapitalbedarf sowie ein entsprechender Plan für dessen Finanzierung.
Ein weiterer Bestandteil des Businessplans ist außerdem die Umsatz- und Rentabilitätsvorschau, mit der Sie den potenziellen Geldgebern zeigen, ob es sich für sie lohnen würde, Sie zu unterstützen.
Partner oder Investoren
Gerade Absolventen verfügen oft über kaum oder nur wenig Startkapital. Geht es Ihnen genauso, ist eine Möglichkeit, sich auf die Suche nach Partnern oder auch nach Investoren zu machen, um so die finanziellen Voraussetzungen für eine Gründung zu schaffen. Zu den privaten Geldgebern gehören beispielsweise sogenannte Business Angels oder Venture Capital Gesellschaften.
Außerdem bieten sowohl der Bund als auch die Länder sowie regionale und kommunale Akteure zahlreiche Förderprogramme an. So unterstützt zum Beispiel das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) bereits seit vielen Jahren Hochschulabsolventen, Wissenschaftler und auch Studierende mit dem EXIST-Programm bei der Vorbereitung einer Gründung im technologieorientierten und wissensbasierten Bereich.
Die Geschäftsform
Neben den finanziellen Herausforderungen müssen Sie sich im Rahmen einer Gründung auch mit rechtlichen Fragen auseinandersetzen. Und diese beginnen meist bereits bei der Wahl der „richtigen“ Rechtsform. So gibt es in Deutschland verschiedene Formen, die – je nach Perspektive – alle Vor- und Nachteile haben. Wichtig ist, dass Sie sich bevor Sie sich für eine Form entscheiden ausreichend über die Konsequenzen Ihrer Wahl informieren. So hängt von der Rechtsform beispielsweise ab, in welchem Verhältnis die Gründungspartner zueinanderstehen oder wie die Haftung geregelt ist.
Am häufigsten kommt in Deutschland die Gesellschaft mit beschränkter Haftung – die GmbH – vor. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Kapitalgesellschaft, für deren Gründung per Gesetz ein Mindestkapital von 25.000 Euro, da entweder als Bar oder als Sacheinlage nachgewiesen werden muss.
Da sogenannte Personengesellschaften wie beispielsweise eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) ohne eigenes Vermögen gegründet werden kann, beginnen die meisten Startups allerdings als solche. Für die Gründung werden mindestens zwei Personen benötigt. Der größte Nachteil einer GbR ist jedoch die Haftung. Da sie keine eigenständige Rechtspersönlichkeit besitzt, sind alle Gesellschafter persönlich haftbar.
Weitere Themen, die Sie im Rahmen einer Gründung beachten müssen, sind zum Beispiel die Krankenversicherungspflicht oder die Arbeitserlaubnis, die Sie für bestimmte Branchen zum Beispiel vom Gesundheitsamt benötigen oder auch Nachweise, mit denen Sie bei der IHK Ihre Qualifikationen belegen müssen.
Der Standort
Nachdem Sie Ihren Businessplan fertiggestellt und möglichst alle rechtlichen Fragen geklärt haben, müssen Sie sich noch um ein paar praktische Aspekte kümmern. Nicht zu unterschätzen ist dabei, dass Sie einen idealen Standort für Ihr Startup finden. Egal, ob Sie ein Büro, ein Ladengeschäft oder Räume für ein Restaurant suchen, machen Sie bereits im Vorfeld eine Standortanalyse.
Dabei sollten Sie sich zum Beispiel fragen, ob Sie für Ihr Geschäft eine gute Verkehrsanbindung benötigen oder ob Sie lieber einen kurzen Arbeitsweg bevorzugen. Prüfen Sie, wie viel Konkurrenz es beispielsweise im Einzugsgebiet gibt oder ob dort – wenn Sie zum Beispiel die Eröffnung eines Ladengeschäfts oder eines Restaurants planen – genügend Laufkundschaft vorbeikommt.
Nach der Gründung
Wenn Sie eine gute Idee und die passenden Partner, Investoren oder Förderprogramme sowie einen Standort gefunden haben, dann können Sie loslegen. Nun gilt es, Projekte oder Auftraggeber und Kunden zu akquirieren, Aufgaben und Arbeitsabläufe zu definieren sowie – wenn möglich und nötig – Mitarbeiter zu suchen und einzustellen. Wichtig ist dabei, dass Sie von Anfang an folgende Bereiche besetzen: BWL, Aussehen/Grafik und IT. Das bedeutet, dass Sie auf jeden Fall unternehmerisches und gestalterisches sowie technisches Know-how für die Umsetzung Ihrer Unternehmensidee benötigen.
Zudem müssen Sie überlegen, wie der Arbeitsalltag in Ihrem Startup aussehen soll und bei Bedarf klare Regeln für den Umgang mit bestimmten Themen festlegen. Dabei wird es gerade in der Anfangszeit nicht immer möglich sein, alle Aufgaben genau voneinander abzugrenzen und vor allem Sie als Gründer werden sich bestimmt das ein oder andere Mal wie das „Mädchen für alles“ fühlen. Das gehört dazu.
Die Unternehmenskultur
Auf die Frage, was einen Job in einem Startup attraktiv macht, nennen nicht nur Berufseinsteiger die Unternehmenskultur. Anders als bei großen Konzernen oder alteingesessenen Unternehmen ist diese bei Gründern oftmals lockerer und regelrecht familiär. Bei vielen wird sehr auf den sogenannten Feel-Good-Faktor geachtet, der meist mit dem Duzen in allen Bereichen anfängt. Außerdem bieten viele Gründer ihren Mitarbeitern frisches Obst sowie Getränke an und regelmäßige gemeinsame Erlebnisse wie ein wöchentliches Firmenmittagessen oder After-Work-Events sollen den Zusammenhalt stärken.
Ebenso ist der Kleidungsstil in der Regel – natürlich je nach Branche – etwas entspannter und klassische Outfits mit Anzug und Krawatte oder Rock und Bluse werden Sie in Startups eher seltener finden. Ein weiterer Unterschied bezieht sich auf das Thema Arbeitszeiten.
In den wenigsten Startups wird von 9 bis 17 Uhr gearbeitet und die berühmten Stechkarten gibt es nicht. Für Sie als Gründer bedeutet das natürlich, dass Sie praktisch nie Feierabend haben und auch die meisten Mitarbeiter eines Startups arbeiten bei Bedarf ohne Diskussion länger.
Der Einstieg als Mitarbeiter
Wollen Sie nicht selbst ein Startup gründen, sondern lieber in einem Karriere machen? Dann wird Sie Ihr Weg in der Regel zunächst über ein Praktikum ins Startup führen. Das Gute ist, dass Mitarbeiter dort oftmals schnell verantwortungsvolle Positionen übernehmen können und der Karriereschritt zum „Head of“ deutlich schneller möglich ist, als beispielsweise in einem großen Konzern.
Wenn Sie Ihr Studium also erfolgreich beendet haben und sich nicht für ein bereits von Anfang bis Ende festgelegtes Berufsleben entscheiden wollen, dann ist der Berufseinstieg bei einem Startup eine gute Möglichkeit, verschiedene Wege auszutesten.
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